Schulstruktur Realität lässt den Idealismus wanken
Seit drei Jahren wird die Struktur der Oebisfelder Sekundar- in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.
Oebisfelde l Mittlerweile liegen fundierte Erkenntnisse vor, die die Schulleitung darin bestätigen, diese Art und Weise des Lehrens und Lernens als richtungsweisend und optimal fördernd zu bewerten. Doch Gefahren schlummern in der Struktur selbst. Hört man Dr. Katrin Löwa, Kira Jacobs und Carsta Girrulat zu, wie sie die Unterrichtsform einer Gemeinschaftsschule umsetzen, dann ist Begeisterung, Überzeugung und jede Menge Motivation für diese Aufgabe zu spüren. Das Trio hat federführend die Verantwortung für die Umwandlung in den Händen. Die drei Frauen koordinieren und beraten sich als kleines Team mit der gesamten Lehrerschaft. Es wird mit einem Fachgymnasium in Magdeburg korrespondiert, um Lerninhalte, die in der Zukunft weiterhelfen sollen, zu planen und für den Unterricht praxisnah vorzubereiten. Da Bildung eine reine Angelegenheit des jeweiligen Bundeslandes ist, waren Kontakte mit einem Fachgymnasium in Wolfsburg nicht möglich, informierte Dr. Löwa.
Das Konzept, das der Oebisfelder Gemeinschaftsschule zugrunde liegt, hält sich an die Vorgaben des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt. Heißt, dass in der Gemeinschaftsschule ab dem fünften Schuljahrgang gemeinsam in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch miteinander und voneinander gelernt wird. Wie Carsta Girrulat erläuterte, werden dabei bereits Gemeinschaften innerhalb der Klassenverbände zusammengeführt, die in der Leistung Ähnlichkeiten aufweisen. Das geschieht in den sogenannten drei Niveaustufen, wobei die Inhalte des jeweiligen Lernstoffes trotz der Durchmischung bestehen bleiben.
Was sich ebenfalls bewährt hat, ist die sogenannte „Eigenständige Lernzeit“. Die beinhaltet wöchentlich jeweils drei Unterrichtsstunden pro Hauptfach. In diesen ELS-Stunden bestimmen die Schüler selbstständig den Lernstoff, den sie erarbeiten möchten. Die Lehrkraft bleibt als Ansprechpartner und Hinweisgeber dabei, war zu erfahren.
Bis zum Ende des achten Schuljahrganges gibt es differenzierte Unterrichtsangebote, die sich insbesondere am individuellen Entwicklungsstand, aber auch an Interessen und Neigungen der Schüler orientieren. Ab dem neunten Schuljahrgang beginnt ein auf den angestrebten Schulabschluss ausgerichteter Unterricht.
Durch diese Lernstruktur erhalten die Schüler, je nach ihrem persönlichen Entwicklungsstand, Lernangebote in unterschiedlicher Form und können sich durch praxisbezogene Anregungen und Aktivitäten in der Berufswahl orientieren oder sich auf ein Studium vorbereiten.
Die Gemeinschaftsschule ermöglicht nämlich den Erwerb aller Abschlüsse der allgemeinbildenden Schulen. Das bedeutet den Hauptschulabschluss, beziehungsweise den qualifizierten Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss oder den erweiterten Realschulabschluss und selbstverständlich auch das Abitur. Es ist eine Schulform, die gleitend, durch gezielte Förderung und Eigeninteresse früh berufsbildende Neigungen fördert, jedoch jederzeit offen für höherwertige Schulabschlüsse bleibt.
Wo in Oebisfelde allerdings bei aller Motivation und Erfolgen der Schuh drückt, ist die Tatsache, dass die drei Lehrerinnen an der Belastungsgrenze angelangt sind. Die Planungen sahen einst Unterrichtskonzepte mit einem Lehrer-Tandem je Klasse vor. In der Realität existiert diese einst vorhandene Idealkonstellation nicht mehr. Und in Corona-Zeiten mit geteilten Klassen arbeiten und dabei Abstände einhalten, ist dann noch einmal eine ganz andere Herausforderung.