Juniorwahl Erster Kontakt mit der Politik in Salzwedel
Das größte Schulprojekt Deutschlands motivierte die Lessing-Schüler der Jahrgänge acht bis zehn in Salzwedel, sich mit den Landtagswahlen auseinanderzusetzen.
Salzwedel - „Ich habe mich bei der Wahl extra ganz hinten angestellt“, erzählt Josephine Müller lachend. Und warum? „Weil ich so aufgeregt war, meine Kreuze zu setzen.“ Für Josephine und ihre Freundin Leni Sroka war die Juniorwahl die erste bewusste Kontaktaufnahme mit der Politik. Bei der kurzen Vorbereitung zur Abstimmung hat eine Partei sie besonders überzeugt, gerade der Parteivorsitz machte einen sympathischen Eindruck auf die zwei 14-Jährigen.
Doch sie sind auch kritisch und hatten ernsthafte Zweifel an der Durchsetzung des Wahlprogramms. In einer Sache sind sich die beiden Achtklässlerinnen trotzdem sicher: Nach den Wahlen wird das Interesse an der Politik bleiben.
Die Schüler sollen sehen, wie einfach es sein kann mitzuwirken. Wenn das angekommen ist, dann freut uns das!
Dorian KobersteinDie Juniorwahlen verfolgen nämlich genau vier Ziele. Zum einen soll durch die Vorbereitung im Unterricht Wissen aneignet werden. Welche Parteien kann ich wählen, wofür stehen diese Parteien und wie sehen deren Wahlprogramme aus? Anschließend sollen sich die Schüler ihre eigene Meinung bilden. Wo positioniere ich mich, was ist mir wichtig und welche Partei passt zu mir? Dann wird es erst ernst. Mit dem angeeigneten Standpunkt sollen sie die Demokratie hautnah erleben. Ausgestattet mit einem Wahlvorstand, einer Wahlurne und zwei Wahlkabinen dürfen sie ihre zwei Kreuze auf dem blauen Probe-Stimmzettel setzen. Zu guter Letzt sollen die Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen, denn schon bei der nächsten Landtagswahl sind alle von ihnen wahlberechtigt.
Die Neuntklässler der Sekundarschule wurden im Sozialkundeunterricht noch intensiver und länger auf die Testwahlen vorbereitet. Mehrere Monate hatte sich die Klasse schon mit dem diesjährigen Superwahljahr beschäftigt. Die Meinungen und Positionen von Charleen Kern (15), Sebastian Dembeck (16), Celine Tesch (15) und Josephine Brauns (15) haben deshalb Hand und Fuß. Sie waren der auserkorene Wahlvorstand, der am Wahltag die Stimmzettel ausgegeben hat, sowohl Wahlurne als auch Kabine im Blick hatten und am Freitag die Stimmen ausgezählt haben. Auch privat sind die vier Schüler schon politisch aktiv. Sie gehen auf Demos, tauschen sich untereinander aus und recherchieren im Internet zu den Wahlprogrammen der Parteien. Sie sind ebenfalls der Ansicht, dass die Juniorwahl sie noch ein ganzes Stück vorangebracht hat. Es sei schön gewesen, eine Wahl mal mitzuerleben und sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, erzählen sie.
Denn eine große Herausforderung im Unterricht waren die hitzigen Diskussionen der Schüler. Die meisten von ihnen hätten schon vorab eine klare Haltung, erzählt Sozialkundelehrer Dorian Koberstein. Deshalb ist ihm eine Sache besonders wichtig: „Der eigene Standpunkt muss nachvollziehbar sein und mit Fakten belegt werden.“ Wichtige Vorschriften gab es deshalb auch zu beachten: Es soll angemessen diskutiert werden, man soll sachlich bleiben und mit Tatsachen argumentieren. Nur so könne eine Demokratie funktionieren.
Die Ergebnisse der Juniorwahlen werden offiziell am Montag veröffentlicht, auch die der Lessingschüler.