Christvesper in Osterburg und Umgebung Wenn den Menschen nicht mehr zu helfen ist...
Weihnachtsbotschaft lockt nicht nur Kirchgänger in die Gotteshäuser zu Krippenspielen in Erxleben und Osterburg. Und plötzlich ist Weihnachten.
Erxleben/Osterburg. - „Da tut und schafft man das ganze Jahr, und plötzlich ist Weihnachten. Und die Seele kommt gar nicht hinterher.“ Pfarrer Jens Födisch spricht in der Christvesper in Erxleben aus, was wohl nicht nur Christen denken. Erst wenn Heiligabend die Glocken läuten, das Krippenspiel beginnt und die alten Weisen erklingen, kommt die Seele zur Ruhe. Dann kann auch im Herzen Weihnachten werden.
Jesus - ein ganz normales Baby
„Für einige ist es ein trauriges Weihnachten“, sagt der Pfarrer. Er denkt nicht nur an die Menschen, die beim Anschlag in Magdeburg Schaden genommen oder ihr Leben verloren haben. Und doch. Es ist wieder Weihnachten. Ein Kind wird geboren. Auch das Jesuskind habe sicher zerknautscht ausgesehen, die Eltern haben schlaflose Nächte gehabt. Dazu noch der Stallgeruch bei der Geburt! Gott regiere eben nicht von oben, sei nicht im Himmel zu suchen. Außerdem zeige die Geschichte: Mit Macht und Gewalt ist kein Frieden zu finden.
„Innerlich stark zu sein, sich zu öffnen und die Welt lieben zu können, auch das ist Weihnachten“, betont Jens Födisch. Und auf einmal schwebt eine Feder in die Kirche, und der Mond erzählt die Geschichte von Jesu Geburt mit einem Schwarzlichtspiel. Werner Buchner lässt die Orgel erklingen, und plötzlich ist Weihnachten.
In Osterburg laden drei Gottesdienste in die evangelische St. Nicolaikirche ein: am Nachmittag die Christvesper für die Familien mit Christenlehrekindern, nach dem Turmblasen die Christvesper, die die Konfirmanden gestalten, und zu später Stunde eine stille Andacht im Kerzenschein, die Christnacht.
Wir tauchen ein in das Krippenspiel der Konfirmanden, das Vikarin Marie Degen inszeniert hat: Gott (Clemens David und Arshida Jirdehi) hat Erzengel Gabriel (Theresa David) zu sich gerufen. Er will Mensch werden und auf die Erde, um den Menschen zu helfen. „Aber den Menschen ist nicht mehr zu helfen“, protestiert Gabriel und bekommt zur Antwort: „Bei Gott ist alles möglich.“ Nun wird Gabriel geschickt. „Informiere Josef! Informiere die Hirten! Informiere...!“ Immer wieder gibt es Widerreden. Die Hirten können nicht glauben, was geschehen soll. „Jetzt braucht ihr nicht mehr zu glauben, jetzt wisst ihr es. Fürchtet euch nicht, denn heute ist euch der Heiland geboren.“ Dass Jesus in einem Stall zur Welt kommen soll, passt Gabriel gar nicht. „Sei ein Engel! Tu’ es für mich!“, bittet Gott. Mit Engelsgeduld lässt Gabriel alles geschehen und Hoffnung aufleuchten. Ob die Menschen DAS verstehen? „Aber ja!“ Gotte traut es ihnen zu.
Die Botschaft von Frieden und Liebe soll auch die Menschen in St. Nicolai erreichen. „Hilf uns, abzulegen, was uns belastet“, beginnt Pfarrer Gordon Sethge und entzündet das Friedenslicht, um Halt, Zuversicht und Trost zu spenden. Die Junge Gemeinde hat die Krippe mit Superhelden bestückt. „Die Botschaft gilt allen Superhelden, den Helden des Alltags, jedem von uns“, betont der Pfarrer. Wie schwierig sei es schon, mit seinen Mitmenschen Frieden zu wahren, wenn Onkel Egon wieder spitze Bemerkungen fallen lasse, niemand anerkennt, was man geleistet habe! „Es gibt Momente, in denen Gott sich sehen lässt“, macht Sethge Mut. Wer hat damit gerechnet, dass Assad Syrien verlässt? Neues ist möglich. Überall. Wie nötig ist überall ein Friedefürst? Die Frage klingt noch im Raum, als die Glocken längst aufgehört haben zu läuten.