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Pilzberater aus Oschersleben gibt Tipps Wo findet man die besten Pilze in Oschersleben?

Seit rund 45 Jahren berät Siegfried Jankowski aus Kleinalslebenbei Fragen rund um die Pilze. Gerade jetzt in der Hauptsaison steht sein Telefon nicht mehr still. Der Experte gibt hat hilfreiche Tipps zum Pilzesammeln für Anfänger

Von Jan Dahms 09.10.2023, 20:30
Die Frage, welche Pilze ohne Bedenken genießbar sind, ist gar nicht so einfach. Ratschläge, Tipps und Informationen erhalten Hobby-Sammler bei ehrenamtlichen Pilzberatern, auch in Oschersleben.
Die Frage, welche Pilze ohne Bedenken genießbar sind, ist gar nicht so einfach. Ratschläge, Tipps und Informationen erhalten Hobby-Sammler bei ehrenamtlichen Pilzberatern, auch in Oschersleben. Symbolfoto: dpa

Kleinalsleben - Wenn jemand in der Region richtig Ahnung von Pilzen hat, dann ist es Siegfried Jankowski aus Kleinalsleben. Der 73-Jährige ist seit mittlerweile 45 Jahren der ausgewiesene Pilzexperte für die Oschersleber Region. Und sein Wissen ist gerade in diesen Tagen, mitten in der Pilz-Hauptsaison, oft gefragt. „Wenn die Saison gut ist, dann klingelt das Telefon am laufenden Band“, sagt Jankowski. Häufig handele es sich bei den Anrufern um Stammkunden, die ihn nach Rat fragen würden.

Wahrscheinlich klingelte sein Telefon dabei schon früher als üblich, denn die Hauptsaison habe in diesem Jahr schon im August angefangen. „Das Pilzwachstum war eigentlich sehr schön. Die Niederschläge waren sonst immer zu wenig. Vor wenigen Wochen hat der Regen den Waldboden aber kräftig durchnässt“, erklärt der Experte. Die Folge ließ nicht lange auf sich warten. „Das war wie eine Pilzschwämme.“ Nach einem eher mauen, weil trockenen und warmen September sei er nun gespannt, wie sich die Saison weiter entwickele. Obwohl er in diesem Zusammenhang betont, dass man das ganze Jahr über Pilze finden kann.

Pilzfunde in Huy, im Hohen Holz und in Colbitz

„Die klassischen Sammelgebiete von Oschersleben aus gesehen sind Huy, das Hohe Holz und Colbitz“, so der Pilzfreund. Auch der Harz sei immer eine wahre Fundgrube gewesen. Aktuell allerdings nur mit Einschränkungen, „weil dort der Wald krank ist. Dort gibt es dann auch automatisch weniger Pilze, bis sich der Wald wieder regeneriert hat“, sagt Jankowski.

Gerade die Pilzart Hallimasche würden bei uns in der Region besonders gut wachsen. „Sie schmecken sehr gut. Man sollte sie aber vorher kochen, in kleinen Mengen essen und das Kochwasser dann weggießen“, erklärt der Kleinalsleber und verdeutlicht damit seine fast 50-jährige Erfahrung rund um das Thema Pilze. Sowohl als Anfänger als auch als fortgeschrittener Pilzsammler müsse man demnach eine gewisse Vorsicht walten lassen.

Das gelte auch für technische Hilfsmittel. „Eines ist Fakt: Die Pilz-App kann noch so gut sein. Sie kann nicht riechen und nicht fühlen“, betont Jankowski. Dabei seien genau diese Dinge essenziell, um zu bestimmen, ob ein Pilz giftig sei oder nicht. Zu seinem obersten Rat, „niemals auf die App verlassen, sondern den Pilzberater kontaktieren“, hat er noch weitere Hinweise für Hobby-Pilzsammler. Manche Pilze, auch wenn sie noch so schön aussehen mögen, können demnach bereits verwesen. Das sei meist am Geruch festzustellen. Deshalb: „Alte und angefaulte Pilze gar nicht erst in den Korb legen, sondern nur die jungen, guten Qualitätspilze nehmen.“

Pilz-Experte Siegfried Jankowski aus Kleinalsleben.
Pilz-Experte Siegfried Jankowski aus Kleinalsleben.
Foto: Jan Dahms

Pilze sofort zubereiten

Der klassische Korb ist dabei das beste Transportmittel, denn „wenn sie in einem großen Haufen in einem Eimer liegen, dann fangen sie schnell an zu schwitzen“, erklärt der Experte. Außerdem solle man die gesammelten Pilze immer sofort verarbeiten. Schon am Folgetag könnten sie nämlich schon nicht mehr genießbar sein. „Wenn etwas Weißes zu erkennen ist, geht es ins Verdorbene“, schildert Siegfried Jankowski. Besondere Vorsicht gelte bei einer Pilzart, die besonders häufig zu Verwechslungen führe. „Das ist auf jeden Fall bei den Champignons. Da gibt es etwa 40 verschiedene Arten und die meisten Anfänger sind überrascht und geschockt, dass es auch giftige Champignons gibt“, so der 73-Jährige.

Auch nach 45 Jahren als geprüfter Pilzberater im Raum Oschersleben, lernt der Kleinalsleber immer noch dazu. Deshalb besucht er in diesen Tagen wieder einmal eine Tagung des Landesverbands der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt, die diesmal in Zerbst stattfindet. „Die Erkenntnisse gehen immer weiter, man lernt immer dazu“, sagt Jankowski und hat auch gleich ein Beispiel parat. So galt der Verzehr von Grünlingen noch in den 1980er-Jahren als unbedenklich. Später habe man aber festgestellt, dass das Verspeisen von großen Mengen an mehreren Tagen hintereinander zu einer Vergiftung führen kann. „In alten Büchern ist er aber noch als hervorragender Speisepilz vermerkt“, so der 73-Jährige. Deshalb seien regelmäßige Weiterbildungen auf Tagungen ungemein wichtig.

Leidenschaft für Pilze „genetisch“ bedingt

Aber wie hat Siegfried Jankowski eigentlich seine Leidenschaft für die Pilze entdeckt? Sein Hobby sei „genetisch“ bedingt, schildert der Kleinalsleber und verweist auf seinen Vater, der in den 1960er-Jahren in der ökologischen Forschung und Erkundung tätig war und deshalb viel im Harz und in der Altmark unterwegs gewesen sei. „Er kam oft mit der ganzen Tasche von Pilzen an“, erinnert sich Jankowski. Dann habe er einige Jahre später selbst zum ersten Mal die Pilzberatung aufgesucht, wo sie seine Leidenschaft entfacht hätten. Weil sich nicht jeder einfach so Pilzberater nennen kann, folgte im Jahr 1978 dann seine Prüfung als offizieller Pilzberater. „Damals war ich einer der Jüngsten, jetzt bin ich einer der Ältesten in der Pilzberatung von Sachsen-Anhalt“, schmunzelt der 73-Jährige.

Über zu wenig Nachwuchs könne man sich beim Landesverband der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt aber nicht beklagen. Bei ihrer Tagung in Zerbst würden etwa einige Neulinge sogar aus Niedersachsen in den Verband eintreten, teilt Jankowski mit. Bleibt am Schluss die Frage nach seinen persönlichen Lieblingspilzen. Da muss der Experte nicht lange überlegen. Als Erstes nennt er den Pfifferling. „Den gibt es im Hohen Holz aber ganz selten“, ergänzt der Pilzfreund. Zudem sei er ein Fan von Steinpilzen, aufgrund ihrer weichen Konsistenz. Selbstverständlich bevorzugt er seine Lieblingspilze, die er in der Natur findet. Denn diese hätten einen intensiveren Geschmack im Vergleich zu den Pilzen im Supermarkt.

Kontakt zum Oschersleber Pilz-Experten Siegfried Jankowski: unter der Telefonnummer 039408/5663.