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Nominiert für"Magdeburger des Jahres 2011":Philipp Schmidt,Videoproduzent von "State of Mind" Verliebt in Magdeburg: 25-Jähriger schreibt mit jungen Leuten Hymne auf die Elbestadt

Von Jana Heute 05.12.2011, 05:33

Zehn Kandidaten sind für den Magdeburger des Jahres 2011 nominiert. Die Volksstimme stellt alle Kandidaten vor. Heute: Philipp Schmidt, Produzent des Videos "Magdeburg State of Mind".

Magdeburg l Stepptanz auf der Sternbrücke, Salto vor dem Rathaus - Passanten reiben sich an diesen Sommertagen 2010 verwundert die Augen: Was soll das werden? Philipp Schmidt, der junge Mann mit der Videokamera, zeigt ein verschmitztes Lächeln, und sagt: "Ein besonderer Kurzfilm für das Internet, eine Hommage an Magdeburg." Philipp Schmidt, der sich nicht scheut, mit einem Riesenherz auf dem Shirt "ich liebe Magdeburg"- mäßig herumzulaufen, ist Ideengeber, Regisseur und Produzent in einem. "Magdeburg State of Mind", so heißt der Titel des Musikvideos. Ein Gemeinschaftsprojekt vor allem junger Leute, die sich von Philipp Schmidt sofort dafür begeistern ließen. Geld? "Geld gab es dafür nicht. Nicht für mich und auch nicht für die anderen", betont er und findet es toll, dass trotzdem alle in ihrer Freizeit mitgemacht haben: Die Sängerinnen Marie-Theres Kampe und Luisa Kutza, die Band "Stayded", die Agentur Improma, das Sachsen-Anhalt-Orchester, die daRookies, die Tänzerinnen des Steps Dance Centers und die Cheerleader der Guardian Angels sind u. a. dabei.

Schon beginnt der Tanz auf der Sternbrücke. Philipp Schmidts Kamera fängt die Bilder ein. Sänger Andre Weißkeller, Frontmann der Band Stayded, ist mit auf der Brücke: "Yeah, ich bin in Magdeburg, willkommen in der Hauptstadt, komm her wenn du was drauf hast und wenn du einen Traum hast ..." Er singt, tanzt Hip-Hop, begleitet von den Mädchen des Steps-Dance-Centers, und schon ist der Zuschauer mittendrin in der Szenerie: "Wir gehen zusammen zum Hundertwasserhaus, ein bunter Augenschmaus, direkt am Breiten Weg ... " singt Andre weiter, während er Sängerin Marie-Theres Kampe als seine Freundin durch die Stadt führt. "... Rotehorn, Herrenkrug, Orte - die man gern besucht ..." Die Bilder im Video wechseln schnell - Guericke-Denkmal, Hassel-Partymeile, Stadion, Uni und Hochschule, weißer Elbestrand - um dann doch an Orten zu verweilen, die die Stadt prägen. In der City etwa das Opernhaus, die barocken Bauten in der Altstadt, selbst der staubige Blaue Bock, werden besungen. Orte, die eines gemeinsam haben. Sie stiften Identität. Im Refrain zeigt Sängerin Marie-Theres Kampe auf eine Wetterkarte Deutschlands. Magdeburg und den Dom trägt sie dabei auf Händen: "Die Stadt wirkt nachts glitzern golden, hier gibt\'s nie finstre Wolken. Magdeburg. Hier kann man super studieren ohne Studigebühren", singt sie gutgelaunt.

"Ich weiß, es wirkt teils schon etwas kitschig", räumt der junge Produzent ein. Doch die Zweifel schiebt Philipp Schmidt schnell beiseite. "Es soll keine Dokumentation sein, auch kein offizielles Imagevideo. Es will einfach nur die schönen Seiten Magdeburgs zeigen", erklärt der Student der Medienwirtschaft, der gerade an seiner Bachelorarbeit schreibt.

Philipp Schmidt wählte bewusst den populären New-York-Song von Jay-Z und Alicia Keys "Empire State of Mind" als Vorlage. Musik und Titel dienten somit als Vorbild: "Wer eine Botschaft aussenden will, muss auch dafür sorgen, dass sie ankommt." Darum entstand "Magdeburg State of Mind", was übersetzt so viel heißt wie "Gemütszustand", als Coverversion. "Damit wurde die Magdeburg-Adaption im Netz schneller wahrgenommen", erklärt Philipp Schmidt. Stayded, die Band mit Frontmann Andre Weißkeller, schrieb die Musik auf die bekannte Melodie. Hippiger, rockiger als das Original. Und der Plan ging auf. Am 24. Januar 2011 wurde das Magdeburg-Video auf YouTube ins Netz gestellt. Schon nach den ersten 72 Stunden hatte es 20 000 Klicks. "Das war verrückt. Damit hatten wir erst nach einem halben Jahr gerechnet", meint der 25-Jährige.

Fasziniert ist er auch heute noch von der Premierenparty für das Musikvideo am 21. Januar in der Festung Mark. 600 Gäste feierten mit, alle Akteure waren dabei. "Es war Wahnsinn, super Stimmung" , freut er sich. Beim German-Bowl 2011 am 8. Oktober in der MDCC-Arena sahen schließlich 11000 Besucher das Video "Magdeburg State of Mind". Zehnmal so viele sind es sogar schon im Internet: Bis gestern klickten 107427 Menschen das Magdeburg-Video an.

In den Kommentaren gibt es viel Lob und manchmal auch Kritik. Die steckt er ein, wichtiger ist ihm, dass Menschen in aller Welt das Positive dieser Stadt sehen können. Amerika, Kanada, Mexiko, Europa - überall wurde das Video von Philipp Schmidt schon gesehen. Ein Riesenerfolg, den er und seine Mitstreiter sich nicht hätten träumen lassen. Doch um "Einschaltquoten" sei es ihm nicht gegangen, sagt der junge Mann mit der markanten schwarz gerandeten Brille. Ziel war vielmehr, dass Magdeburg im weltweiten Datennetz Gesicht zeigt - ein freundliches. Eines, das Lust macht auf einen Besuch und vielleicht mehr. Schließlich habe Magdeburg als Wissenschafts-, Sport- und Studentenstadt viel zu bieten. "Wenn man bis Sommer 2010 aber auf You Tube geguckt hat, dominierten dort schlecht gemachte Handyvideos und aggressive Inhalte", erzählt er und meint: "Das hat mich gewurmt." Er wollte dies ändern. Nach Studium in Berlin und einem anderthalbjährigen Berufspraktikum bei einer TV-Produktionsfirma in München kam Philipp Schmidt im August 2010 in seine Heimatstadt zurück - die Idee für ein Musikvideo über Magdeburg schon im Kopf. In der Münchner Firma hatte er sich eine Videokamera ausgeliehen und begann nun alles zu filmen, was ihm vor das Objektiv kam: Ballonglühen im Elbauenpark, Messe im Herrenkrug, Magdeburg-Marathon. Ansichten von oben aus dem Heißluftballon. "Für bewegte Aufnahmen brauchte ich noch einen Dolly, also einen Kameraschlitten", erinnert er sich an die Anfänge. "Ich landete bei der Produktionsfirma Improma in Buckau. Dort waren sie von dem Projekt so begeistert, dass sie gleich mit einsteigen wollten."

Damit hatte Philipp Schmidt über Nacht nicht nur neueste Technik zur Hand (die geborgte Kamera ging wieder nach München), sondern gleich auch noch ein Produktionsteam: Kameramann, Cutter, Grafiker. "Ich musste nur noch alle Fäden zusammenhalten, alles koordinieren - das war auch schon viel", erinnert sich Philipp Schmidt an lange Abende und Wochenenden im Studio sowie an den Sets überall in der Stadt. Die Mühe hat sich gelohnt. "Magdeburg State of Mind" ist ein junges Video geworden, ein lebensfrohes - eine Hymne auf die Stadt. Dass in den 5 Minuten kaum Negatives zu finden ist, hat einen einfachen Grund: "Kritik hat nicht mehr hineingepasst", meint der Produzent lachend. "Aber vielleicht beim nächsten Video", denn das wird es bestimmt geben irgendwann.

Fürs Erste will er vor allem eins: "Ich möchte mich bei allen Unterstützern herzlich bedanken. Das müssen Sie unbedingt schreiben", drängt er beim Gespräch. Aber klar, das passt eben noch hinein in den Text. Schließlich haben Philipp Schmidt und sein gesamtes Team nichts Geringeres geschafft, als der Stadt ein musikalisches Denkmal zu setzen. "Magdeburg State of Mind" - mit bestem Gemütszustand!

Zu sehen: www.volksstimme.de/magdeburgerdesjahres