Kultur Theater Magdeburg will ins Haus der Bibliothek
Magdeburg
Die Zentralbibliothek zieht am Breiten Weg aus und das Theater Magdeburg ein? Kein Ding der Unmöglichkeit, wie die jüngste Diskussion in der Magdeburger Stadtpolitik zeigt.
Hintergrund: Wenn im Theater Magdeburg eine Orchesterprobe angesagt ist, dann bedeutet das nicht zuletzt, sich zu arrangieren. Dass zum Beispiel der Probenraum zu klein ist. Und dass die Bühne, auf die man ausweichen könnte, für Vorstellungen oder die Proben von anderen Sparten belegt ist. Benötigt wird also ein Probensaal. Wie Generalintendantin Karen Stone im Kulturausschuss des Stadtrats jetzt anmerkte, ist diese Erkenntnis nun schon seit zehn Jahren gereift.
Stadträte wollen Klarheit
In dem Ausschuss wurde nun aber auch deutlich, dass es nicht mehr beim Diskutieren bleiben soll. Per Stadtratsbeschluss soll ein Konzept vom Rathaus eingefordert werden, wie das Problem zu lösen ist. FDP-Stadträtin Carola Schumann hatte zuvor ihrem Ärger Luft gemacht, dass es seit Jahren nicht vorwärts geht.
In welche Richtung dieses gehen könnte, machten neben Generalintendantin Karen Stone auch die Philharmonie-Mitglieder Georg Dengel und Gerd Becker klar. Das Theater würde gern das Gebäude der Zentralbibliothek nutzen. Karen Stone: „Das wäre ideal, da für uns dann die Wege überschaubar bleiben.“
Räumliche Nähe würde die Arbeit vereinfachen
Bei den Wegen handelt es sich nicht allein um die der Musiker. Es geht darum, ob eine aufwendige Logistik erforderlich sein wird. Georg Dengel sagte: „Wir haben nicht das Geld, um ein zweite Harfe oder ein zweites Klavier zu kaufen.“ Bei einem Probenraum abseits des Opernhauses würde das also bedeuten, die Instrumente nicht einfach von einem in den anderen Raum zu schieben, sondern sie mit dem Lkw womöglich quer durch die Stadt zu fahren. Es darf bezweifelt werden, dass solche Transporte den Instrumenten gut tun.
Mit einer Erweiterung des Theaters am Universitätsplatz würden auch andere profitieren. So könnte man dem Chor endlich einen Raum mit Fenster zur Verfügung stellen. Und der Theaterjugendclub könnte Platz bekommen. Zudem bestünde die Möglichkeit, mit dem Jugendsinfonieorchester und dem Konservatorium nebenan die Zusammenarbeit zu verstärken. Die Vision von Georg Dengel: „Wir wollen uns als eigene Sparte präsentieren. Wir wollen neue Varianten und Formen finden – und da wäre solch ein zentraler Raum eine große Hilfe.“
Chor und Jugendclub würden auch profitieren
Interesse an Synergien signalisierte auch schon die von einem Verein getragene Theaterballettschule. Diese Einrichtung platzt aus allen Nähten und könnte sich gut vorstellen, die Angebote von Buckau ins Stadtzentrum auszudehnen, wie deren Leiterin Annett Herwig berichtete.
Den Hinweis von Hagen Reum, Chef des Eigenbetriebs Kommunales Gebäudemanagement, dass das derzeitige Bibliotheksgebäude als Kaufhaus gebaut wurde – viele Magdeburger erinnern sich ans Sportkaufhaus „Olympia“ – und womöglich zum Beispiel die Raumhöhen nicht ausreichen, will Karen Stone nicht gelten lassen: „Fünf Meter Raumhöhe würden uns reichen. Und das sollte in dem Gebäude machbar sein.“
Umzug ins „Olympia“ keine kurzfristige Lösung
Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz jedenfalls hält die Idee grundsätzlich für gut. Sie sagt: „Ein Umzug der Bibliothek wäre natürlich keine kurzfristige Lösung.“ Wohin – das ist noch nicht klar. Zwar war in diesem Zusammenhang das inzwischen im Eigentum der Wobau befindliche Logengebäude im Ausschuss schon angesprochen worden. Immerhin befand sich hier die Bibliothek bis zur Rückgabe des Gebäudes an den Alteigentümer bis kurz nach der Wende. Nur ganz so verkehrsgünstig zu erreichen wäre dieser Standort nicht. Und Gartenpartei-Stadtrat Marcel Guderjahn regte an, einen auf die Bedürfnisse der Bibliothek zurechtgeschnittenen Neubau am Uniplatz zu bauen.
Doch mit den Veränderungen im Freizeitverhalten der Menschen bestünde für alle herkömmlichen Bibliotheken „ein Nachbesserungs- und Optimierungsbedarf“.
Gelegenheit, Bibliothek zu entwickeln
In Skandinavien gebe es schöne Beispiele dafür, wie die Bibliotheken von reinen Ausleihstationen zum „Dritten Ort“, zu Stätten des Verweilens, des Einandertreffens und der Kommunikation geworden seien. Als Positivbeispiel einer weiterentwickelten Bibliothek sieht CDU-Stadtrat Andreas Schumann hier die Stadtbibliothek Dresden.
Regina-Dolores Stieler-Hinz macht aber auch deutlich: „Ein solches Projekt wird Millionen kosten. Das schütteln wir nicht aus dem Ärmel.“ Sie ist aber guter Hoffnung, dass mit einem neuen EU-Förderprogramm entsprechende Investitionen möglich werden.
Fahrstühle und Brandschutz helfen allen
In der Bibliothek selbst verweist man auf die Beschluss-lage im Stadtrat. Fahrstühle und der Brandschutz werden erneuert. Und es wird ein Gutachten zur Bausubstanz erstellt. Doch mit all dem könnte das Theater auch etwas anfangen.
Zudem gibt es aber auch schon Überlegungen, die Einrichtung weiterzuentwickeln. Miriam Schmidt, in der Stadtbibliothek zuständig für Programm und Bildungsarbeit, gegenüber der Volksstimme: „Parallel dazu wird ein Vorschlag zur langfristigen Ausrichtung der Stadtbibliothek erarbeitet.“ Es gehe darum, die Erfordernisse der digitalen Gesellschaft zu berücksichtigen und ihr Potenzial als kommunale Bildungseinrichtung für alle Generationen herauszustellen. Ob dies am jetzigen Standort überhaupt umsetzbar ist, wenn ja, welche Kosten damit einhergehen, und wie weiter verfahren werden soll – dazu werde dem Stadtrat ein Vorschlag unterbreitet. Die Kulturbeigeordnete versprach dem Ausschuss jedenfalls schon einmal, bis zur Sommerpause erste Ergebnisse vorzulegen.
Wertschätzung für Mitarbeiter am Theater
Wie auch immer die Entwicklung der Stadtbibliothek aussehen wird – fürs Theater machten dessen Vertreter deutlich, dass sie nach vielen Jahren wieder Hoffnung schöpfen. Karen Stone, die noch die kommende Spielzeit als Generalintendantin in Magdeburg tätig ist, sagte: „Es wäre das schönste Geschenk zum Abschied, wenn ein Stadtratsbeschluss den Weg frei macht für eine entsprechende Investition.“ Gerd Becker ergänzte: „Und es wäre auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern des Theaters.“