Verkehr Zu wenige Radfahrer für neue Fahrradstraße im Osten von Magdeburg
Der Stadtratsbeschluss für eine neue Fahrradstraße im Magdeburger Stadtteil Cracau plus eine Teilasphaltierung der Büchnerstraße verhallt vorerst. Es fehlt an Radlern. Dazu hat die Deichsanierung Priorität.
Magdeburg - Mit knapper Mehrheit hat die SPD-Fraktion im Magdeburger Stadtrat im Januar die Ausweisung der Potsdamer- und Babelsberger Straße als reine Fahrradstraße – mit Ausnahme des Anliegerverkehrs – sowie eine Teilasphaltierung der Büchnerstraße für den Radverkehr durchgesetzt. Mit dem zwei Meter breiten Streifen als Radweg direkt am Elbdeich sollte eine Alternative zur schmalen Deichkrone geboten werden, die sich im Zuge der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen (Mauer und Geländer) noch zuspitzen könnte. Der Beschluss zur Ausweisung der Radstraßen war kontrovers diskutiert worden.
Deutlich unter 50 Prozent an Radfahrern
Inzwischen ist klar: All zu bald wird die Fahrradstraße entlang der Potsdamer- und Babelsberger Straße wohl nicht kommen. Auf Grundlage von Verkehrsdaten aus den Jahren 2017 (Knoten Simonstraße) und 2015 (Knoten Seestraße) ist der Radverkehrsanteil dort schlicht nicht hoch genug. Im Bereich der Babelsberger Straße am Zweig zur Seestraße war ein Anteil von 8,4 Prozent an Radfahrern registriert worden, weiter in Richtung Simonstraße waren es 20,8 Prozent und in der Potsdamer Straße 11,9 Prozent. Das reicht nicht aus: „Gemäß Straßenverkehrsordnung muss der Radverkehr in einer Fahrradstraße die vorherrschende Verkehrsart (mindestens 50 Prozent) sein, oder nach Einrichtung der Fahrradstraße der Radverkehr die dominierende Verkehrsart sein“, erläutert Jörg Rehbaum, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, in einer Information für den Stadtrat.
Gleichwohl hält die Verwaltung die Einführung einer Fahrradstraße an dieser Stelle für sinnvoll. Deshalb sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Anteil der Radfahrer vor Ort erhöhen. Dazu könnten neue Radwege in hinführenden Straßen wie der Simonstraße gebaut werden. Die Neuordnung des Heumarkts mit Anschluss an die neue Pylonbrücke dürfte parallel dabei helfen, dass der Radverkehrsanteil steigt. Ein direktes Befahren der Büchnerstraße ist dann nicht mehr möglich.
Forderung nach zeitnaher Lösung
Apropos: Der zusätzliche Asphaltstreifen für Radfahrer entlang des Elbdeichs in der gepflasterten Büchnerstraße wird ebenfalls erstmal nicht realisiert. Grund: Aktuell laufen die Planungen des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) zur Sanierung der Deichanlage. Dabei werde eine „Verbreiterung des Deichkronen- und Deichverteidigungswegs besprochen“. Das Anlegen eines Asphaltstreifens, ohne die genaue Planung des LHW zu kennen, wäre also verfrüht. Das gilt auch für eine Neubeschilderung der Radwege in dem Bereich. Mittlerweile ist klar, vor Abschluss der Bauarbeiten für den neuen Strombrückenzug (Ende 2023) wird am Deich in Cracau und Prester nicht gebaut werden.
Jens Rösler, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, appelliert zu kurzfristigen Lösungen. Baudezernat und Landesbetrieb müssten zeitnah eine umsetzbare und kostengünstige Variante für den Bereich der Büchnerstraße erarbeiten, fordert er. Spätestens mit Beginn der Deichbauarbeiten müsse eine Ausschilderung der beschlossenen Fahrradstraße erfolgen, „als Ausweichstrecke und später als Ergänzung, falls der Deichkronenweg dauerhaft zu schmal ist“. Eine gute Radverbindung müsse sichergestellt werden.
Mit Blick auf den Asphaltstreifen an der Büchnerstraße zeigt sich Rösler für andere Lösungen offen. Ein denkbarer Kompromiss wäre es, den Weg auf dem Deich auf 2,50 Meter zu verbreitern, regt er an. Während der Bauphase könnte zudem der einseitige Rad- und Fußweg in der Büchnerstraße für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben werden. Unterm Strich steht als Ziel jedoch weiterhin eine „dauerhafte Ertüchtigung und Entzerrung des Fußgänger- und Radverkehrs entlang des Deiches von Prester bis Cracau“.