Sturmtief Sabine Die Masse macht die Sache groß
Sturmtief Sabine hat im Altmarkkreis Salzwedel für 57 Einsätze gesorgt. In einigen Orten fiel der Strom aus, die Bahn hatte Probleme.
Salzwedel l Bäume stürzten um, der Strom fiel aus, Züge blieben stehen: Sturmtief Sabine hatte am 9. Februar im Altmarkkreis Salzwedel vielerorts für Schäden gesorgt. Von Arendsee über Gardelegen bis Salzwedel waren die Wehrkräfte bei insgesamt 57 Einsätzen gefordert, um die Resultate des Sturmtiefs zu beseitigen, wie Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans Thiele gegenüber der Volksstimme auflistet.
Ivonne Ritter-Findeisen vom Presse-Team des Altmarkkreises zeigte sich in erster Linie darüber glücklich, dass keine Personen durch den Sturm verletzt wurden. Sie glaubt, dass es daran gelegen habe, dass sich wohl die meisten Altmärker an die Warnhinweise vorab gehalten hätten. „Es ist alles glimpflich ausgegangen“, sagt sie, „kein Vergleich zu Sturmtief Xavier“ im Oktober 2017. Trotzdem: Beschäftigt waren die Wehren im Altmarkkreis – und das nicht zu knapp.
Auch die Mitarbeiter des Energieversorgers Avacon hatten mit den Folgen des Sturmtiefs zu kämpfen. „Wir hatten Störungen in der Mittel- und Niederspannung“, erklärt Pressesprecherin Corinna Hinkel. Daher kam es zu Stromausfällen, schwerpunktmäßig zwischen 0 und 2 Uhr. „Zum großen Teil waren die Stromausfälle nur kurzzeitig, da unsere Mitarbeiter auf andere Leitungen umschalten konnten.“ Das gelang aber nicht überall. Längere Stromausfälle bis in den Vormittag gab es in Ferchau, Kuhfelde und Schieben, wo noch bis Redaktionsschluss über Notstromaggregate die Haushalte versorgt worden sind. Auch in Altensalzwedel und Schernikau mussten die Einwohner ohne Strom auskommen. In Rohrberg und Ahlum, wo es gegen 16.30 Uhr dunkel wurde, konnte großteils in der Nacht die Stromversorgung wieder hergestellt werden, wie Corinna Hinkel erläutert. Die Kolonie Etingen bei Oebisfelde war am Vormittag des 10. Februars noch ohne Strom. Dort seien Mitarbeiter der Avacon mit Reparaturarbeiten beschäftigt gewesen. Ursache für die Stromausfälle waren Bäume und Äste in den Leitungen, Seilrisse und einige Mastumbrüche. Zur Schadenshöhe konnte die Avacon noch keine Angaben machen, da die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind.
Ebenfalls mit Problemen war die Deutsche Bahn im Altmarkkreis konfrontiert. Auf der Amerikalinie zwischen Stendal und Salzwedel blockierten zwischen Hohenwulsch und Brunau/Packebusch Bäume und Äste das Gleis, wie Erika Poschke-Frost von der Deutschen Bahn mitteilt. Erschwerend kam hinzu, dass ein Güterzug in diesem Zusammenhang liegengeblieben war und mitten auf dem Bahnübergang Beese zum Stehen kam. Somit ging in dem Bereich auf der Landesstraße 15 nichts mehr. Gegen Mittag des 10. Februars sei der liegen gebliebene Zug abgeschleppt worden, heißt es von der Bahn. Auch im Landkreis Stendal blieben Züge liegen.
Wie sich das Sturmtief auf die einzelnen Einheitsgemeinden im Altmarkkreis Salzwedel auswirkten und wo die Wehren im Einsatz waren, fassen unsere Reporter zusammen:
Bereits 16.55 Uhr mussten die ersten Wehrkräfte der Einheitsgemeinde Salzwedel am 9. Feburar ausrücken. Zwischen Tylsen und Wallstawe fiel der erste Baum durch den Sturm. Ein Asbestdach erlitt 19.30 Uhr in Salzwedels Bahnhofsstraße einen Sturmschaden, ehe in Tylsen um 20.04 Uhr der nächste Baum den Kräften des Sturmtiefs nachgab. Gleiches passierte 20.08 Uhr in Groß Gerstedt. Auf der Bundesstraße 71 war es nicht anders. In Mahlsdorf am Abzweig Büssen mussten die Kameraden ebenfalls wegen eines Baumes ausrücken, genauso wie 1.01 Uhr auf der Bundesstraße 248 hinter dem Warthekreisel in Richtung Kuhfelde. In Kemnitz stand außerdem 3.26 Uhr ein Keller unter Wasser. Ebenfalls wegen umgestürzter Bäume waren die Wehrkräfte 4.26 Uhr bei Ziethnitz und 6.20 Uhr bei Niephagen gefordert. Näheres war durch die Stadt Salzwedel gestern noch nicht möglich, da die Informationen aus den Ortswehren noch ausstünden, erklärt Stadtsprecher Andreas Köhler.
Am 10. Feburar um 2 Uhr ging es im Bereich Gardelegen los. Bis um 6.30 Uhr waren die Feuerwehren im Bereich Gardelegen im Einsatz. 162 Feuerwehrleute mussten in dieser Sturmnacht auf ihren Schlaf verzichten. Insgesamt waren es 27 Einsatzstellen. Hauptsächlich mussten umgestürzte Bäume von Straßen beräumt werden. Schwerpunkt war die Region südlich der B 188 mit Mieste, den Drömlingskolonien, Solpke, Weteritz und Jerchel. In Potzehne, Siems und Solpke sorgten die Sturmböen für abgedeckte Dächer. „Hier waren die Kameraden nur im Zuge der Gefahrenabwehr im Einsatz, um Straßen zu sichern, denn die Wehren sind grundsätzlich keine Dienstleistungsunternehmen“, betonte Stadtwehrleiter Sven Rasch, in der Stadtverwaltung zudem für den Brandschutz zuständig, auf Volksstimme-Anfrage.
Auf der B 71 bei Letzlingen sorgten Kameraden ebenfalls für Sicherungsarbeiten. Dort wollte ein Lkw-Fahrer sein Fahrzeug wenden. Dabei hatte sich der Transporter festgefahren und die Bundesstraße blockiert. Bei diesem Fall waren dann auch Polizei und ein Abschleppdienst im Einsatz.
Sturmtief Sabine sorgte auch in den Wäldern für große Schäden. Zahlreiche der ohnehin schon durch Dürre und Schädlingsbefall geschwächten Bäume sind umgekippt, wobei noch nicht einmal alle Schäden der letzten Stürme (Xavier und Friederike) beseitigt werden konnten.
Unterdessen hat die Stadtverwaltung am 10. Februar begonnen, sämtliche städtische Anlagen wie Parks und Friedhöfe auf Sturmschäden zu kontrollieren. Betroffen ist auch der Gardelegener Friedhof, informierte auf Florian Kauer, Fachgebietsleiter in der Stadtverwaltung für Sicherheit und Ordnung. Dort seien auch Gräberfelder in Mitleidenschaft gezogen worden. In Potzehne hat Sturmtief Sabine den Friedhofszaun beschädigt. Mitarbeiter des grünen Bereiches der Verwaltung seien seit 10. Februar auf den ländlichen Wegen im Einsatz, um Bäume und Äste zu entsorgen. Die Stadt ist zuständig für immerhin 1000 Kilometer ländliche Wege. Die Schäden würden nach und nach abgearbeitet.
In der Einheitsgemeinde Kalbe hat es besonders den Kurpark schwer getroffen. Die Anlage ist wegen umgestürzter Bäume und zahlreicher Kronenschäden ab sofort komplett gesperrt. Die zur Stadtwehr gehörenden Feuerwehren waren insgesamt viermal im Einsatz. So sicherten sechs Einsatzkräfte in Altmersleben kurz nach Mitternacht eine Notstromversorgung über das im Gerätehaus stationierte Aggregat ab. Die Güssefelder Feuerwehr holte mit acht Einsatzkräften einen großen Ast von der Straße in Richtung Jeetze. Die Kalbenser Feuerwehr beseitigte mit neun Aktiven einen Baum, der die Straße in Richtung Neuendorf am Damm blockierte, und die Brunauer Feuerwehr inklusive ihrer Löschgruppe Plathe holte mit 15 Einsatzkräften einen Baum von der Plather Straße.
Auch der Luftkurort Arendsee blieb vom Sturmtief Sabine nicht verschont. Dort waren Kräfte der Ortsfeuerwehr auf der Landesstraße 1 zwischen Arendsee und Thielbeer im Einsatz. 3.04 Uhr mussten die Kameraden ausrücken, um umgestürzte Bäume von der Fahrbahn zu entfernen. Sieben Kameraden der Wehr waren mit den Räumungsarbeiten beschäftigt.
Auf der Landesstraße 19 zwischen Bandau und Klötze versperrte kurz nach 0 Uhr ein quer über die Straße liegender Baum den Durchgangsverkehr. Der Baum wurde mittels Motorsäge und Muskelkraft von der Straße beseitigt, und der Verkehr konnte nach kurzer Zeit wieder ungehindert fließen. Im Einsatz war die Klötzer Wehr mit drei Fahrzeugen und 13 Kameraden. Kurz vor 1 Uhr führte der nächste Einsatz auf die Landesstraße 19, diesmal in Richtung Schwiesau. Durch den Sturm brach dort die Krone eines Baumes ab und versperrte die Straße zwischen Klötze und Schwiesau. Die Baumkrone konnte schnell von der Straße geräumt werden. Im Einsatz waren drei Fahrzeuge mit zwölf Kameraden. (Henning Lehmann)