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Leben Blasmusikant aus Kreis Stendal wird zum Chorleiter - weil Singen Freude macht

Ludmilla Quack aus Erxleben leitete 25 Jahre musikalische Senioren in der Volkssolidarität an. Jetzt hat der Osterburger Jürgen Emanuel den Taktstock übernommen.

Von Astrid Mathis 10.11.2024, 23:30
Ludmilla Quack (links) leitete 25 Jahre die Singegruppe der Volkssolidarität in Osterburg (Kreis Stendal). Jürgen Emanuel (rechts) löst sie jetzt ab.
Ludmilla Quack (links) leitete 25 Jahre die Singegruppe der Volkssolidarität in Osterburg (Kreis Stendal). Jürgen Emanuel (rechts) löst sie jetzt ab. Foto: Astrid Mathis

Osterburg. - Ludmilla Quack aus Erxleben will keinen Rummel um ihre Person. Sie hat das einfach so gemacht – 25 Jahre die Singegruppe der Volkssolidarität Osterburg geleitet. Jetzt hat sie den Staffelstab an Jürgen Emanuel weitergegeben.

Ihr rollendes „R“ verrät es noch. Ludmilla Quack erblickte im tschechischen Brünn das Licht der Welt. 1942 verstarb ihr Vater, 1946 wurde die Familie aus dem Böhmerwald ausgewiesen. Ihre Mutter zog mit ihr fort – die Zeit in der Heimat möchte sie bis heute nicht missen, trotz widriger Umstände, die sie geprägt haben.

Vom Böhmerwald in die Altmark

Im Auffanglager in Rossau wurden die Vertriebenen auf die Dörfer verteilt. „Zuerst bin ich in Gagel zur Schule gegangen, dann in Lückstedt und zuletzt von 1954 bis 1958 in die Erweiterte Oberschule in Osterburg“, erzählt Ludmilla Quack. Für ihr Studium als Unterstufenlehrerin in Staßfurt musste sie alle Fächer können, aber Musik lag ihr besonders. Warum wohl? „Ich habe mein ganzes Leben im Chor gesungen.“ In dem von Karl-Gustav Schenk 1969 gegründeten Frauenchor Erxleben von Anfang an und zugegeben am allerliebsten. Auch mit der nachfolgenden Leiterin Elke Osterloth verbindet sie bis zur Auflösung des Chores 2019 nur schöne Stunden.

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Ludmilla Quack ist viel herumgekommen. In ihrem ersten Jahr unterrichtete sie in Königsmark, 1961 in Ballerstedt. „Das gehörte zu Erxleben. Sogar in Polkau hatten Kollegen eine Klasse“, wirft die Rentnerin ein. „Die Älteren erinnern sich vielleicht.“ Schon lange wohnt sie neben der Förderschule in Erxleben, die zu ihrer Anfangszeit als Lehrerin Polytechnische Oberschule war und wo sie 1998/99 an der Förderschule ihr letztes Dienstjahr erlebte.

Ihre Kinder Kerstin und André sind längst ausgeflogen, aber sie kümmern sich heute mehr denn je darum, dass es ihrer Mutter gut geht und bereiten ihr mit den drei Enkelkindern und zwei Urenkeln viel Freude. Da wird auch akribisch nach einer Lupe gesucht, die besonders gut Texte vergrößern kann. Die Augen wollen nicht mehr so, aber davon will sie nichts wissen. Viel lieber erzählt sie von den Anfängen der Singegruppe.

Versuchen können wir's ja mal.“

Ludmilla Quack

„Ute Hoffmann war damals die Leiterin der Volkssolidarität und hat mich 1999 angesprochen, ob ich nicht eine Singegruppe leiten möchte. Versuchen können wir’s ja mal, habe ich darauf gesagt. Ich war inzwischen in Rente.“ Auch im Betreuten Wohnen in Osterburg verbreitet sie mit regelmäßigen Sangesstunden seit 15 Jahren große Freude.

Ludmilla Quack leitete 25 Jahre die Singegruppe der Volkssolidarität. In Jürgen Emanuel  aus Osterburg (Kreis Stendal) sah sie sofort ihren Nachfolger.
Ludmilla Quack leitete 25 Jahre die Singegruppe der Volkssolidarität. In Jürgen Emanuel aus Osterburg (Kreis Stendal) sah sie sofort ihren Nachfolger.
Foto: Astrid Mathis

Gern machten die Senioren in der Volkssolidarität mit. Inge Schäfer aus Erxleben, Jahrgang 1934, die im Vorjahr starb, und Edith Sellin, die in diesem Jahr 100 geworden wäre, gehörten zu den ersten Sängerinnen. Seit September 1999 erklingen einmal im Monat donnerstags Volkslieder in der Begegnungsstätte in der Gartenstraße.

Auf die nächsten 25 Jahre!

Jutta und Jürgen Emanuel aus Osterburg sind seit zehn Jahren dabei. „Du übernimmst einmal meine Gruppe, wenn ich aufhöre und machst dann die nächsten 25 Jahre“, hatte Ludmilla Quack den Osterburger Blasmusikanten mit ihrer bestimmten Art damals angesprochen. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Wollte er auch gar nicht. Bis zum 85. Geburtstag würde sie die Gruppe noch leiten, aber dann sei Schluss.

Der Tag ist gekommen. Viele Ständchen stimmten ihre Senioren für sie an. Mit dabei waren so treue Seelen wie der 85-jährige Hilbert Hartmann aus Iden, Helga Brauer, Anneliese Braune und Ute Patan aus Osterburg. Als besondere Bereicherung empfindet die Erxlebenerin das Paar Lisa und Franz Hausstein aus Rossau. Die Zwei hatten extra für sie etwas gedichtet. Aber wichtig sind ihr alle 20, 25 Sänger, die regelmäßig kommen. „Singen macht Freude. Und wir singen gemeinsam zu unserer Freude.“ Annemarie Nebrich und sie sind wohlbemerkt die einzig verbliebenen Gründungsmitglieder.

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Dass sie ab 2003 mit ihrer Singegruppe, bis 2020 Corona kam, zu den Chortreffen der Volkssolidarität des Landes Sachsen-Anhalt eingeladen wurde, sieht Ludmilla Quack als Ritterschlag. Von Wittenberg bis Wernigerode. „Beim ersten Auftritt 2005 ging mir ganz schön die Düse“, gesteht sie und lächelt erleichtert. „Es ist alles gut gegangen. Wir haben ganz viel Beifall gekriegt.“ Noch heute gehören solche Lieder wie „Die Vogelhochzeit“ und das Wanderlied-Potpourri mit „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Ich armes welsches Teufli“ zu den wiederkehrenden Melodien. Die Leiterin hinterlässt nicht nur ein großes Repertoire an Liedern und exakt geführten Mappen, sondern eine Gemeinschaft, für die das Singen Lebensqualität bedeutet. Gekrönt mit Kaffee und Kuchen.

„Ich singe ja in der Gruppe weiter, auch wenn ich nicht mehr die Leiterin bin. Zum Glück kann ich fast alle Lieder auswendig“, gesteht Ludmilla Quack, bevor sie ihre Mappe zuschlägt. „Ich habe viele Hobbys.“ Malen auf Seide zum Beispiel. Und noch etwas: „Ich kann mich nicht an die moderne Musik gewöhnen. Frank Schöbel habe ich mal in unserem Kulturhaus erlebt. Der ist sehr sympathisch.“

Das hat er mit dem 76-jährigen Jürgen Emanuel gemeinsam. „Wir wollen das Volksliedgut bewahren“, verspricht der neue Leiter, „und weiterhin alle Jahreszeiten besingen. Zu unserer eigenen Freude und Erinnerung an unsere Heimat.“

Geschichtliches:

Die Singegruppe der Volkssolidarität ist neben dem Chor der Regionalkantorei St. Nicolai die einzige verbliebene Singegemeinschaft im Raum Osterburg.

Zur Chorgeschichte der Stadt Osterburg gehören:

  • Frauenchor Erxleben, löste sich nach dem goldenen Jubiläum 2019 auf, 1969 von Karl-Gustav Schenk gegründet, zuletzt von Elke Osterloth geleitet;
  • Gemischter Chor Osterburg, Leitung Dagmar Brazda, 2018 nach 35 Jahren aufgelöst;
  • Vokalgruppe Osterburg, feierte 2017 noch 50. Bestehen, dann aufgelöst, 1967 von Eberhard Reppin gegründet, zuletzt von Bernd Gagelmann geleitet.