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Tiere Bei der Hundeschule in Biere lernen Hund und Halter gleichermaßen

Wer sich einen Hund zulegt, hat viel zu beachten. Die korrekte Erziehung ist wichtig und wird Mensch und Tier an der Hundeschule in Biere gelehrt. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

Von Robert Gruhne 25.05.2021, 00:00
Ein bisschen Herumtollen gehört in der Hundeschule in Biere dazu. Natürlich lernen Vier- und Zweibeiner aber auch allerhand.
Ein bisschen Herumtollen gehört in der Hundeschule in Biere dazu. Natürlich lernen Vier- und Zweibeiner aber auch allerhand. Foto: Robert Gruhne

Biere - Anfangs stehen alle noch brav im Kreis, aber wenn Trainerin Conny Rüchardt das Kommando gibt, gibt es kein Halten mehr. Die Leinen werden gelöst und plötzlich tobt ein Dutzend Hunde über den Rasen. Blitzschnell bilden sich überall Knäuel an Hunden, die sich beschnuppern, zusammen rennen, springen und raufen. Und der Mensch muss dabei aufpassen, nicht unter die Pfoten zu kommen!

„Es gibt ja kaum Flächen zum Freilaufen. Da ist es schön, dass sie hier mal richtig rennen können“, meint Ingelore Lueg aus Salzelmen. Zumal von März bis Mitte Juli in Sachsen-Anhalt Leinenpflicht herrscht. Lueg kommt mit dem anderthalbjährigen Maltipoo Bobby schon von Anfang an zur Hundeschule. Nur ein paar Monate setzte sie aus Vorsicht während der Pandemie aus. Heute spielt Bobby schon bei den „großen“ Hunden mit. Lueg weiß: „Der geht immer dahin, wo Theater ist!“

Platz in Schuss halten

Immer am Samstagnachmittag, bei Wind und Wetter, ist Spielstunde bei der Hundeschule in Biere. Trainerin Conny Rüchardt, die die Hundeschule seit 2007 im Nebenerwerb betreibt, nutzt das weitläufige Gelände des Hundesportvereins aus Biere. „Ich darf die Hunde trainieren, aber der Verein darf nicht“, sagt Rüchardt, selbst Vereinsmitglied, über die aktuellen Regeln. Die Vereinsmitglieder sind trotzdem da. Sie treffen sich jede Woche, um den Platz in Schuss zu halten, denn das dürfen sie.

In der Hundeschule sind heute zuerst die Welpen dran. Spielen darf nur, wer einen Impfausweis und einen Versicherungsnachweis mitbringt. Angelika Meyer und Rene Kotrba sind mit ihrer Moni heute zum ersten Mal dabei. „Ich möchte, dass sie richtig erzogen wird“, sagt Meyer. Noch ist Moni etwas ängstlich und will der Gruppe nicht recht über die Wiese folgen. Eine Schleppleine, laut Rüchardt das „Zaubermittel“, hilft weiter.

Mit Wesen des Hundes beschäftigen

Moni ist ein Cane Corso, eine Hunderasse, die gerade im Trend liegt. Die bullige Art und das kurze, glänzende Feld kommen gut an. Aber auch die kleine Moni wird einmal eine stattliche Hündin. Eine Tatsache, die manche Halter gerne ausblenden: „Am Anfang sind Cane Corsos noch zurückhaltend, aber sie werden groß und bestimmend“, erläutert Rüchardt. Deshalb solle man sich vor dem Kauf nicht nur mit dem Aussehen, sondern auch dem Wesen des Hundes beschäftigen.

Rüchardt findet, dass sich gerade viele neue Hundehalter zu wenig mit ihren Tieren beschäftigen: „Wir stellen fest, dass die Leute sich nicht mit den Bedürfnissen des Hundes und den Rechtsgrundlagen auseinandersetzen.“ An die Leinenpflicht halte sich beispielsweise nur die Hälfte der Hundebesitzer, schätzt Rüchardt. Wer sich einen Hund zulege, müsse aber bereit sein, Verantwortung zu nehmen. Oft scheitere es sogar schon an der Anmeldung der Hunde, um Kosten zu sparen, meint Rüchardt. Sie plädiert deshalb für die Einführung eines Hundeführerscheins in Sachsen-Anhalt, der am besten schon vor der Anschaffung eines Tieres verpflichtend ist. In anderen Bundesländern ist ein solcher Schein bereits Pflicht.

Pfoten, Ohren und Zähne prüfen

Wie ein Hund richtig zu halten ist, versucht Rüchardt in ihrer Hundeschule zu vermitteln. Bei den Welpen zeigt Co-Trainerin Eileen Papke heute beispielsweise, wie man Pfoten, Ohren und Zähne des Hundes prüfen sollte. „Man muss dem Hund auch mal ins Maul fassen können“, sagt Papke. Die Hundeschule richtet sich also genauso sehr an Frauchen und Herrchen.

Dass die Hundeschule natürlich auch Geld kostet, ist die andere Seite. „Viele kommen zur Spielstunde und gehen wieder, sobald es teurer wird“, sagt Rüchardt. Die Teilnehmer der heutigen Welpenspielstunde haben zumindest alle Interesse an dem Grundkurs mit zehn Einheiten bekundet.

Spielstunde der „Großen“

In der Spielstunde der „Großen“ gibt es später nicht mehr viel Theorie. Viele hier, wie Ingelore Lueg mit Bobby, sind schon länger dabei und kennen sich schon aus.

Frank Ahrend aus Zens ist mit Enkelin Sophie dazu gekommen. Ihre Hunde Alwin und Oskar, ein Hovawart und ein Golden Retriever, vergnügen sich auf der Wiese. Ahrend schätzt die Art von Trainerin Rüchardt, die gerade lautstark einen Hund zurechtweist: „Sie hat einen exzellenten Blick und greift auch mal mit harschem Ton ein.“ Die Trainerin sagt, sie konnte schon immer gut mit Hunden. „Man muss Respekt vor ihnen haben und sie hundegerecht behandeln“, gibt sie als Tipp. Dann erhalte man auch Respekt zurück.

Nach einer Stunde geht es für die Hunde wieder nach Hause. Rüchardt garantiert: „Nach der Spielstunde sind die Hunde so geschafft, dass ihre Herrchen einen ruhigen Abend verbringen können.“