Magdeburger Neurologe im Interview Was Parkinson mit Demenz und Depressionen zu tun hat
Das Zittern der Hände ist ein bekanntes Parkinson-Symptom. Das sei häufig nicht das Schlimmste an der Erkrankung. Ein Magdeburger Neurologe erklärt, wie Parkinson therapiert werden kann und wo noch Forschung nötig ist.
Magdeburg - Wie macht sich Parkinson bemerkbar? Kann der Erkrankung vorgebeugt werden? Magdeburger Volksstimme-Reporterin Lena Bellon sprach mit Dr. Hartmut Lins, Chefarzt der Neurologischen Klinik im Klinikum Magdeburg.
Was ist Parkinson genau und was passiert im Körper von Betroffenen?
Kurz zusammengefasst ist es der Untergang von Nervenzellen im Gehirn. Es gibt zwar Ideen in der Forschung, aber es ist noch nicht bekannt, welche Ursache Parkinson hat.
Welche Ideen sind das?
Beispielsweise bei Boxern, die vermehrt Schläge auf den Kopf bekommen, kann Parkinson häufiger auftreten. Es gibt auch genetische Formen. Bei den meisten Patienten ist die Erkrankung aber individuell und tritt sporadisch auf. Daher können bisher nur die Symptome behandelt werden.
Welche Symptome deuten auf Parkinson hin?
Viele Menschen assoziieren die Erkrankung mit dem Zittern der Hände. Das tritt aber nicht immer auf und ist oft nicht das Schlimmste. Das ist eher die Bewegungsverarmung, von denen viele betroffen sind. Dazu kann die Steifigkeit des Körpers kommen, eine Gangstörung und eine Störung der Feinmotorik. Oft verändert sich auch die Stimme – Parkinson-Patienten sprechen dann monotoner und leiser. Durch das fehlende Dopamin kann es auch zu depressiven Verstimmungen kommen. Manche Betroffene leiden im späteren Verlauf an einer Demenz.
Wie kann Parkinson aktuell behandelt werden?
In den meisten Fällen medikamentös. Viele Patienten haben zwei bis fünf verschiedene Tabletten, die sie nehmen müssen. Damit kann beispielsweise das verfügbare Dopamin erhöht werden oder die Medikamente können zu der Substanz weiterverarbeitet werden, die fehlt. Für manche gibt es auch operative Lösungen. Mit einem Hirnschrittmacher kann eine Tiefenhirnstimulation erzeugt werden. Das geht jedoch nur bei Patienten, die psychisch ausgeglichen und nicht an Demenz erkrankt sind. Das muss zuvor genau untersucht werden – ansonsten könnte es durch den Eingriff Verschlechterungen geben.
Durch welche Maßnahmen kann die medikamentöse Therapie ergänzt werden?
Eine gute Ergänzung können zum Beispiel Physio- oder Ergotherapie sein. Bei Sprachproblemen kann auch Logopädie helfen.
Wer ist häufig von Parkinson betroffen?
Die meisten Patienten erhalten ihre Diagnose im Alter zwischen 50 und 60 Jahren.
Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Erkrankung?
Es sind Männer und Frauen ungefähr gleich oft betroffen. Bei Multiple Sklerose (MS) zum Beispiel erkranken Frauen häufiger – solche Zahlen gibt es bei Parkinson nicht.
In der Magdeburger Selbsthilfegruppe wurden beim Umgang mit der Erkrankung Unterschiede erkannt – ist das biologisch zu begründen?
Ich kenne keine geschlechterspezifischen Unterschiede im Verlauf der Erkrankung. Ich kann mir vorstellen, dass das ein sozialer Aspekt ist. Frauen suchen eventuell häufiger ein solches Angebot auf und suchen den sozialen Kontakt mehr.
Gibt es Wege, der Erkrankung vorzubeugen?
Nein, nicht wirklich. Es sind bislang keine handfesten schützenden Faktoren erforscht.