"The Sally Gardens" und Osterburger Autoren gestalten Musik- und Literaturnacht im "Kanzler" Reibeisen-Stimmen aus zwei Frauenkehlen
Folk der Rostocker Band "The Sally Gardens" sowie Lyrik und Prosa von vier Osterburger Autoren füllten am Freitagabend den Saal des "Kanzlers" aus. Dort erlebte die in die Literaturtage eingebettete Reihe "Texte treffen Celtic Music" eine Neuauflage.
Osterburg l "The Sally Gardens", 2005 schon einmal bei den Osterburger Literaturtagen dabei, ließ es am Freitagabend im "Kanzler" ordentlich krachen. Denn die Schwestern Sabine (Beany) und Bettina (Tiny) Brennwald, die die Band 1996 gründeten, interpretierten im Zusammenspiel mit Geiger Julian Straßburg kraftvollen, schnellen Folk. Dabei sangen die Schwestern mit Stimmen wie Reibeisen, die den Liedern einen rauchigen Akzent gaben. Zudem beeindruckte, wie sich Beany und Tiny hinter ihren Mikrofonen bewegten. Sie tanzten, sprangen und schüttelten auch mal in Rockermanier ihre Haare. Das alles wirkte überhaupt nicht künstlich. Es zeigte einfach, welchen Spaß die Band bei ihrem Auftritt hatte.
Ein Gast nahm das unterhaltsame Geschehen aber eher gleichmütig zur Kenntnis. Bandhund Murphy, der sich wohl längst an den lautstarken Trubel um "The Sally Gardens" gewöhnt haben dürfte, streckte beim Auftritt von Beany, Tiny und Julian lieber alle Viere von sich. Und setzte in aller Seelenruhe gelegentlich sogar zu einem kurzen Nickerchen an. Der Vierbeiner ließ sich auch nicht dadurch stören, dass das Publikum um ihn herum ganz anders empfand. Denn viele Zuhörer klatschten oder wippten im Rhythmus der Lieder mit. Ganz Verwegene wagten sogar ein spontanes Tänzchen.
Die Musik brachte Murphy nicht aus der Ruhe. Sobald aber einer der vier Osterburger Autoren an das Mikrofon trat, spitzte der Hund die Ohren. Als ob er keinen der fast durchweg heiteren Texte verpassen wollte, die auch die übrigen Besucher immer wieder zum Schmunzeln animierten. Das galt für Danuta Ahrends Begegnung mit einer Möwe und ihre weiteren Erlebnisse mit der gefiederten Ostseebekanntschaft ebenso wie Bernhard Sasses fast schon reportagehaft anmutender Rückblick auf den Besuch bei einer Barbierin in der chinesischen Provinzhauptstadt Lanzhou. Eine durchaus angenehme Erfahrung. Das verriet schon das wohlige Lächeln auf Sasses Lippen, das seine detaillierte Schilderung der Haar- und Körperpflege im fernen China begleitete.
In der unmittelbaren Nachbarschaft könnten dagegen die von Astrid Mathis vorgestellten Geschichten geschehen. Unter anderem beschrieb die Autorin ein Klassentreffen, das zu geplanten Begegnungen und unerwarteten Entwicklungen führte.
Mit dem noch nicht allzu geläufigen Poetry-Slam konfrontierte Clemens Garlipp aus Magdeburg sein Publikum. Der gebürtige Bretscher schwadronierte gestenreich und wortgewaltig über Beziehungsstress, um zugleich seinen Hut zu nehmen, der Freundin den Laufpasss zu geben und jeglichen romantischen Vorstellungen eine Absage zu erteilen. Den finalen Akt der Text-Vorstellungen gestalteten Danuta Ahrends und Bernhard Sasse schließlich gemeinsam. Sie setzten sich schmunzelnd damit auseinander, dass so manches Paar nach einigen Jahren sein Ehegelübde erneuern möchte.
"Klasse Musik, starke Texte. Das war eine tolle Veranstaltung", sagte Einheitsgemeinde-Bürgermeister Nico Schulz zum Ausklang der Musik- und Lesenacht. Schulz bedankte sich unter dem großen Beifall des Publikums mit Blumen und Präsenten bei "The Sally Gardens" und den Autoren, bevor er die Akteure des Abends noch zu einem Glas Whisky einlud.
"Texte treffen Celtic Music" avancierte am Freitagabend zu einem hörens- und sehenswerten Fast-Finale der Osterburger Literaturtage. Der tatsächliche Schlusspunkt hinter die 14.Auflage der Veranstaltungsreihe wurde dann gestern im Kreismuseum gesetzt. Dort eröffnete Michaela Herbst aus Goldbeck eine Ausstellung mit Arbeiten, die nach Gedichten der Osterburger Autorin Danuta Ahrends entstanden sind. Mehr dazu morgen.