Susanne Meyer züchtet seltene Rasse der Bartkaninchen / "Angsthase" holt Ehrenpreis bei Europaausstellung In Großmühlingen ist das Besondere daheim
Eine ganz seltene Rasse ist in den Stallungen von Familie Meyer in Großmühlingen zuhause. Susanne Meyer züchtet Bartkaninchen. Die französisch-belgische Rasse galt als vom Aussterben bedroht.
Großmühlingen l Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Sie sind anders als andere Kaninchen. Im Bereich von Bart, Mähne und Flanken ist die Behaarung viel länger. Daher auch ihr Name: Bartkaninchen. Diese Tiere - durchschnittlich fünf Kilogramm schwer und etwa 40 Zentimeter lang - sind die ganze Leidenschaft von Susanne Meyer.
Mit ihrem Züchten will die Großmühlingerin dazu beitragen, dass die Rasse, die bereits als vom Aussterben bedroht galt, wieder auflebt. "Die Bartkaninchen sind absolut lieb, wie ein kleiner Dackel", vergleicht sie. Sie seien unheimlich zahm. Ohne Probleme könne sie die Mümmelmänner im Garten laufen lassen. Weglaufen - das komme nicht in Frage. Der größte Erfolg der Züchterin, die Mitglied im Bad Salzelmer Verein G18 ist, ist ein Ehrenpreis, den sie für ihre Bartkaninchen bei der Europaausstellung in Leipzig 2012 erhalten hat. "Unser Angsthase", sagt sie lächelnd und erzählt: "Eine Häsin hatte acht Junge geworfen, nur Rammler. Er ist der zurückhaltendste - deshalb Angsthase-, aber eben auch der schönste."
Interessant ist, dass die Bartkaninchen keine neue Rasse darstellen, dennoch aber als Neuzüchtung gelten. "Um 1960 wurden sie in Belgien ausgestellt, aber keiner hat sich für sie interessiert. Bald galt die französische Rasse dann als ausgestorben", erzählt die Großmühlingerin. In den 1990er Jahren habe aber ein Belgier etwa 20 Tiere nach Deutschland gebracht. Zu Zoodirektor Jürgen Güntherschulze in den Arche-Tierpark Warder (bei Flensburg). "Ein Hof, wo seltene Rassen ge- und erhalten werden", hat sich Susanne Meyer belesen. Erste Zuchtversuche habe dann Sonja Gehlen-Bremer gewagt. "Doch mit nur 20 Tieren kommt man nicht weit. Irgendwann gibt es durch Inzuchten Missbildungen. Sie war gezwungen, fremdes Blut einzubringen. Graue Wiener kamen ins Spiel", erklärt Susanne Meyer. Mit Erfolg. Da es sich nun aber nicht mehr um die alte, ursprüngliche Rasse handelt, gelten die jetzigen Bartkaninchen als Neuzüchtung.
So auch die von Familie Meyer. Sie züchtet schon seit mehr als zehn Jahren Kaninchen, ihr Mann hat Weiße Hotot. Als 2006 eine Häsin verstorben ist, sind sie im Internet auf eine Liebhaberin von Bartkaninchen in Magdeburg aufmerksam geworden. "Ich fand die Tiere gleich niedlich", schwärmt Susanne Meyer. So kam die erste Häsin ins Haus. Ein Mix. "So kam es, dass ich mich mit der Rasse beschäftigt habe, in den Zuchtverein eingetreten bin und nun züchte."