Stadtbekannt Barby: Trinkgeld für den Lina-Bär
Ute Krabbes übernahm vor zehn Jahren den Zeitschriften- und Lottoladen in Barby. Die studierte Betriebswirtin genießt in der Elbestadt den Ruf, Gutes zu tun. Das ist ihre Geschichte.

Barby. - Wer den Begriff „Philanthrop“ praktisch erfahren möchte, sollte in den Laden von Ute Krabbes gehen. Der befindet sich in bester Geschäftslage in der Magdeburger Straße. Zwischen Juwelier Seidel und der Sparkassenfiliale bietet die Menschenfreundin Ute das Glück an.
Und Zeitschriften.
Und Tabakwaren.
Und kleine Geschenke.
Und Eintrittskarten.
Und freundliche Gespräche.
Regelmäßig kommen die Kunden, um Lotto zu spielen oder Lose zu rubbeln. Alle Jahre wieder zum Jahresende werden Raketen gekauft. Glücksraketen.
Seit zehn Jahren macht Ute Krabbes das jetzt in Barby, die eigentlich studierte Betriebswirtin ist. Als solche arbeitete sie ihr Berufsleben lang in Helmstedt, bis ihr die Fahrerei und Stress in der Fremde zum Halse heraus hing.
Auch wenn es pathetisch klingt: Seitdem sie den kleinen Laden hat, ist sie angekommen. Bei sich selbst und bei ihren Kunden schon lange.
„Gehen Sie mal zu Ute“
Ursprung dieser Geschichte ist eigentlich eine Leserbitte: Gehen Sie mal zu Ute Krabbes, die spendet schon jahrelang mit großem Engagement für verschiedene soziale Dinge.
Und in der Tat!
Rund 2.500 Euro waren das im vergangenen Jahr. „Das sind in erster Linie Trinkgelder, die im Lina-Bär landen oder Einnahmen vom Weihnachtsmarkt“, lächelt die 57-Jährige. Verteilt wurde das Geld zum Beispiel für die Nachwuchsarbeit der Feuerwehr, die Mukoviszidose-Hilfe, die geplante Heizung des Barbyer Kinovereins oder die Behindertenbetreuung der Lebenshilfe.
Bei all diesen Empfängern gibt es für Ute Krabbes einen persönlichen Hintergrund. Ihre Vorgängerin und Ladengründerin Monika Galle hatte damals den Kontakt zum Verein Lebenshilfe Dessau hergestellt, wo deren behinderte Enkeltochter betreut wird. Die heißt Lina. Monika Galle stellte eine Sparbüchse auf, die Lina-Bär getauft wurde. Das war vor fast 20 Jahren. Seitdem spenden die Kunden. Was früher mit 300 Euro begann, hat sich zur vierstelligen Summe gemausert.
Das Restgeld zu spendieren, hat im Lotto-Laden in der Magdeburger Straße also schon Tradition. Wenn die Glücksspieler ihre Lotto-Tipps abgeben, füttern viele von ihnen den Lina-Bär.
Kunden runden gern auf
Ute Krabbes sieht es mit einem zufriedenen Lächeln. „Da sind Kunden, die geben für 24 Euro ihre Tipps ab, runden aber auf 30 auf“, erzählt sie. Oder Schulkinder, die sich für 90 Cent eine Cola kaufen, aber einen Euro geben. „Ich erkläre ihnen dann, dass die zehn Cent kranken Kindern hilft“, sagt Krabbes. Damit meint sie in erster Linie den Sammelbereich Mukoviszidose. Unter dieser angeborenen und seltenen Stoffwechselerkrankung litt ihre Nichte, der es heute dank medizinischer Maßnahmen relativ gut geht.
Ein anderes Beispiel: Als der Bürgermeister die neuen Werbe-Ansichtskarten der Stadt zu Ute Krabbes brachte, riet er ihr, deren Stückpreis etwas zu erhöhen, um einen kleinen Gewinn zu machen. „Wollte sie nicht. Weil das für die Stadt Barby ist“, erzählt Jörn Wei-nert. Doch damit nicht genug: Auch die Eintrittskarten der vielen Veranstaltungen in der Elbestadt oder diverse Kalender verkauft Ute Krabbes provisionsfrei.
So geht es zwischen Montag und Sonnabend tagein, tagaus.
Ute Krabbes ist damit so etwas wie zur sozial-moralischen Instanz geworden. Viele Kunden fragen schon gar nicht mehr wofür sie spenden, weil sie wissen, dass das in Ordnung ist.
Nur erzielt man mit den Trinkgeldern freilich nicht 2.500 Euro im Jahr. Auch die Einnahmen der Weihnachtsmärkte sind zum guten Standbein geworden.
Um nochmal auf das Thema Glücksspiel zurück zu kommen. Kunden, die Lotto & Co. bedienen, erscheinen regelmäßig. Wie das Leben so ist, plätschern die Gewinne so vor sich hin, wenn sie denn ausgeschüttet werden.
Wurde schonmal richtig abgeräumt?
„Naja, einmal in meiner Zeit“, sagt die 57-Jährige mit dem Verweis auf ihr Schweigegelübde, das sie nicht konkreter werden lässt. Ein älteres Ehepaar hatte mal 100.000 Euro gewonnen.
„Ich glaube, dessen Kinder wissen das bis heute nicht“, lächelt sie.