Rekonstruktion Professor will Werbens Orgel retten
Seit 1985 befindet sich die Wagner-Orgel in Werbens St. Johannis im Dornröschenschlaf und soll nun von Jochen Großmann geweckt werden.
Werben l Die Mission steht ja längst nicht mehr am Anfang. Es gibt eine Orgel-Kommission, der neben Jochen Großmann auch der Orgel-Sachverständige Christoph Lehmann und der Wagner-Fachmann Dietrich Kollmannsperger angehören. Hocherfreut ist Jochen Großmann, dass er die beiden Fachleute für die Orgelmission gewinnen konnte. Dabei macht er selbst das Trio perfekt, denn Jochen Großmann, der bei der Sanierung seiner beiden kleinen Häuschen in Werbens Altstadt auch mal selbst tatkräftig mit anpackt, hat eine Professur für Gesang an der Berliner Universität der Künste (UdK) – und studierte neben Gesang auch Kirchenmusik.
Die Orgel als „Königin der Instrumente“ ist für ihn nicht nur so daher gesagt. Kurzum, wer sich da anschickt, Werbens Orgel zu retten, kennt sich aus. Gut so, denn die Patientin bedarf einer großen Fürsorge: Werbens Orgel, erbaut im Jahr 1747 vom bedeutenden Orgelbauer Joachim Wagner, ist seit 1985 stillgelegt. Aber nicht nur das: Vor allem, weil Orgelbauer Albert Kohl aus Stendal im Jahr 1916 „tabula rasa“ mit der Orgel machte, das technische Werk herausgerissen hat und durch ein pneumatisches System ersetzte, kann von Wagnerschem Originalzustand nicht mehr die Rede sein. Aber: Immerhin ist das barocke Gehäuse noch auf Wagner zurückzuführen und sind außerdem elf Register und einige Konstruktionsteile noch jene aus den Anfangsjahren. Genug, um eine Rekonstruktion anzuschieben.
„Der Orgelbau ist heute soweit, dass er das perfekt kann.“ Die Kommission hat aus drei Kostenvoranschlägen auch schon eine Fachfirma ausgewählt. Hält Großmann nun noch die denkmalrechtliche Genehmigung in Händen, beginnt er augenblicklich mit dem Werben um Spendengelder. Immerhin rund 500.000 Euro kostet die Rekonstruktion, aber die Summe macht Großmann keine Angst. „Es ist genug Geld da, man muss es nur finden“, äußert er sich zuversichtlich und hat natürlich auch schon mehrere Adressen im Kopf. Davon ab stieß er auch beim Gemeindekirchenrat auf großes Wohlwollen, erfahre überhaupt viel positives Feedback für das Projekt.
Vor rund 15 Jahren gab es schon einmal einen Versuch, die Rekonstruktion anzuschieben. „Aber damals hieß es vom Denkmalschutz, dass der Kohl‘sche Umbau auch schützenswert ist, dann schlief das Projekt wieder ein.“ Der Denkmalschutz sehe den Fall inzwischen anders, was Großmann eine große Erleichterung war. Schließlich sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er sich nur vor die Mission spannt, wenn à la Wagner rekonstruiert wird.
Schon in drei Jahren soll Werbens Wagner-Orgel quasi wieder die Alte sein. Konzerte als Orgelsommer – Großmann hat viele Pläne. Er kenne genug gerade auch junge Menschen, die sich darum reißen, auf einer Wagner-Orgel zu spielen. So lange diese stumm ist, spielt er selbst so oft wie möglich – zumindest in den Werbener Gottesdiensten – ehrenamtlich auf seiner kleinen Privatorgel. Werbens Kirche brauche ihre Königin der Instrumente: „Alles andere ist wie ein historischer Film ohne Filmmusik.“