Benefizkonzert für die Osterburger Buchholzorgel mit "Capella Dalaeminzia" aus Dresden Musik, wie sie auch Friedrich II. mochte
Im Rahmen des musikalischen Herbstes lud der Förderverein für die Osterburger Buchholzorgel am Freitagabend zu einem Kunstgenuss in die Nicolai-Kirche ein.
Osterburg l Freunde klassischer Musik und der Osterburger Königin der Instrumente erlebten ein Konzert wie zu Zeiten des preußischen Königs FriedrichII. (1712-1786), das dieser sich wohl oft in seinem Schloss Sanssouci gegönnt haben mag, wenn er nicht gerade wegen eines Krieges unterwegs war. Immerhin vermerkten Preußens Chronisten zehn Friedensjahre (1746-1756). Aber auch sonst hätte er, wenn es so sein sollte, mit diplomatischem Geschickt Kunst und Kriege von einander zu trennen vermocht.
Akteure des Abends im Gotteshaus waren die Mitglieder des Ensembles "Capella Dalaeminzia" aus dem sächsischen Waldheim. Sie spielten auf authentischen Instrumenten des 18. Jahrhunderts. Und so waren neben der Traversflöte (Solist Mathias Kiesling), mehreren Violinen (Solistin Christine Trinks), dem Violoncello (Uta Büchner) auch ein Cembalo (Ensembleleiter und Erzähler aus dem Leben Friedrich des Großen, René Michael Röder) dabei. "Es ist eine topp Musik mit alten Instrumenten; es ist eine ganz andere Sache als mit modernen Instrumenten", sagte Kreiskantor Friedemann Lessing bei der Begrüßung des Publikums und hatte nicht zuviel versprochen. Das Konzert fand übrigens im Rahmen des Altmärkischen Musikfestes statt und wurde vom Landkreis Stendal gefördert.
Authentizität durch alte Instrumente
Es erklangen Stücke von Johann Gottlieb Graun (1703-1771); Mitglied in Friedrichs Hofkapelle von 1732 bis 1771, Johann Sebastian Bach (1685-1750), der 1747 musizierender Gast beim König war, Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), Mitglied der Hofkapelle von 1738 bis 1768, und Johann Joachim Quantz (1697-1773), in der Hofkapelle von 1740 bis 1773. Auch der "Alte Fritz" kam an diesem Abend mit der von ihm komponierten Sonata 6 D-Dur für die Buchholzorgel in Osterburg zu musikalischen Ehren.
Als Zugabe hatte Capella Daleminzia das Adagio aus dem 2. Satz des Cembalokonzerts g-moll von Johann Philipp Kirchberger (1721-1763) mitgebracht. Zwischen den Musikstücken erzählte René Michael Röder von den musischen Vorlieben des Preußenprinzen und späteren Königs. Friedrich hatte schon als "Junger Fritz", wie man ihn salopp genannt hatte, schon in seiner Rheinsberger Zeit (1736-1740) an seinem dortigen Schloss eine Hofkapelle unterhalten. Eine seiner Haupt- erholung, schrieben die Chronisten, sei die Musik gewesen. Täglich zu einer bestimmten Nachmittagsstunde hätte es ein Konzert gegeben. Der Prinz hätte ein feines Gefühl für Musik besessen und selbst mit der Flöte mitgewirkt. Später, als König, hatte sich Friedrich neben den Musikern in seiner Hofkapelle in Berlin und Sanssouci mit Schöngeistern umgeben, von denen Voltaire wohl der Bemerkenswerteste gewesen war. Ferner brachte er eine Justizreform auf den Weg, förderte Handel und Gewerbe und "verschönerte sein häusliches Dasein und die häuslichen Lebensgenüsse".