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Wirtschaft Mit Video: So plant das Müllheizkraftwerk in Magdeburg für die Zukunft

Fernwärme, Strom, Müllverbrennung - so plant das Müllheizkraftwerk Magdeburg für die Zukunft.

Von vs Aktualisiert: 23.07.2024, 10:40
Rolf Oesterhoff, Chef des Müllheizkraftwerkes.
Rolf Oesterhoff, Chef des Müllheizkraftwerkes. Foto: Peter Gercke

Magdeburg - Seit 100 Jahren ist Magdeburg-Rothensee Kraftwerks-Standort. Fast alles hat sich seither geändert. Erst wurde Braunkohle, dann Stadtgas in Strom verwandelt. 1986 wurden neue Kraftwerksblöcke gebaut, die keine Zukunft nach der Wende hatten. Neue Gesetze provozierten eine große Transformation. Ab 2005 durfte Müll nicht mehr unbehandelt deponiert werden, weil Deponien klimaschädliches Methan in die Luft und Schadstoffe ins Grundwasser abgeben.

 
Rolf Oesterhoff (Geschäftsführer Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH) zum Thema Transformation. (Video: Pro M Magdeburg)

Netzausbau unterstützen

„Als Lösung für Entsorgungsprobleme entstand das neue Kraftwerksprojekt mit Kraft-Wärme-Kopplung“, erklärt Oesterhoff. Der gebürtige Sauerländer erinnert sich: „1998 war Projektstart. 2005 ging der erste Müllverbrennungsblock in Betrieb. Der Standort wuchs und wurde energiewirtschaftlich immer wichtiger. Heute rufen täglich Leute an, die gern Fernwärme hätten. Jeder möchte uns kennenlernen. Das war nicht immer so.“

Und es kommt noch mehr Neues, freut sich Oesterhoff: „Ende August wird der dritte Block in den Regelbetrieb übernommen. Wir sind im Zeit- und Kostenplan und können mehr Fernwärme anbieten für den Ausbau des städtischen Netzes, das wir fast allein versorgen. Neu ist, dass wir erstmals vermarktbaren Prozessdampf auskoppeln und dass wir nun höherkalorische Abfälle verwerten können wie z.B. Schredderleichtfraktionen aus Fahrzeugen oder Kühlschränken.“

Müll und Klärschlamm

Immer mehr Müllarten werden so einer energetischen oder stofflichen Nutzung zugeführt. „Mit der Wirbelschichtanlage zur Monoverbrennung von Klärschlamm entsprechen wir Kundenwünschen. Klärschlamm wurde lange auf die Äcker verbracht als Dünger. Das geht aufgrund von Schadstoffbelastungen nicht mehr. Wir können diese Abfälle thermisch verwerten und aus der Asche Phosphor als knappen Rohstoff extrahieren lassen, der als Dünger eingesetzt wird.“

Neben Strom und Wärme kommt nun Prozessdampf für Industrieunternehmen, die ihre fossile Eigenerzeugung einstellen. Auch Techniken zur Stabilisierung des Stromnetzes wie flexibles Hochfahren oder datenbasierte Prognosen der Stromnachfrage sind trendy.

„Heute können wir binnen Minuten unsere Stromeinspeisungen rauf- und runterzufahren. Das hielt man früher für unmöglich“, freut sich der Energiemanager. Das MHKW kooperiert mit England, Irland, Italien, der Schweiz und nun auch mit Polen. Dabei geht es um die Verwertung andernorts nicht behandelbarer Abfälle.

Konkurrenzfähig

„Aus Irland verarbeiten wir Abfälle der Industrie, so auch die von dortigen Intel-Standorten, deren Qualitäten wir also schon kennen. Das wird auch hier vielleicht bald Thema werden.“

Das MHKW liefert schon jetzt fast 100 Prozent der Fernwärme und 30 Prozent des Magdeburger Strombedarfs: „Wir sind mit der Erweiterung die größte Müllverbrennungsanlage Deutschlands und eine der größten Europas. So können wir auch bei internationalen Ausschreibungen mithalten.

Die Jahreskapazität wurde von 650.000 Tonnen auf eine Million ausgebaut. Und sie ist bestens ausgelastet.“ Zukunftsthemen des MHKW sind die Klimaneutralität durch die Abscheidung von CO2 und seine Verwandlung in ein Produkt, zudem die Rückgewinnung von Schwermetallen aus den Aschen.

Intel als Chance

Wie das Kraftwerk werde sich auch die Stadt weiter entwickeln, glaubt Oesterhoff: „Die Intel Ansiedlung ist eine riesige Chance für Magdeburg und für die Wirtschaft in der Region. Das ist auch ein Baustein für die Transformation der Stadt in die Zukunft.“