Ohne Rassismus, mit Courage: Salzwedeler Bildungsstätte zeigt Gesicht gegen Rechts Schule lebt Vielfalt statt Engstirnigkeit
Chinesen, Italiener, Russen, Inder und Vietnamesen besuchen die Comeniusschule in Salzwedel. Da ist für Intoleranz kein Platz. Seit gestern trägt die Bildungseinrichtung den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".
Salzwedel l Neuntklässlerin Wendy Strybny sang auf Japanisch, der Schulchor intonierte Michael Jacksons "Black Or White" (Schwarz oder weiß). Schülerin Trang Bui berichtete vom Leben in Vietnam und Deutschland. Eindrucksvoll haben Schüler und Lehrkräfte der Salzwedeler Comenius-Sekundarschule gestern Vormittag demonstriert, dass ihre Bildungseinrichtung den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verdient hat. Während einer Festveranstaltung in der Aula überreichte Cornelia Habisch vom Netzwerk die Urkunde und das Schild für die nunmehr 70. Schule in Sachsen-Anhalt.
"Der Titel soll eine Selbstverpflichtung darstellen für die Gegenwart und die Zukunft", betonte Schulleiter Norbert Hundt im Beisein von Staatssekretär Jan Hofmann (Kultusministerium) sowie Landrat Michael Ziche, der als ehemaliger Comeniusschüler Projektpate ist. Durchs Programm führten Sechstklässler. Lena Konietzny, Alina Selimi und Oliver Schütze erinnerten an Fahrten nach Theresienstadt und einen Plakatwettbewerb, verwiesen aber auch auf Pläne für die nahe Zukunft. So sei ein Spendenlauf in Planung. Im Anschluss an die gestrige Veranstaltung wurde Kuchen verkauft - für Opfer rechter Gewalt. Das Geld soll dem Verein Miteinander zur Verfügung gestellt werden.
"Ich finde es außerordentlich gut, was hier initiiert und durchgeführt wurde", sagte Landrat Ziche. Die Altmark sei 2008 als Ort der Vielfalt ausgezeichnet worden. Michael Ziche erinnerte an kreisweit 80 Projekte, die CD-Tauschaktion Salad Bowl sowie die Anne-Frank-Lesung und wünschte sich, dass weitere Schulen dem Beispiel der Comeniusschule folgen. Staatssekretär Hofmann sprach den Schülern und dem Lehrerteam ein Kompliment aus. Er könne sich nicht vorstellen, was an dem Projekt schief gehen kann. "Courage", sagte der Gast, "kommt nicht von allein. Man muss sie erarbeiten." Niemand sollte seiner Hautfarbe, politischen Überzeugung, seines sozialen Umfeldes oder seiner sexuellen Orientierung wegen benachteiligt werden. Das habe sich die Comeniusschule als eine von 1100 Bildungseinrichtungen mit 750000 Schülern bundesweit ins Stammbuch geschrieben. Gleichberechtigten und friedlichen Umgang miteinander müssen die Sekundarschüler nun leben, Projekte organisieren, sich vernetzen.
Wie wichtig es ist, von der Unterschiedlichkeit zu profitieren und sich offen gegenüber zu stehen, machte Cornelia Habisch von der Netzwerkstelle deutlich. Sie erinnerte an den Prozess gegen den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Diese Ideologie sei nicht anders als die Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus.