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Sachsen-Anhalter braucht Hilfe Schockdiagnose Blutkrebs: Wie ein Salzwedeler um sein Leben kämpft

Ricardo Weigert ist an Leukämie erkrankt. Für den Altmärker wird dringend ein Stammzellenspender gesucht. Wie die Krankheit das Leben des 47-Jährigen plötzlich verändert.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 24.07.2024, 14:22
Ricardo Weigert und seine Lebensgefährtin Julia Pattky in Salzwedel.
Ricardo Weigert und seine Lebensgefährtin Julia Pattky in Salzwedel. Foto: Alexander Rekow

Salzwedel. - Bald ist es wieder soweit. Der nächste Termin in der Magdeburger Uniklinik steht an. Darauf bereitet sich Ricardo Weigert derzeit vor. Kräfte sammeln sei angesagt, erzählt er. In seinem Garten, mit Blick ins Grüne. Er weiß nicht, wann er nach dem nächsten Krankenhausaufenthalt dort wieder sitzen kann. Der 47-Jährige ist schwerkrank. Vor wenigen Monaten hat er die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs bekommen.

Einen Kaffee auf seiner Bank, den Hunden beim Spielen und Tomaten beim Wachsen zusehen: Das ist für den Salzwedeler heute ein Privileg. Lebenszeit, sein wertvollster Besitz. Denn seit dem Frühjahr ist alles anders.

„Ich merkte, es stimmt was nicht“, erinnert er sich zurück. Schwächeanfälle, kaum Appetit, Schmerzen. Bis es nicht mehr ging. „Am 12. März bin ich nach der Arbeit zum Arzt.“ Dort wurde klar, er muss ins Altmark-Klinikum.

„14 Tage war ich im Krankenhaus.“ Computertomographie und allerhand weiteren Untersuchungen habe er sich unterzogen. Schon in der altmärkischen Kreisstadt war klar, es ist ein Krebs.

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„Der Chefarzt hat sofort zur Uniklinik Kontakt aufgenommen“, so der 47-Jährige. In Magdeburg habe er nach weiteren Wochen der Ungewissheit und unter Hinzuziehung von Spezialisten schließlich die Schockdiagnose bekommen: Leukämie.

„Es war erschreckend, aber irgendwie auch befreiend, weil ich wusste, was los ist

Ricardo Weigert

„Es war erschreckend, aber irgendwie auch befreiend, weil ich wusste, was los ist.“ Die Zeit des Wartens sei belastend gewesen, man hänge in der Luft.

Ende 2023 war die Welt für den gelernten Tischler und seine 35-jährige Lebensgefährtin noch in Ordnung. „Wir waren in Hamburg zum Konzert“, erzählt Julia Pattky. Einmal im Jahr ein Muss für die beiden. Musik hat eine große Bedeutung in ihrem Leben.

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Zusammen engagieren sie sich jährlich ehrenamtlich für das Non-Profit-Festival Rock am Beckenrand in Wolfshagen im Harz. Dort sind sie es, die helfen. Das eingenommene Geld fließe in gemeinnützige Projekte, verschiedene Jugendförderprogramme.

Nun ist es der Salzwedeler, der auf Unterstützung angewiesen ist. Gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) wird ein Spender für Ricardo Weigert gesucht. Die DKMS hat bereits einen Aufruf gestartet. „Der 47-Jährige leidet an akuter myeloischer Leukämie. Um zu überleben, benötigt er eine Stammzellspende“, heißt es in dem eindringlichen Aufruf.

Jeder kann zum Lebensretter werden, eine Knochenmarkspende erhöht seine Überlebenschance von 20 auf 60 Prozent

Julia Pattky, Lebensgefährtin

Julia Pattky versucht ebenfalls, Spender zu finden. Die gelernte Tischlerin, die ihren Lebensgefährten bei der Arbeit lieben lernte, hat einen neuen beruflichen Weg eingeschlagen und lernt Heilerziehungspflegerin in Mechau. In ihrer Berufsschule, dem Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege in Stendal, können sich am 15. August von 11 bis 14 Uhr potenzielle Spender registrieren lassen. Die Anschrift: Dr.-Kurt-Schumacher-Straße 1-5, 39576 Stendal

„Jeder kann zum Lebensretter werden“, sagt sie, „eine Knochenmarkspende erhöht seine Überlebenschance von 20 auf 60 Prozent.“ Das tue dem Spender weder weh noch sei es mit Kosten verbunden. Auf der Internetseite der DKMS wird alles erklärt.

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„Heute bin ich etwas besser drauf“, erzählt Ricardo Weigert auf seiner Bank im Garten und nippt am Kaffee. „Ich habe wieder etwas zugenommen.“ Das sei auch bitternötig mit Blick auf die nächste Chemotherapie Anfang August. Dann werde seine ganze Energie benötigt.

Sollte bis dahin, was er hofft, ein Knochenmarkblutspender gefunden sein, stehe für ihn im Nachgang ein temporärer Umzug an. „Dann hat er das Immunsystem eines Babys“, so seine Lebensgefährtin.

Um den Salzwedeler vor äußeren Einflüssen zu schützen, soll er in dieser Zeit in eine kleine Einraumwohnung, weg von den Hunden und anderen möglichen Krankheitserregern. „Wir suchen daher ab September eine günstige Unterkunft für Ricardo“, so Julia Pattky, die auf hilfsbereite Vermieter hofft.

Vieleicht ein halbes Jahr, schätzt sie. Zumindest für die Dauer, bis Ricardo Weigert wieder im Garten sitzen kann, den Hunden beim Spielen und Tomaten beim wachsen zusehen kann.