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Der Unternehmer und Politiker Wilhelm Dümling hatte ein Herz für die Senioren Ein 1912 gestiftetes Altenheim ist heute Hauptsitz der Städtischen Wohnungsbau

Von Ulrich Meinhard 26.09.2012, 03:22

Gleich zwei Jubiläen konnte die SWB in diesem Jahr feiern: den 20. eigenen Geburtstag und 100 Jahre Dümling-Stift.

Schönebeck l So schön können alte Häuser sein. So schön wie die Hausnummer 259 in der Schönebecker Wilhelm-Hellge-Straße. Das Gebäude gehört - auch aufgrund der zahlreichen Abrisse historischer Bausubstanz seit Jahrzehnten - zu den ältesten und beeindruckendsten Häusern der Elbestadt. Beinahe wäre auch die Nummer 259 der Abrissbirne zum Opfer gefallen.

Es war ein Glücksumstand, dass die Städtische Wohnungsbau GmbH (SWB) Anfang der 2000er Jahre nach einem neuen Domizil Ausschau hielt, weil der damalige Hauptsitz Am Malzmühlenfeld den Arbeitsansprüchen nicht mehr gerecht wurde. Aufsichtsrat und Geschäftsführung entschieden sich letztlich zu einem mutigen Schritt. Das seit 2003 bereits leerstehende Dümling-Stift verwandelte sich mit viel Liebe zum Detail zum neuen Hauptsitz der SWB. Zur Geschichte des Dümling-Stiftes sagt SWB-Mitarbeiter Dirk Michaelis: "Das Stift war einst der Stadt übertragen worden und fungierte zu DDR-Zeiten als Seniorenwohnheim. Hier lebten Personen allein oder auch als Paar in kleinen Wohnungen. Es war ein Objekt für ältere Menschen."

Doch der Stadt Schönebeck, schon in den 1990er Jahren finanziell klamm, fehlte das Geld für eine nötige umfassende Sanierung. Das Stift wurde nach und nach leer gezogen. Bis sich sie SWB entschied, das Haus auf Vordermann zu bringen. Seit 2006 sitzt die Verwaltung der Städtischen Wohnungsbau in der Wilhelm-Hellge-Straße 259. Geschäftsführerin Sigrid Meyer hat den Schritt keineswegs bereut. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt sie für ihre knapp 35 Mitarbeiter. Dirk Michaelis hebt den Anspruch des kommunalen Wohnungsvermieters hervor, wenn er sagt: "Mit der Sanierung sollte ganz bewusst Altes erhalten bleiben."

In diesem Jahr nun gab es bei der SWB gleich zwei Jubiläen zu feiern. Zum einen den 25. Geburtstag der Firmengründung, die am 16. Mai 1992 erfolgt war, und zum anderen den 100. Geburtstag des Dümling-Stiftes. Ausgerichtet wurde von der Geschäftsführung ein großes Mieterfest im Mai und zudem ein Festempfang im Dr.-Tolberg-Saal.

Zum Namensgeber, dem Unternehmer, Kommunalpolitiker, Preußischen Geheimrat und Kommerzienrat Wilhelm Albert Dümling ist folgendes zu sagen: Das Licht der Welt erblickte er am 20. Dezember 1849 in Schönebeck. Seine Familie (Vater, Bruder) verdiente den Lebensunterhalt unter anderem mit dem Handel von Bruchstein. Nach dem Tod des Bruders übernahm Wilhelm Dümling 1887 zunächst dessen Hamburger Zweiggeschäft. Im Jahr 1891, nach dem Tod des Vaters, übernahm er die Leitung des gesamten Unternehmens.

Wie Britta Meldau vom Stadtarchiv Schönebeck schreibt, existierten 1927 ein eigenes Elektrizitätswerk und eine Kleinbahn für die Steinbrüche sowie ein 35000 Quadratmeter großer Lagerplatz an der Elbe.

Dümling war 20 Jahre - von 1878 bis 1898 - Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, danach zweiter Bürgermeister von Schönebeck, zugleich auch Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Im März 1912 wurde das von ihm gestiftete Altersheim eingeweiht. Der Ehrenbürger seiner Heimatstadt starb am 17. Februar 1927.