Tierqäulerei Mehr als 100 Tiere von Hof gerettet
Auf einem Hof in Heiligenfelde im Landkreis Stendal herrschten tierschutzwidrige Umstände. Die Polizei rückte mit schwerem Gerät an.
Heiligenfelde l Ein Wimmern und ein Klagen war nach Draußen zu vernehmen. Beobachter riefen die Polizei, gaben auch den Hinweis, man käme wegen freilaufender Hunde nicht auf das Grundstück. So rückte am 22. August neben der Polizei gleich ein Tierarzt des Veterinäramtes mit an. Statt einer hilflosen Person stieß das Team laut Landkreis aber auf „erheblich vernachlässigte Tiere verschiedener Arten. Auf dem Gehöft in Heiligenfelde waren „unhaltbare, erheblich tierschutzwidrige Zustände“. Derart, dass die große Maschinerie anlief, Verstärkung geholt wurde. Auf dem vermüllten Hofplatz liefen laut Angabe des Landkreises etwa 30 Hühner, 30 Enten, Ziegen, Schafe, Ferkel und sieben der Hunde frei herum. „Ein Teil der Hunde war in einem vermüllten Teil des Gebäudes untergebracht.“ In den Stallungen seien verendete Tiere und Teile von ihnen „in den unterschiedlichsten Stadien der Verwesung“ vorgefunden worden.
Dies betraf Hund und Kalb genauso wie Schweine, Pute, Katze, Hühnerküken. Für den Landkreis Gefahr in Verzug: Noch am selben Tag wurden auch unter Zuhilfenahme von landkreiseigenem Personal vier Rinder, zwei Pferde, zwölf Hunde, neun Schafe, sieben Ziegen und drei Katzen beschlagnahmt. Da für die 39 Schweine zunächst keine Bleibe gefunden werden konnte, blieben sie noch bis Freitag in Heiligenfelde. „Sie wurden unter Kontrolle durch den Tierhalter versorgt, eingestreut, gefüttert, getränkt.“ Die Schweine hatten bei Eintreffen „keinen Zugang zu Wasser und erheblichen Durst“. Das Geflügel wurde – teilweise vom Besitzer eingefangen – am Montag fortgebracht, der Rest gestern. Wie der Landkreis mitteilt, würden nun sowohl eine Strafanzeige sowie ein Tierhalte- und Betreuungsverbot gefertigt.
Höhe-Bürgermeister Bernd Prange kannte „den Mann“ nicht persönlich, habe aber schon mehrmals davon gehört, dass sich Dorfbewohner im Sinne der Tiere beschwert haben. Von Hundekläffen war die Rede, Nachtaktivitäten wurden beobachtet. Den Bürgermeister verwundere eigentlich, dass die Beschlagnahmung „erst jetzt kommt“. Prange befürchte darüberhinaus, dass am Ende die Gemeinde auf dem Müll dort sitzen bleibt. Die Hälfte des Gehöfts sei im Familienbesitz des Tierhalters, die andere habe dieser mit benutzt.
Wie der Landkreis mitteilt, wurde der Tierhalter, der seit Sommer 2018 im Landkreis ansässig sei, am 19. November angekündigt kontrolliert. Vorher versuchte es das Amt unangekündigt, der Tierhalter war aber nicht anwesend. Zwar wurden damals Tiere ohne Ohrmarken, Meldefehler und ein lahmes Rind festgestellt, der Rest der Tiere habe aber einen guten Ernährungszustand gehabt, Heu und Wasser seien vorhanden gewesen. Die Situation habe sich nun sicher vor dem Hintergrund der Hitze verschärft, sagt dazu Polizeisprecher Dirk Marscheider.
Die Tiere fanden an verschiedenen Orten Unterschlupf. Allein das Tierheim Stendal erhielt zwölf Hunde und eine Katze. „Sie waren alle vernachlässigt, hatten zig Parasiten, aber sie waren nicht extrem heruntergekommen“, sagt Leiterin Antonia Freist. Die zwei im Katzenhaus Osterburg untergebrachten eigentlich weißen Katzen waren vor Flöhen schwarz. „Ich ärgere mich, dass ich das nicht fotografiert habe“, äußert Stationsleiterin Sibylle Wettner. Die 39 Schweine verschiedenster Rassen und Größen, die im Wildpark Weissewarte unterkamen, befanden sich laut Leiterin Josefine Krohn „teilweise in sehr schlechtem Ernährungsszustand“. Sie trinken vor allem wie verrückt, „Schweine können nicht selber schwitzen“.