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Bösdorferin stellt in Wolfsburg aus Kunst aus der Scheune landet in der Kirche

Die Künstlerin Angelika Flaig lebt seit gut sieben Jahren in der Region und schafft in ihrer Galerie Kulturräume. Nun stellt sie selber ihre Werke in einer Wolfsburger Kirche aus.

Von Cedar D. Wolf 28.10.2024, 18:45
Angelika Flaig erzählt Pastorin Uta Heine von ihrer Inspiration für die Installation.
Angelika Flaig erzählt Pastorin Uta Heine von ihrer Inspiration für die Installation. Foto: Cedar D. Wolf

Wolfsburg/Bösdorf - In der Kulturkirche St. Marien in Wolfsburg hat die Künstlerin Angelika Flaig im Rahmen eines Kunstgottesdienstes ihre lange geplante Ausstellung „Hiob“ eröffnet. Diese Installation wurde von der biblischen Figur Hiob inspiriert, dessen Schicksal exemplarisch für die Tragik und Herausforderung der menschlichen Existenz steht, und befasst sich auf eindrucksvolle Weise mit menschlichem Leid, Verlust und der Suche nach Glaube und Sinn – ganz wie die biblische Hiobsgeschichte, der Parabel von dem Gott, der Menschen eine Chance gibt, sich in Prüfungen zu bewähren.

Angelika Flaig erinnert sich im Gespräch mit der Pastorin Uta Heine unter anderem an ihre Kindheit, die von religiösen Traditionen geprägt war. „Ich musste immer im wöchentlichen Wechsel zum katholischen Gottesdienst mit meiner Mutter und zum evangelischen Gottesdienst mit meiner sehr gläubigen Großmutter,“ erzählt Flaig. Diese Erfahrungen hätten die Grundlage für ihre künstlerische Auseinandersetzung mit spirituellen Themen gelegt. Ihre Großmutter, so Angelika Flaig, habe ihr Verständnis von Glaube und Trost entscheidend beeinflusst: „Meine Großmutter hat mich da definitiv mehr geprägt, und die Hiob-Ausstellung ist entsprechend eine Hommage an meine Großmutter.“

Die ausgestellten Werke kombinieren überwiegend Schwarz-Weiß-Lithografien mit Textpassagen aus dem Buch Hiob. Diese hängen frei im Kirchenraum und fügen sich durch das wechselnde Licht und die sakrale Atmosphäre der Kirche in ein bewegendes Gesamtbild ein.

Klanginstallation eingefügt

Ergänzt werden die visuellen Arbeiten von Klanginstallationen, die über QR-Codes zugänglich sind und dem Betrachter eine zusätzliche Dimension des Erlebens bieten. „Wer diese Klangerlebnisse live erleben möchte, hat am kommenden Freitagabend die Möglichkeit dazu“, betont die Künstlerin. Das „Klangkonzert“ beginnt 1. November um 19 Uhr nach dem Gottesdienst.

Der Raum lädt die Besucher dazu ein, über die Fragilität und die oft unbeantworteten Fragen des Leidens nachzudenken. Die gewählte Darstellungsweise erweckt die bedrückende Geschichte Hiobs zum Leben und bietet eine stille Begegnung mit existenziellen Themen. Die Ausstellung läuft bis Mitte November und wird von verschiedenen kulturellen Veranstaltungen, wie einer szenischen Lesung, begleitet. Hierbei verweben Schauspieler und Performer die Hiobsgeschichte mit Lyrik und Prosa klassischer und moderner Autoren und setzen so zusätzliche Akzente.

Überlebensgroße Banner erzählen die Geschichte von Hiobs Leidensweg.
Überlebensgroße Banner erzählen die Geschichte von Hiobs Leidensweg.
Foto: Cedar D. Wolf

Auch im Kirchturm können weitere Werke der Wahl-Bösdorferin bestaunt werden, die ihre Wurzeln in der Performance-Kunst hat. „Ich komme ja eigentlich aus der performativen Kunst, aber an dieser Installation werkele ich schon sehr lange in meiner kleinen Atelier-Scheune“, betont Angelika Flaig sichtlich gerührt und fügt hinzu: „Ich bin wirklich sehr dankbar, die Werke nun hier zeigen zu können. Es ist ein wirklich sehr schöner Ort dafür.“

Im Gottesdienst zur Ausstellungseröffnung kommt die Künstlerin auch immer wieder selbst zu Wort. So liest sie auch aus der Hiobsgeschichte Gottes Antwort auf Hiobs Anklagen, und immer wieder lockert Pastorin Uta Heine mit kleinen Interviews zur Ausstellung das Geschehen auf. „Wir singen bewusst diesmal die traditionellen Leider und weniger moderne Songs“, erklärt sie. „Denn vor dem Hintergrund dieser ganz klassischen Texte wollten wir das auch mit der passenden Musik untermalen.“