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Anwohner schreiben Chronik Straßenname: Wo einst in Stendal Mühlen mahlten

Am Mühlenberg in Stendal: Chronik gibt Aufschluss über Namensherkunft. Autor Bernhard Socha hat eine persönliche Beziehung zur Straßenbenennung.

Von Leon Zeitz 12.04.2025, 12:00
Woher hat die Straße „Am Mühlenberg“ ihren Namen?
Woher hat die Straße „Am Mühlenberg“ ihren Namen? Foto: Leon Zeitz

Stendal - Als Kinder haben Bernhard Socha und Rüdiger Weidemann schon gemeinsam in den Häusern „Am Mühlenberg“ in Stendal zusammen gespielt und sind im Grunde ihr Leben lang Nachbarn. Daher lassen sich die beiden schnell von der Idee begeistern, eine Chronik über „ihre Straße“ zu verfassen. Sie schließen sich mit Wolfgang Zacharias und Reinhard Koeck zusammen, die das nötige technische Wissen mitbringen.

In ihrer Chronik haben die vier Stendaler auch die Namensherkunft der Straße genauer beleuchtet. Zu dieser hat Bernhard Socha eine ganz persönliche Beziehung. „Mein Vater Heinrich hat der Straße ihren Namen gegeben.“ Die Straße ist noch relativ jung. In den 50er Jahren wurde sie gebaut. „Zu dieser Zeit war es üblich, neu angelegte Straßen nach sowjetischen Persönlichkeiten zu benennen“, erklärt Wolfgang Zacharias. So zum Beispiel bei der in der Nähe gelegenen Mitschurinstraße.

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„Das wollte mein Vater jedoch verhindern“, sagt Bernhard Socha. Zum einen, weil viele Leute mit den Personen nichts anfangen konnten. Zum anderen sollte eine unfreiwillige Verballhornung – die falsche Aussprache – verhindert werden. „Mein Vater schlug dem Stadtrat den Namen Am Mühlenberg vor.“ Bei Ausgrabungsarbeiten wurden damals Fundamente von Mühlen sowie Mühlensteine gefunden. Außerdem heißt die Parallelstraße „Am Sandberg“. „Da dachte man sich, das passt. Der Vorschlag wurde angenommen.“

Laut einer Karte von 1861 gab es im Norden Stendals mehrere Mühlen.
Laut einer Karte von 1861 gab es im Norden Stendals mehrere Mühlen.
Foto: Leon Zeitz

Auf einer Karte von 1861 wird deutlich, dass im weitestgehend unbesiedelten Norden der Stadt, zahlreiche Windmühlen verzeichnet sind. Die Standorte konzentrierten sich vor allem außerhalb der Stadtmauer entlang einer Landstraße nach Osterburg. Im Laufe der Zeit mussten viele Windmühlen aufgrund der Industrialisierung weichen, da sie an Bedeutung verloren hatten. Eine Karte aus dem Jahr 1900 zeigt jedoch, dass sich zwei Windmühlen gehalten haben. „Die Stelle entspricht in etwa der heutigen Straße Am Mühlenberg. Es müssen wohl die letzten beiden Mühlen in Stendal gewesen sein“, sagt Bernhard Socha.

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In ihrer Chronik haben die vier Männer auch einige interessante Fakten über die Straße zusammengetragen. So ist zum Beispiel auffällig, dass die Hausnummern elf bis vierzehn fehlen. „Eigentlich war die Erschließung der Grundstücke schon geplant, der weitere Ausbau wurde jedoch von der sowjetischen Kommandantur gestoppt. Die Grundstücke waren zu nah am Kasernengelände. Man hatte Angst, beobachtet zu werden“, sagt Zacharias. Heute stehen auf dem Gelände der fehlenden Hausnummern Garagen.

Für ihre eigene Chronik erhielten die vier einen Preis. 2023 wurde ihnen der zweite Platz der „Dr. Fritz Milkowski-Stiftung“ verliehen. „Das war für uns als Amateure schon etwas Besonderes“, sagt Bernhard Socha. Als Belohnung gab es 180 Euro. Der Preis wurde mit der gesamten Straße in Form eines Grillfestes gefeiert.

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Kennen Sie weitere interessante Straßennamen in Stendal? Melden Sie sich unter leon.zeitz@volksstimme.de.