Weltweiter Konzern BASF ist aktiv in Staßfurter Ortsteil / 280 verschiedene Produkte Glöthe steckt in der Elbebrücke - Konzern stellt chemische Zusatzmittel für Beton her
Glöthe ist zwar nicht der Nabel der Welt - doch in Hinblick auf die Produktion von Betonzusatzmitteln hat es eine Schlüsselstellung. Seit 1997 werden hier chemische Formulierungen hergestellt, die die Eigenschaften von Betonprodukten stark beeinflussen. Seit 2006 ist Glöthe ein Standort der in der chemischen Industrie weltweit führenden BASF.
Glöthe l Die neue Elbbrücke in Schönebeck und Brücken im Bernburger Bereich der B 6n - hier ist ein Produkt verbaut, das aus Glöthe stammt. Und zwar ein Betonzusatzmittel der BASF. Der Chemie-Weltmarktführer betreibt seit 2006 in dem Staßfurter Ortsteil einen Standort seines Unternehmensbereichs Bauchemie, eines von 15 Unternehmensbereichen des bekannten Chemiekonzerns.
"In Deutschland sind wir der Marktführer im Bereich der Betonzusatzmittel", erklärt Herwig Heegewaldt, Leiter des zuständigen Market Managements für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Glöthe als einer der bedeutendsten Standorte für Betonzusatzmittel im Verbund der BASF spielt hierbei eine wichtige Rolle. Insgesamt werden in Glöthe 280 verschiedene Produkte hergestellt. Dazu gehören zum Beispiel Verflüssiger, Fließ- und Trennmittel sowie Frostschutz. "Das ist eine breite Palette", schätzt in diesem Zusammenhang der Standortleiter Andreas Wendt ein.
Er erklärt, dass Betonzusatzmittel zwar gerade einmal zu 0,5 Prozent in die Betonrezeptur eingehen. "Sie beeinflussen jedoch massiv die Eigenschaften", erläutert Wendt. Im Grunde geht es darum, den Baustoff langlebig und flexibel zu machen. Je nachdem welche Anforderungen an das Bauwerk gestellt werden, dementsprechend werden die Eigenschaften mithilfe des Zusatzmittels verändert. Das betrifft beispielsweise das Tempo der Aushärtung.
Ein Vorteil, so der Standortleiter, sei für die BASF, "dass wir uns über die Jahre ein großes Know how erarbeitet haben". Denn ein Allround-Rezept gibt es grundsätzlich nicht. So müsse jedes Zusatzmittel für jeden Kunden individuell ermittelt und erstellt werden. "Die Hauptbestandteile des Betons sind Zement, Gesteinskörnung und Sand", erklärt Herwig Heegewaldt. Weil dies Naturprodukte sind, so der zuständige Leiter, müssen die Zusatzmittel-Formulierungen immer wieder neu auf die einzelnen Bestandteile abgestimmt werden. "Deshalb bekommen wir beispielsweise von dem jeweiligen Auftraggeber Proben des Sandes und Zements vor Ort zugeschickt", sagt er. In Glöthe werden die Mischungen dann speziell auf die Bedingungen des Kunden vor Ort vorbereitet.
Dafür sind in Glöthe insgesamt 47 Mitarbeiter beschäftigt. Für die Bereitstellung einer neuen Formulierung benötigen sie in der Regel einen Zeitraum von wenigen Wochen. "Die Entwicklungszeit hängt bei uns immer davon ab, wie herausfordernd die technischen Bedürfnisse des Kunden sind", erklärt Andreas Wendt. Bestellt der Kunde ein bereits optimiertes Produkt, kann Glöthe in der Regel am Folgetag liefern.
Kunden der BASF sind Betonhersteller in ganz Deutschland. Verwendet werden die Zusatzmittel vorrangig für Transportbeton, Betonfertigteile, den Untergrundbau und Betonwaren. Weltweit erreicht die BASF mit ihrem Bauchemie-Bereich einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Wie viel davon der Glöther Standort beiträgt, wird nicht bekannt gegeben.
"Wir sind ein Unternehmen, das führend bei Innovationen in der Betonchemie ist", hebt Herwig Heegewaldt einen wesentlichen Vorteil des BASF Konzerns hervor. Und weil diese Neuschöpfungen für das Unternehmen so wichtig sind - unter anderem auch, um am Markt bestehen zu bleiben und die eigene Marktposition zu halten und weiter auszubauen - investiert die BASF stark in die Forschung. Dabei orientiere man sich an den hauptsächlichen Markttrends, die laut Heegewaldt in verstärkten Anforderungen an Haltbarkeit, Robustheit, schnellere Bauprozesse und der Energieeffizienz liegen. "Ein ganz wichtiger Punkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Die Chemie leistet wesentliche Beiträge, um den Baustoff Beton nachhaltiger zu machen", fügt der Leiter hinzu.
Demnach würden in Zusammenhang mit der Zementherstellung relativ große Mengen an Kohlendioxid freigesetzt. "Mit unseren Betonzusatzmitteln können wir die Verwendung von speziellen Zementsorten unterstützen, bei deren Herstellung deutlich weniger CO2 entsteht", erklärt er.
In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen immer wieder neue Produkte in den Markt eingeführt. Ein neueres Beispiel ist X-Seed, der innovative Erhärtungsbeschleuniger, der den Betonunternehmen dabei hilft, Zeit, Energie und Kosten zu sparen und darüber hinaus einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen leistet.
Durchaus positiv blickt man in Glöthe übrigens in die Zukunft. Denn: "Beton ohne chemische Zusatzmittel ist undenkbar", betont Heegewaldt. Aber: Der Markt wird anspruchsvoller, fügt er hinzu. Demnach werde von den Kunden immer mehr Chemie-Wissen verlangt - ein Fakt, der durchaus für Glöthe sprechen kann.
Die Geschichte der chemischen Industrie an diesem Ort hat übrigens 1997 begonnen, als der Standort Glöthe von der Woermann Betonchemie GmbH in Betrieb genommen wurde. "Seitdem haben wir eine erfolgreiche Geschichte geschrieben", schätzt Wendt ein. Und das, obwohl sich die Eigentümerverhältnisse seither mehrfach geändert haben. Seit 2006 gehört Glöthe zur BASF. Die Produktionsmengen sind laut Heegewaldt von Jahr zu Jahr gestiegen. Das Gelände des Glöther Standorts umfasst rund 26000 Quadratmeter.