Dährer Jecken bereiten 58. Session vor "Weil\'s Spaß macht"
Gut besucht sind die Veranstaltungen der Dährer Karnevalsgesellschaft an den Faschingswochen- enden. Doch was gehört zur Vorbereitung dazu? Die Volksstimme be- suchte einige der Jecken an einem Probenwochenende.
Dähre l Einige Tage sind noch Zeit, bis die Dährer Karnevalsgesellschaft zum närrischen Treiben in den Ort einlädt. Doch untätig sind die Mitglieder des Vereines nicht. Seit Wochen und zum Teil sogar Monaten wird für den großen Auftritt am Rosenmontag geprobt. Alles streng geheim. Natürlich, denn mit ihrem Programm wollen die Karnevalisten ihr Publikum überraschen. Es ist anerkennenswert, mit wieviel Mühe die Mitglieder das Ereignis vorbereiten. Und warum das alles? "Weil\'s Spaß macht." - Eine Begründung, die während jeder Probe fiel.
Für den Karneval sind sich gebürtige Dährer auch nicht zu schade, extra aus der Ferne anzureisen, um mit dabei zu sein. Das trifft zum Beispiel auf die 22-jährige Mareen Elfert zu. Sie lebt seit dreieinhalb Jahren in Hannover, wo sie studiert. Aber wenn der Karneval naht, ist sie am Wochenende zu Hause, um sich in die Organisation der Veranstaltungen einzubringen. Inzwischen ist sie Mitglied der Frauengarde, die unter dem Zepter von Kommandeurin Katharina Makowski steht. Mareen Elfert ist dem Karneval spätestens seit ihrem zehnten Lebensjahr verbunden. Damals begann sie in der Funkengarde. Mit elf Jahren wurde sie in den Verein aufgenommen, tanzte später auch bei den Crazy-Girls mit. Ein Vorteil: "Da habe ich auch regelmäßig Freunde gesehen." "Ich bin schon solange im Verein, ich möchte nicht aufhören. Dafür macht es viel zu viel Spaß", erzählt sie.
Neben Mareen Elfert und Katharina Makowski gehören zur Frauengarde auch Julia Winterhoff, Christin Gödecke, Madlen Müller, Julia Phabe und Johanna Winterhoff. "Mit den Proben beginnen wir zehn Wochen vor dem 11. November", berichtete Katharina Makowski. Weihnachten sei probenfreie Zeit, aber danach gehe es weiter. Frauengarde, Prinzengarde und Polizei proben zusammen. Und die Vorbereitung des Programmes sei mit viel Arbeit verbunden: Der Ablauf müsse geplant, Requisiten beschafft, Texte geschrieben und einstudiert und passende Musik ausgesucht werden. "Vor zwei Jahren haben wir ein Wikingerschiff gebaut", nennt Katharina Makowski ein Beispiel. Nach der Aufregung vor Auftritten gefragt, erzählt die junge Frau, dass es diese höchstens vor dem allerersten Auftritt gebe. Und gerade am Rosenmontag, wenn die Karnevalisten schon im frühesten Morgengrauen aufstehen, um pünktlich beim Wachaufzug dabei zu sein, "ist man am Abend schon so fertig, dass man die Aufregung gar nicht so merkt". Für Katharina Makowski sei die Aufregung größer, wenn ihr Sohn Bastian seinen Auftritt hat. Er ist auch schon ein richtiger Karnevalsfan und tanzt bei den Minifunken mit, der jüngsten aller Gruppen und Garden der Dährer Karnevalsgesellschaft. Bastian sehe sich im Fernsehen auch gern den Karneval in Köln an, erzählt Katharina Makowski. "Für unser Dähre ist der richtige Karneval aber hier, denn er ist etwas ganz besonderes", ist sie sicher.
Bei aller Planung kann sich das Programm kurz vor dem Auftritt noch komplett ändern, verrieten Mitglieder der Prinzengarde. Kommandeur ist Jörg Makowski. Vieles sei am Auftrittstag improvisiert. Außer Jörg Makowski gehören zur Prinzengarde Chris Kubaink, Sven Mahlke, Tobias Elfert, Matthias Hane, Christoph Schmidt, Patrick Claußen, Daniel Heiser, Stephan Herting, Michi Kausche und Martin Gille.
Damit am Veranstaltungstag alles klappt, gibt es die Karnevalspolizei. "Wir machen alles, was dazu gehört, stellen beispielsweise den Umzug, schauen, dass alle Requisiten da sind, treiben Geld ein, sichern die Schranken, wir sind quasi Mädchen für alles", sagt Heiko Höft als Karnevalspolizeichef. Zur Polizei gehören Lisa Marggraf, Martin Phabe, Anika Vierke, Astrid Lahmann, Claudia Schmidt, Daniel Müller, Doreen Dieckmann, Otthard Schulz, Rayk Giese, Thomas Schulz, Martin Gauger, Silvia Tscherning, Marco Müller, Mareike Träger und Tobias Heiser. Und sie sind es, die schon jetzt mit den einzelnen Gruppen in Kontakt stehen. Wenn die anderen mal nicht auf die Anweisungen der Polizei beispielsweise beim Stellen des Rosenmontagsumzuges hören, dann gibt es eine einfache Lösung: Die ursprünglich geplante Liste wird ganz einfach der Realität angepasst. "Am Anfang ist es meist relativ wüst. Aber wenn es losgeht, reihen sich meistens alle ein", sagt Heiko Höft schmunzelnd.
Während es bei Frauen- und Prinzengarde und der Karnevalspolizei eher ruhig zugeht, geraten die Männer der "Süßen Elf" - sie bilden zugleich den Elferrat - auch schon einmal ins Schwitzen, wenn Birgit Schmidt die Schrittfolgen mit zackigem "eins, zwei, drei, vier" anzählt und dabei Mühe hat, die Musik zu übertönen. Beruflich? Nein, von Beruf ist Birgit Schmidt Grundschullehrerin und hat mit Tanzen oder Aerobic nichts weiter zu tun. Dennoch: Sich die Choreografien auszudenken, und zwar gemeinsam mit den Mitgliedern der Süßen Elf, das bereitet ihr Freude. Die Männer würden sich richtig viel Mühe geben, lobt sie. "Sie sind ehrgeizig, bestrebt, immer alles richtig zu machen, und sehr aufmerksam", erzählt Birgit Schmidt. Der Älteste im Bunde der Süßen Elf ist mit 62 Jahren Ex-Prinz Gerhard Schmidt, der seit 1979 im Elferrat aktiv ist. Der Jüngste von ihnen ist der 42-jährige Zeremonienmeister Torsten Barthel. Viele weitere Ex-Prinzen sind unter den Männern - Frank-Jürgen Elfert, der aufgrund von Krankheit zur Zeit allerdings nicht mitmachen kann, Tino Berger, Holger Dieckmann, Jörg Marggraf, Alf Elfert, Jörg Reimer als Tontechniker, außerdem Reinhard Pankonien. Nicht zuletzt gehört Jens Bock dazu.
Apropos Prinz - der amtierende ist Enrico Vierke. Und ihm zu Ehren hat sich eine Gruppe zusammengetan, deren Bühnenspiel noch geheimer ist als das der anderen Gruppen. Da dürfen keine Namen genannt werden. Nur, dass sich etwas tut, geben die Mitglieder dieser Gruppe, wenn auch zähneknirschend, bekannt.
Fleißig am Proben sind auch die Crazy Girls. Sie haben schon im August angefangen zu üben, um den Tanz für den 11.November einzustudieren. Die Mädchen führen ihn noch einmal am Rosenmontag auf, erzählt Trainerin Doreen Dieckmann, die seit zehn Jahren in der Karnevalsgesellschaft aktiv ist. Die Mädchen sind zwischen 12 und 19 Jahren alt und machen aus Spaß an der Bewegung und am Tanz mit. Doreen Dieckmann ist sich sicher, dass auch der öffentliche Auftritt dazu beiträgt. Denn da können die Mädchen zeigen, was sie können. Mitglied sind Silvia Tscherning, Lisa Marggraf, Johanna Winterhoff, Jenny Czerwinsky, Michelle Herrmann, Jessica Marggraf und Melanie Juschus.
Bei Frank-Jürgen Elfert laufen die sprichwörtlichen organisatorischen Fäden zusammen. Er ist der Vorsitzende des Elferrates. Nicht nur während der freitäglichen Sitzungen ist er ein gefragter Mann, und vor allem einer, der Fragen stellt. Auch unter der Woche steht sein Telefon während der Zeit vor dem Karneval nicht still. "Für mich ist es immer aufregend", erzählt er. Wenn dann alles gelaufen ist, "ziehe ich mir eine Mischung rein oder rauche mal eine Moots, das brauche ich dann einfach", sagt er schmunzelnd. Der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft organisiert, delegiert, hakt immer wieder nach, ob die übertragenen Aufgaben erfüllt worden sind. Das Besondere am Dährer Karneval aus Elferts Sicht: "Wir sind alle eine große Familie, jeder kennt jeden, der Zusammenhalt ist da." Das gemeinsame Proben schweiße zusammen. Frank-Jürgen Elfert ist schon als Dreijähriger bei seinem Vater, der die Karnevalsgesellschaft mitbegründet hat, in der Kutsche mitgefahren. Seine Kinder Mareen und Tobias sind ebenfalls von klein auf dabei. Für das Karnevalswochenende wünscht sich Frank-Jürgen Elfert viele Besucher und den einzelnen Gruppen gelungene Auftritte, so dass die Mitglieder wieder einmal unter Beweis stellen können: "In Dähre kriegen wir was auf die Beine gestellt."
Wer vor seinem Auftritt aufgeregt ist, der kann sich ein Beispiel an der Süßen Elf nehmen. Bei ihnen danach gefragt, antwortet Birgit Schmidt: "Das wird einfach hinuntergespült." In diesem Sinne: Dähre, Hoi-Hott!