Rundgang Deichbaustelle ist öffentlich
Das Land setzt auf einen Zuwachs an Überflutungsflächen. Nicht nur im Lödderitzer Forst sind Projekte in Arbeit.
Lödderitz l In Sachsen-Anhalt stehen weitere Flächen zur Verfügung, die bei Hochwasser überflutet werden können. Das teilte Umweltminister Hermann Onko Aeikens jetzt im Kabinett mit. Die Deichrückverlegung Sandau Nord befindet sich seit November 2014 in der Umsetzung. Derzeit laufen vorbereitend die archäologischen Dokumentationen, die Mitte September 2015 zum Abschluss kommen werden. Für Sandau Süd ist das Planfeststellungsverfahren noch anhängig.
Hermann Onko Aeikens: „Die Gewinnung von Retentionsraum und die Errichtung von Hochwasserrückhaltebecken sind neben DIN-gerechten Deichen wichtige Bausteine der Hochwasserschutzstrategie des Landes. So sind wir am besten aufgestellt, um vor zerstörerischen Hochwassern, wie sie 2002 und 2013 auftraten, gewappnet zu sein.“
Aeikens informierte auch über den Stand weiterer Maßnahmen. Im Salzlandkreis ist es die Deichrückverlegung im Lödderitzer Forst. Dort sind aktuell zirka 70 Prozent des Deichneubaus hergestellt und der Betonbau für das zu errichtende Schöpfwerk ist abgeschlossen.
Derzeit sind in Sachsen-Anhalt 749 Kilometer Deiche DIN-gerecht saniert. Damit entsprechen etwa 57 Prozent der 1312 Kilometer Landesdeiche DIN-Normen. Vor einem Jahr waren es noch 53 Prozent. Weitere 2,4 Prozent befinden sich (wie zwischen Klein Rosenburg und Breitenhagen) im Bau und 4,9 Prozent der Deiche mit Sanierungsbedarf befinden sich in Abschnitten, an denen Deichrückverlegungen geplant sind.
Besonders das Interesse in den Anliegergemeinden an der Aken/Lödderitzer Deichrückverlegung ist groß. So laden am kommenden Freitag der WWF-Deutschland als Projektträger, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt als Bauherr und die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe zum Tag der „offenen Baustelle“ in den Lödderitzer Forst ein.
Am 25. September haben alle Interessierten die Gelegenheit, sich über den aktuellen Baufortschritt zu informieren. Die Baustellenführung beginnt um 15 Uhr am Deich in Lödderitz, Höhe Kuhbrückenweg. Bei Teilnahme an der Baustellenführung sollten die Besucher festes Schuhwerk nicht vergessen.
Insgesamt wird der 7315 Meter lange Deichneubau rund 43 Hektar Fläche einnehmen. Bis alle Restarbeiten erledigt sind, werden wir das Jahr 2018 schreiben. 23,4 Millionen Euro stehen insgesamt für eines der größten europaweiten Deichrückverlegungsprojekte zur Verfügung, von denen der Bund über das Bundesamt für Naturschutz 75 Prozent beisteuert.
Ziel ist der Schutz und die Wiederherstellung einer intakten, naturnahen und waldreichen Überflutungsaue. Mit der Deichrückverlegung im Lödderitzer Forst steht der Elbe im Hochwasserfall künftig 600 Hektar mehr Überschwemmungsfläche zur Verfügung. Die Gefahr von Deichbrüchen könne gemindert und der größte zusammenhängende Auenwaldkomplex Deutschlands wieder überflutet werden, heißt es nach Auskunft von Fachleuten.
Die herausragende Bedeutung sei, dass die Elbe hier als letzter nicht gravierend ausgebauter, schiffbarer Fluss Deutschlands mit einer naturnahen Stromtalaue erhalten geblieben ist.