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Katastrophe im Meer Theater Magdeburg: 135 Tote auf See

Im Magdeburger Schauspielhaus hat "Das Floß der Medusa" über eine Katastrophe Premiere. 150 Passagiere wurden nach einem Schiffsunglück hilflos zurückgelassen.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 21.03.2025, 06:28
„Das Floß der Medusa“ hat am Sonnabend im Schauspielhaus des Theaters Magdeburg Premiere.
„Das Floß der Medusa“ hat am Sonnabend im Schauspielhaus des Theaters Magdeburg Premiere. Foto: Gianmarco Bresadola/TM

Magdeburg. - Katastrophe des Floßes der Medusa auf der Bühne: Das Theater Magdeburg entwickelt ein neues Stück um eine wahre Geschichte über den Untergang eines französischen Schiffs und das Versagen der Schiffsleitung bei der Rettung der Menschen. Das neue Stück „Das Floß der Medusa“, inszeniert von Mirjam Loibl und gemeinsam mit dem Ensemble nach einer Idee von Bastian Lomsché entwickelt, entführt das Publikum auf eine düstere Reise durch eines der tragischsten Schiffsunglücke der Geschichte. Premiere ist diesen Sonnabend, 22.3.2025. Worum geht es genau? Wann sind die Aufführungen? Und wo gibt es Karten?

Das Floß der Medusa ist am 22. und 29. März und am 11. April jeweils um 19.30 Uhr im Schauspielhaus des Theaters Magdeburg in der Otto-von-Guericke-Straße 64 zu erleben. Das Stück ist für ein Publikum ab 16 Jahren empfohlen.

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Der Hintergrund des Stücks: 1816, nach Napoleons Niederlage, als Europa inmitten einer politischen Neuordnung schlingerte, nimmt die französische Fregatte Méduse Kurs auf Westafrika. Was folgt, ist ein Albtraum: Ein Schiffbruch vor der Küste Senegals. Ein großer Teil der Schiffbrüchigen wird auf einem Floß zurückgelassen, von ungefähr 150 Menschen überleben nur 15. Doch warum ausgerechnet dieses historische Ereignis als Grundlage für ein Theaterstück? Mirjam Loibl erklärt, dass das Unglück der Méduse nicht nur eine verheerende Katastrophe war, sondern auch eine symbolische Kraft entfaltet, die bis heute nachhallt.

Die Herausforderung fürs Theater Magdeburg

„Es ist ein Ereignis, das nicht nur den Schiffbruch selbst, sondern auch die Katastrophe der menschlichen Psyche aufzeigt“, erklärt Mirjam Loibl. „Es geht um Machtverhältnisse, um das Versagen der unfähigen Schiffsführung, die nur ihres Adelstitels wegen an der Spitze steht, und um die extremen Situationen, in welche die Schiffbrüchigen dadurch gebracht wurden.“

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Der zweite Teil des Stücks rückt das Geschehen auf dem Floß in den Mittelpunkt: Hunger, Durst, Gewalt und die Aussichtslosigkeit einer Rettung. „Wie stellt man eine solche Katastrophe auf der Bühne dar?“, fragt Loibl. Sie und ihr Ensemble antworten auf diese Frage nicht mit blutigen Details, sondern mit einer atmosphärischen Darstellung, die die inneren Zustände der Überlebenden einfängt. „Es geht nicht darum, Gewalt explizit darzustellen“, sagt sie. „Wir übersetzen die Zustände der Menschen in Bewegung und Atmosphäre, um diese so in einer anderen Erzählform erfahrbar zu machen.“

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Das Stück soll den Zuschauern einen Raum der Reflexion bieten, der weit über die historischen Fakten hinausgeht. Die Darstellung des Schiffbruchs und des Überlebensdramas lässt das Publikum in eine Welt eintauchen, die uns trotz ihrer historischen Distanz tief berühren kann. Das Stück fordert den Zuschauer heraus, nicht nur passiv zuzusehen, sondern aktiv zu hinterfragen.

Reise ins Unbekannte

„Die Themen von Macht, Ohnmacht und Verzweiflung sind heute genauso relevant wie damals“, so Loibl. „Es ist eine Geschichte über die Strukturen, in denen wir uns auch heute noch bewegen. Eine Parabel, die uns an unsere eigenen Fehler erinnert.“ Loibl betont, dass es nicht um die Vermittlung von Fakten geht, sondern darum, eine Welt zu schaffen, in der das Publikum eingeladen ist, mit Sehgewohnheiten zu brechen um so zu unterschiedlichen Beobachtungen und Sichtweisen zu gelangen.

Der Raum zwischen den Worten, die wechselnden musikalischen Stimmungen und das Spiel mit der Zeitauflösung schaffen eine dichte Atmosphäre, die die Grenze zwischen Darstellung und Realität verschwimmen lässt. „Wir spielen mit den Grenzen der Wahrnehmung“, sagt Loibl.

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„Und wir wollen das Publikum nicht mit einfachen Antworten abspeisen. Es soll sich auf das Stück einlassen und den eigenen Interpretationsraum finden.“ In einer Zeit, in der die Welt sich oft wie ein Ort der Unsicherheit anfühlt, hat „Das Floß der Medusa“ nichts von seiner Aktualität verloren. Die Inszenierung ist ein Appell, sich nicht von den etablierten Machtstrukturen der Gegenwart vereinnahmen zu lassen, sondern zu hinterfragen, wo wir heute noch in ähnlichen Machtverhältnissen gefangen sind. „Man kann die Vergangenheit nicht einfach ablegen“, so Loibl. „Sie ist immer noch ein Teil von uns. Die Geschichte der Méduse ist ein Teil unserer Gegenwart.“

Freiheit und Verantwortung

Doch „Das Floß der Medusa“ ist nicht nur eine Reflexion der Vergangenheit. Der Überlebensbericht, der später verfasst wurde, und das berühmte Gemälde von Théodore Géricault im Louvre werfen einen düsteren Blick auf den menschlichen Überlebenswillen.

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In einer Welt, in der das Leben oft nichts mehr wert zu sein scheint, stellt sich die Frage, wie man das eigene Menschsein bewahren kann. Die Kunst, so Loibl, bietet einen Raum, in dem diese Fragen nicht in einfache Antworten gezwängt werden. Und doch soll das Stück die Menschen am Ende zuversichtlich entlassen, so die Regisseurin.