Osterburgerin setzt sich seit 1994 für den Erhalt der Mundart ein - sie sammelt Texte, spricht und schreibt upp Oltmärkisch Platt Helga Albert: "Schön, dass die alte Sprache nicht verloren geht"
Osterburg l Es war kurz nach ihrem Eintritt in den Club Altmärkischer Autoren 1998, dass der einstige Leiter Manfred Güßfeld die Osterburgerin Helga Albert fragte, ob sie das Zeitungsmaterial über die Schreibwerkstatt sammeln und aufarbeiten könnte. Sie konnte - und geht dieser Aufgabe bis heute beflissen nach. Den Blumenstrauß des Monats hat sich Helga Albert aber auch für ihr Engagement für den Erhalt der plattdeutschen Sprache verdient.
Zurück zur Schreibwerkstatt. Als Manfred Güßfeld sie fragte, lag ein Haufen Arbeit vor der 75-Jährigen. Es galt eine Menge zu sortieren. Von der Gründung 1987 an hatte sich allerhand gestapelt: Zeitungsmaterial, Quittungen, Anträge für Fördergelder - all das brachte Helga Albert in die richtige Reihenfolge und füllte damit zwei dicke Aktenordner. Ordnung muss sein, sagt sie, schneidet aus, klebt sauber auf weißes Papier und schiebt das Ganze in Folien. Gerade jetzt nach den Literaturtagen wartet die Arbeit auf sie. Im Sammeln kennt sie sich aus. Schon während ihrer Tätigkeit als Erzieherin hatte sie Spaß am Arrangieren, fertigte die Wandzeitung an und hatte viel Freude daran, die Kinder zum Gestalten zu motivieren.
Ihre große Liebe gehört, wie die meisten wissen, der plattdeutschen Literatur. "Ich habe Plattdeutsch bei den Großeltern gehört, aber zu Hause wurde Hochdeutsch gesprochen", erinnert sie sich. Aus "Ulk" erzählte sie in ihrer Jugend mal den einen oder anderen Satz auf Platt. Im Kindergarten im Geschwister-Scholl-Weg, wo sie über 20 Jahre beschäftigt war, kamen ihre plattdeutschen Einschübe gut an und ihre Verse sowieso. Das machte ihr Mut und weckte ihre Neugierde, sich mehr mit der Mundart auseinanderzusetzen. Doch als sie anfing, plattdeutsche Literatur zu lesen, verstand sie kaum ein Wort. "Laut lesen ist die Lösung", fand sie heraus. Zur Gründungsveranstaltung der Plattschnacker 1994, deren Vorsitzende Helga Albert bis heute ist und deren Chronik sie auch führt, kamen Interessierte aus 15 Orten, "und jede Ortsgrenze war eine Sprachgrenze", stellte sie fest. "Mi" und "di" sagten die Meseberger, "mei" und "dei" sagten die Großeltern in Sandau. Inzwischen hat sie plattdeutsche Literatur an verschiedene Gruppen wie in Grassau, Wanzer und Havelberg weitergegeben und ausgetauscht. Obwohl die Plattschnackerin Texte bis hin zu Fritz Reuter studiert hat, benutzt sie ihre eigene Schreibweise. Davon profitieren auch die jüngeren Plattschnacker, die das unterschiedliche Platt verwirrend finden. Am 24. November sitzt die Osterburgerin in der Jury des plattdeutschen Vorlesewettbewerbes Altmark Ost und West, der in der Grundschule Hainstraße stattfindet. Daran nimmt auch die Arbeitsgemeinschaft Flessau unter der Leitung von Heike Kurze teil, die eng mit Helga Albert zusammenarbeitet. Die Schüler haben über Herkunft, Wesen und Umgang mit dem Plattdeutschen viel gelernt und tragen beim Wettbewerb unter anderem Literatur von Fritz Hagen und Margitta Mielke vor. "Ich freue mich, dass die Sprache nicht verloren geht und die Kinder Spaß an der Mundart haben", so die Osterburgerin. Wer es nicht weiß, Helga Albert hat vor ein paar Jahren sogar mit einem Gremium zusammen im Rahmen eines Projektes vom Landesheimatbund eine plattdeutsche Fibel erarbeitet, die 2010 neu verlegt wurde. Alle zwei Jahre kommt zudem eine Broschüre mit plattdeutschen Texten heraus, auch aus der Feder von Helga Albert. Die Plattschnackerin hat mittlerweile drei literarische Werke auf ihrem Konto. Das erste war eine Anthologie "Plattdeutsch und Osterburg", das zweite "Wind, Wulken und alltiet bütschen Glück", das dritte der Gedichtband "Herbstzeitlose". Und derzeit läuft die Veröffentlichung ihrer hochdeutschen Geschichten auf Hochtouren sowie die Vorbereitung für eine Anthologie. Wenn\'s mal wieder Platt sein soll, besucht sie ihre Freunde Elisabeth und Karl Ploewka in Rossau. Dann wird richtig Platt geschnackt.