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Die Volksstimme suchte und fand trotz vorlesungsfreier Zeit noch Studierende in der Hochschule im Herrenkrug. Semesterferien: Hallo Campus, ist da jemand?

12.09.2012, 03:16

Auf dem Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal im Herrenkrug tummeln sich während der Vorlesungszeit bis zu 4500 Studierende. Aber was passiert dort während der Semesterferien? Die Volksstimme sah sich auf dem Campus um.

Magdeburg l Selbst jetzt trotten noch Studenten über die Wege und Wiesen. Hausarbeiten und Prüfungsbelege müssen im Auftrag der Dozenten während der Ferien angefertigt werden. Was sie davon halten, ist ihren Gesichtern anzusehen, wenn sie an den Volleyballfeldern entlangspazieren, wo Kommilitonen schwitzend den Ball übers Netz schmettern. Ihr Weg jedoch führt in die Mensa und nach der mittäglichen Stärkung wieder zurück in die Bibliothek, ins Labor oder an einen PC im Zentrum für Kommunikation und Information (ZKI).

Deborah Schmieg hat mit ihrem Freund und zwei Kommilitonen an einem Tisch hinter der Mensa Platz genommen. Die 22-jährige Studentin verbringt gerne ihre Freizeit auf dem Campus. "Es ist so schön hier."

"Ich bin wirklich nur wegen der Arbeit in Magdeburg geblieben."

Deborah Schmieg (22), Studentin

Doch an diesem Tag macht sie Mittagspause. Statt die Ferien in ihrer Heimatstadt Calw im Schwarzwald zu verbringen, arbeitet Deborah zweimal pro Woche als Hilfswissenschaftlerin (HiWi) bei der Pressestelle der Hochschule."Ich bin wirklich nur wegen der Arbeit in Magdeburg geblieben", erklärt die eifrige Studentin, woraufhin ihr Freund enttäuscht seinen Kopf Richtung Tischplatte senkt. Sie lacht - und er auch. "Ich will meinen Job bei der Pressestelle behalten und dafür muss ich anwesend sein", fügt sie schnell hinzu.

Die Lüftung im Raum brummt. Auf einem Stuhl sitzt Ronald Kühn. Er studiert Journalistik/Medienmanagement an der Fachhochschule und verdient sich als HiWi im ZKI etwas hinzu. "Hier kommt zurzeit selten jemand rein", erklärt der 20-Jährige aus Muldenstein bei Bitterfeld.

Er war nicht die ganzen Ferien über hier. Mit einem extrem breiten Lächeln gefolgt von einem tiefen Seufzer erzählt er von seinem Urlaub in den schottischen High- und Lowlands mit seinen Eltern, nachdem er mit seinen Freunden Entspannung auf Rügen gesucht und gefunden hatte. Er blickt zurück auf seinen Laptop und es scheint ein wenig so, als hätte er diesen kleinen Schalter im Kopf wieder umgelegt. "Ende September wird hier mehr los sein, wenn neue Erstsemester ins Wohnheim ziehen und ihren Internetanschluss anmelden wollen."

Das Wohnheim. Ein Plattenbau, der am östlichen Rand des Campus vierstöckig in die Höhe ragt. Dann und wann radelt ein Bewohner seiner Wege oder kommt gerade nach Hause. Auch hier sind also noch Studenten zu finden.

Einer von ihnen ist Moritz Reinäcker. In seinem Zimmer stapeln sich Kartons, gefüllt mit allem Krimskrams, der zuvor seine jetzt leeren Regale und Schränke zierte.

"Man ist nie allein durch die vielen Freunde im Wohnheim."

Moritz Reinäcker (23), Student

Es sind Moritz\' letzte Tage hier am Campus. Seine acht Semester des Studiums "Bauingenieurwesen" sind rum. Jetzt geht\'s weiter. Für ein Masterstudium in "Denkmalpflege" an der Technischen Universität Berlin zieht es ihn in die Hauptstadt. Der 23-Jährige resümiert die vergangenen vier Jahre ganz ohne breites Lächeln oder tiefe Seufzer. "Die Mensa hat immer offen, also brauchte ich nicht selbst kochen. Hier ist es so schön grün und man ist nie allein durch die vielen Freunde im Wohnheim."

Plötzlich ertönt ein heller, kurzer und altbekannter Ton. Ein Blick aus dem Fenster von Moritz\' Wohnung bestätigt die Vermutung: Draußen auf dem Grillplatz sitzen zwei Jungs. Sie haben Bierflaschen aneinander geschlagen - mit breitem Lächeln, ohne Seufzen, aber einem langen "Aaaahh".

Danny und Dave, diese beiden sind die ersten Exemplare Studierender an diesem Tag, die hier nicht geblieben sind, um zu arbeiten, zu lernen oder einen Umzug vorzubereiten. Sie "chillen", also tun (fast) nichts. Beiden geht es ähnlich: Am Wochenende fahren sie in ihre Heimat (Danny nach Calbe und Dave nach Stendal), weil dort viele ihrer Freunde sind. Innerhalb der Woche genießen sie die Ferien mit den Freunden, die sie in Magdeburg beim Studium kennengelernt haben.

Am 1. Oktober verändert sich das Bild von diesem Campus und seinem Wohnheim wieder stark. Natürlich trotten die Studierenden dann immer noch, nur werden es viel mehr sein. Die einzigen, die nicht trotten werden, sind die neuen Studien-Anfänger, die "Erstis". Sie werden sich zunächst in ihrem neuen Lebensabschnitt als Studierende zurechtfinden müssen. Sie werden so sehr unter Strom stehen, dass sie Zeit brauchen werden, um zu realisieren, welch Ruhe spendende Kraft der Campus im Herrenkrug innehat - nicht nur in den Semesterferien.