Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt Weg frei: Soforthilfe für Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlags in Magdeburg
Mit seinem einstimmigen Votum hat der Magdeburger Stadtrat am Mittwoch, 15. Januar, den Weg dafür freigemacht, die Spenden an die Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlages zu verteilen.
Magdeburg. - Schnell und unbürokratisch: So sollen die Spendengelder, die nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt auf dem Spendenkonto der Stadt eingegangen sind, verteilt werden. Damit das auch so passieren kann, musste der Stadtrat eine eigens dafür aufgestellte Richtlinie beschließen. Das tat er am Mittwoch, 15. Januar, auch einstimmig im Rahmen einer Sondersitzung.
Prozentuale Verteilung der Spenden an die Opfer des Anschlags von Magdeburg
Bis gestern Vormittag waren auf dem städtischen Spendenkonto rund 1,2 Millionen Euro eingegangen. Diese Gelder sollen schnellstmöglich bei Opfern und Angehörigen des Anschlags landen. Nach der Richtlinie, die der Stadtrat abgesegnet hat, wird das Spendenaufkommen prozentual verteilt.
20 Prozent sollen den Hinterbliebenen der sechs Todesopfer zu Gute kommen, jeweils 25 Prozent den akut vital bedrohten sowie den schwer verletzten Opfern. 15 Prozent entfallen auf die leicht verletzten Opfer, 10 Prozent auf Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, 5 Prozent auf Menschen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind (bis zu 300 Euro pro Person).
Die Stadtverwaltung legt dabei eine Liste zugrunde, die sie von der Magdeburger Polizei zur Verfügung gestellt bekommen hat, wie Oberbürgermeisterin Simone Borris erklärte. Wie lang die Liste ist, ließ sie unerwähnt. Sie zeigte sich aber tief beeindruckt von der „unfassbaren Welle der Solidarität“ und appellierte an die Stadträte, die Richtlinie zu bestätigen. Damit die Opfer eben schnell und unbürokratisch finanzielle Hilfen erhalten. „Das haben die Spender so gewollt“, betonte sie.
Beratung für Betroffene des Anschlags von Magdeburg
„Das durch den Anschlag verursachte Leid ist durch Geld nicht aus der Welt zu schaffen“, ist sich auch Finanzbeigeordneter Thorsten Kroll bewusst. Dennoch könne die Stadt einen Beitrag leisten, die Folgen für die Opfer verträglicher zu gestalten. Damit die Gelder schnellstmöglich ausgezahlt werden, verzichte die Verwaltung auf eine normalerweise übliche Verwendungsnachweisprüfung. Auch hinterfrage sie keinerlei Versicherungsleistungen.
Die Stadt werde die Betroffenen anschreiben und dabei Antragsformulare mit versenden. Auch online soll das Ausfüllen möglich gemacht werden. „Wir werden auch Beratungen zu den Anträgen anbieten“, wie Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk erklärte. In Ausnahmefällen auch im Rahmen von Hausbesuchen. Laut Gottschalk würde mehr als die Hälfte der Betroffenen nicht aus Magdeburg kommen. Hier würden die Kommunen um Amtshilfe gebeten.
Beratungsstelle steht zur Verfügung
Ein Team der Stadtverwaltung für alle Fragen zur Spendenvergabe ist per E-Mail unter buerosonderstab@stadt.magdeburg.de erreichbar. Voraussichtlich ab Montag steht eine Beratungsstelle zur Verfügung. Einzelheiten und Öffnungszeiten sollen noch rechtzeitig bekanntgegeben werden.
Über neue Erkenntnisse zum Ermittlungsstand konnte die Oberbürgermeisterin noch nichts sagen. Sie zieht aus den „unfassbaren Ereignissen“ aber auch eine Erkenntnis, die sie zuversichtlich stimmt: „Die Tragödie hat uns erschüttert, aber auch gezeigt, dass wir eine Gemeinschaft sind, die zusammensteht.“
Die Frage, wie der Weihnachtsmarkt 2025 stattfinden kann, sollte zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden. „Wir können jetzt nur gemeinsam versuchen, die Wunden zu heilen und mit den Narben umzugehen.“ Und: Die Menschen hätten ein Recht auf eine umfassende Aufklärung. „Die Stadt wird die Ermittlungsbehörden bedingungslos unterstützen“, versicherte Borris.