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Gesprächsversuch Mit Polizeischutz: AfD-Abordnung aus Stendal fordert Wahlplakate von den Waldbesetzern in Losse zurück

Eine Delegation des AfD-Kreisverbands will von den Waldbesetzern im Losser Forst angeblich gestohlene Wahlplakate zurück und „in Dialog“ treten. Dazu kommt es am Donnerstagabend aber nicht. Die Waldbesetzer versichern wortreich, dass sie nicht „mit Nazis“ reden.

Von Andreas König und Karina Hoppe Aktualisiert: 02.07.2021, 08:39
Eine Delegation der AfD besucht  die Waldbesetzer im Losser Forst. 80 Polizeikräfte sind im Einsatz.
Eine Delegation der AfD besucht die Waldbesetzer im Losser Forst. 80 Polizeikräfte sind im Einsatz. Foto: Karina Hoppe

Losse - Ein massives Polizeiaufgebot sicherte am Donnerstagabend einen Gesprächsversuch im Losser Wald. Doch die Gräben sind zu tief: Sowohl die tatsächlichen, gerade aus Brandschutzgründen gezogenen, als auch die weltanschaulichen. „Mit Nazis reden wir nicht“, versichert im Brustton der Überzeugung ein Mensch aus dem Camp der Waldbesetzer. Sie lehnen jede fremde Autorität ab, seien durchaus unterschiedlicher Meinung, aber die Polizei als Vertreter des staatlichen Gewaltmonopols halten sie allesamt für Gegner. Noch größer ist die Abneigung wohl nur gegen die AfD. In den Augen der Aktivisten sind deren Mitglieder „Nazis, die Menschen angreifen, die friedlich protestieren“.

Rund 80 Einsatzkräfte der Polizei

Die Vertreter der AfD kommen nach 18 Uhr unter Polizeischutz (rund 80 Einsatzkräfte) einen Hohlweg entlang, biegen in Richtung des Waldcamps ein und werden von lauten Sprechchören und nicht minder lauter Musik empfangen. Hundegebell, ein Vertreter des Protestcamps fordert die aus seiner Sicht ungebetenen Besucher auf, „den Versammlungsort zu verlassen“. Damit bezieht er sich auf das Urteil des Verwaltungsgerichts Magdeburg, laut dem die Waldbesetzung gegen den Weiterbau der A14 eine Versammlung ist, die nicht einfach geräumt werden darf.

Einer Waldaktivist fordert, dass sich die AfD-Delegation samt Polizei entfernt.
Einer Waldaktivist fordert, dass sich die AfD-Delegation samt Polizei entfernt.
Foto: Karina Hoppe

Es gibt ein kurzes Wortgefecht, zu dessen Ende der Waldbesetzer ausfallend wird, was wiederum die AfD-Vertreter zu nicht feinen Widerworten veranlasst. „Wir fordern euch auf, unsere Wahlplakate zurückzugeben“, ruft schließlich Arno Bausemer. „Da hinten sehe ich ja welche.“ Tatsächlich trägt ein Mensch aus dem Camp das aus einem Plakat ausgeschnittene Porträt der Osterburger AfD-Stadträtin Sandra Matzat vorm Gesicht. Arno Bausemer greift zum Megafon und hält eine Rede, in der er den Waldbesetzern „undemokratisches Vorgehen“ vorwirft. Die Kontrahenten kommen einander keinen Millimeter näher. Die einen wollen zeigen, dass im Wald „Straftaten“ begangen werden, „und das alles mit unseren Steuergeldern“, wie ein AfD-Mann ruft. Die anderen sehen in den AfD-Vertretern „Faschisten, mit denen man nicht diskutiert“.

Diese Konstruktion, ein sogenannter Tripod, dient als  Barriere gegen einen eventuelle Räumung des Camps.
Diese Konstruktion, ein sogenannter Tripod, dient als Barriere gegen einen eventuelle Räumung des Camps.
Foto: Karina Hoppe

Gerichtsurteil mit Spannung erwartet

„Ein Dialog fand nicht statt, aber es blieb friedlich“, schätzt Polizei-Pressesprecher Dirk Marscheider am Ende ein. Mit Spannung sehen Gegner wie Befürworter der Besetzung dem für Freitag (2. Juli) erwarteten Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg zum Protestcamp entgegen. Wird der Beschluss der ersten Instanz bestätigt, bleibt der Wald besetzt. Kippt das Gericht ihn, ist von baldiger Räumung auszugehen.

Diese Maske wurde offenbar aus einem AfD-Plakat angefertigt. Sie zeigt das Porträt der Osterburger AfD-Stadträtin Sandra Matzat.
Diese Maske wurde offenbar aus einem AfD-Plakat angefertigt. Sie zeigt das Porträt der Osterburger AfD-Stadträtin Sandra Matzat.
Foto: Karina Hoppe