Überraschungskandidat schlägt Wahlkreisgewinner Schwenke fällt bei der CDU durch
Die CDU ist mit einem Paukenschlag in ihr eigenes Auswahlverfahren für die Landtagswahl 2016 gestartet. Bei der Nominierung des Direktkandidaten für den Wahlkreis 12 verlor CDU-Dauergewinner Wigbert Schwenke gegen Neuling Florian Philipp.
Diesdorf l Der "Torkrug" in Diesdorf wurde am Donnerstagabend zum Schauplatz einer Kampfabstimmung mit einem überraschenden Ausgang. 33 von 110 eingeladenen CDU-Mitgliedern des Landtagswahlkreises 12 (u. a. Diesdorf, Sudenburg, Stadtfeld West und Nordwest) hatten sich zur Nominierungskonferenz für ihren CDU-Kandidaten eingefunden und erlebten einen turbulenten Abend.
Denn eigentlich war alles andere als eine Überraschung zu erwarten. Wigbert Schwenke, der einen Magdeburger Landtagswahlkreis dreimal hintereinander für die CDU gewinnen konnte, war auch für seinen vierten Anlauf als Direktkandidat als eine sichere Bank gehandelt worden.
Doch es kam anders. Der bis dato selbst bei vielen der anwesenden CDU-Mitglieder unbekannte Florian Philipp machte das Rennen. Am Tag danach gibt der 35-Jährige auch zu: "Ich war klarer Außenseiter und bin selbst überrascht." Schwenke hingegen war für die Volksstimme nicht zu erreichen.
Offen, gerade, ehrlich
Am Abend zuvor hatte Florian Philipp mit einer selbstbewussten und erfrischenden Rede, so berichten Augenzeugen, die CDU-Mitglieder auf seine Seite ziehen können. In geheimer Abstimmung gewann der Familienvater aus Olvenstedt mit 17 zu 16 Stimmen gegen Wigbert Schwenke. "Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich freue mich und werde alles daran setzen, den Wahlkreis für die CDU zu gewinnen", sagte Philipp der Volksstimme.
Besonders ernüchternd für CDU-Urgestein Schwenke dürfte außerdem sein, dass Philipp im "Schwenke-Wahlkreis" nur deshalb antrat, weil Schwenke bis dato keinen Gegenkandidaten hatte. Philipp hatte u. a. mit Werbeblättchen für seine Positionen unter den Christdemokraten geworben und dabei auf die Themen Bildung und Wissenschaft gesetzt. "In diesen Feldern ist die CDU bisweilen schwach aufgestellt", so Philipp. Sein Slogan "Sachsen-Anhalt nachhaltig positiv gestalten" sei keine Phrase. Er selbst sei kein "gestandener Politiker", schätze sich als "offen, ehrlich und geradeheraus" ein und gibt vor, dass in der CDU einiges "passieren" müsse. Schwenke kenne er nur flüchtig.
Die Magdeburger CDU startet damit mit einem wahren Paukenschlag in ihre Nominierungsrunden für die vier Landtagswahlkreise in Magdeburg. Kreisvorsitzender Tobias Krull gab offen zu: "Mich hat der Ausgang in Diesdorf auch sehr überrascht. Aber es ist eine demokratische Entscheidung und ein Zeichen für eine lebendige Partei. Wir werden das Gespräch mit Wigbert Schwenke suchen. Und wir bleiben bei unserem Ziel, alle vier Wahlkreise für die CDU zu gewinnen." 2011 hat die CDU drei, die Linke einen Wahlkreis geholt.
Davor stehen aber noch drei weitere Wahlkreis-Nominierungen für die CDU. Im Wahlkreis Ostelbien/Altstadt/Stadtfeld-Ost wird ein Nachfolger für den mehrfachen Wahlkreisgewinner Jürgen Scharf gesucht, der nicht mehr antritt. Auch hier stehen mit dem Kreisvorsitzenden Tobias Krull, Beate Bettecken und Ilona Hesse bereits drei Kandidaten bereit, Spontankandidaturen nicht eingerechnet. Im Süden soll es sogar fünf Kandidaten geben.
Im Norden ist ebenfalls Kampf angesagt. Die Ex-OB-Bewerberin Edwina Koch-Kupfer streitet sich hier mindestens mit Ex-Fifa-Referee Bernd Heynemann um das Mandat der eigenen Partei. Besonders interessant: Damit treten hier ein ehemaliges SED-Mitglied (Bernd Heynemann) und ein ehemals parteiloses Mitglied der Linken-Landtagsfraktion (Edwina Koch-Kupfer) gegeneinander im Kampf um die CDU-Direktkandidatur an. Allein diese Konstellation lässt Raum für weitere Überraschungen bei den CDU-Nominierungen.