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Naturkunde Acker-Hornkraut im Altmarkkreis durch moderne Landwirtschaft verdrängt

Einstiges Ackerwildkraut im Kreisgebiet noch nie als Feldbewohner angetroffen, sondern nur an Wegrändern und in Straßengräben. Bis es kürzlich auf einem Brachacker auftauchte.

Von Günter Brennenstuhl 06.08.2023, 10:00
Das Ackerhornkraut ist inzwischen nicht mehr auf Feldern, sondern nur noch an Weg- und Straßenränder anzutreffen.
Das Ackerhornkraut ist inzwischen nicht mehr auf Feldern, sondern nur noch an Weg- und Straßenränder anzutreffen. Foto: Günter Brennenstuhl

Königstedt - Mitunter weisen Pflanzennamen, sowohl die deutschen als auch die wissenschaftlichen, auf gewisse Eigenschaften ihrer Träger hin. Bei der Bezeichnung Acker-Hornkraut (Cerastium arvense) habe ich mich schon immer gefragt, warum sich der Artname auf Acker bezieht. Denn die Pflanze wurde im Kreisgebiet noch nie als Feldbewohner angetroffen, sondern nur an Wegrändern und in Straßengräben.

Nun wurde aber vor einigen Jahren bei Königstedt ein Brachacker entdeckt, der an mehreren Stellen quadratmetergroße Bestände des Nelkengewächses aufwies. Wahrscheinlich war die Pflanze aus dem angrenzenden Straßengraben eingewandert und fand auf der Brache günstige Entwicklungsbedingungen vor.

Äcker vor 250 Jahren voller Unkräuter

Der vom schwedischen Naturforscher Carl von Linnè gewählte Artname arvense (lat. arvum = Ackerland, arvense = auf Äckern wachsend) ist also doch nicht so abwegig.

Als er vor etwa 250 Jahren (1753) vergeben wurde, gab es noch keine Herbizide. Die Äcker waren voller Unkräuter, die nur mit mechanischen Maßnahmen dezimiert werden konnten. Das Acker-Hornkraut ist eine ausdauernde Art, die sich außer mit Samen auch noch vegetativ durch ober- und unterirdische Ausläufer ausbreitet.

Triebe bilden Polster

Die zahlreiche Triebe bilden flache Polster, die sich durch Jäten kaum vollständig entfernen lassen. Außerdem war damals auch noch die Dreifelderwirtschaft üblich, sodass sich auf dem brachliegenden Drittel die Art optimal entwickeln konnte.

Heute zählt die Pflanze nicht mehr zu den Ackerwildkräutern. Verbesserte Bodenbearbeitung und die Anwendung von Herbiziden haben sie vom Acker verdrängt. Nur der Name erinnert noch daran.

Das Acker-Hornkraut darf nicht mit dem ähnlichen Filzigen Hornkraut, das mitunter auch an Wegrändern auftritt, verwechselt werden. Letztere Art besitzt aber weißfilzige Blätter und wird als Zierpflanze gezogen. Sie kann durch Gartenauswurf in die freie Landschaft gelangen und sich dort über einen längeren Zeitraum behaupten.