"Sonnenblume" Kita: „Neues Gesicht“
„Komm wir bauen eine Sonne.“ Unter diesem Motto wurde die Kindertagesstätte an der Schönebecker Pestalozzistraße in den 1990er Jahren komplett umgebaut.
Schönebeck l „Trotz des Frostwetters erfolgte gestern der symbolische Baubeginn für die Umgestaltung der Kindereinrichtung in der Schönebecker Pestalozzistraße.“ Mit diesem Satz beginnt die Bildnachricht vom 5. Januar 1993 in der Schönebecker Volksstimme, die heute das Thema der Serie „Was ist geworden aus ...?“ ist. Gemeint ist damit die Kindertagesstätte „Sonnenblume“, die sich heute in Trägerschaft der Lebenshilfe Bördeland gGmbH befindet. Zum damaligen Zeitpunkt war noch die Stadt Schönebeck verantwortlich. An den vier Jahre andauernden Umbau des Gebäudekomplexes kann sich deshalb Erdmute Köppe, Fachbereichsleiterin für Kinder, Jugend und Senioren in der Stadtverwaltung noch gut erinnern.
„Da steckt sehr viel Historie drin“, sagt sie im Volksstimme-Gespräch. Eröffnet wurde die Einrichtung am 1. November 1977 als sogenannte Kindergarten-Krippenkombination. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich die zu DDR-Zeiten typische Aufteilung der Verantwortlichkeiten, erklärt Erdmute Köppe. So gehörte damals der Bereich Kindergarten zur Volksbildung und der Bereich Krippe zum Gesundheitswesen. Insgesamt wurden 260 Mädchen und Jungen in der Einrichtung an der Pestalozzistraße betreut. 80 Kinder besuchten die Gruppen in der Krippe und 180 Mädchen und Jungen die zehn Gruppen im Kindergarten.
Dann kam die Wende. „Und damit einher ging auch ein riesiger Verlust an Kindern“, blickt die Fachbereichsleiterin zurück. Die Abwanderung sei enorm gewesen und hinzu sei noch ein Geburtenknick gekommen. Zahlreiche Häuser, die sich zum damaligen Zeitpunkt noch in städtischer Hand befanden, mussten geschlossen werden. Gleichzeitig wurden die ersten Einrichtungen an freie Träger übergeben.
Für die Kindergarten-Krippenkombination an der Pestalozzistraße schien es Hoffnung zu geben. „Wir haben die Einrichtung zur Kindertagesstätte umgestaltet“, sagt Erdmute Köppe. Die beiden Häuser des Gebäudekomplexes wurden nun Kita 1 und Kita 2 genannt und die Kinder wurden vermischt. Gleichzeitig wurde mit der Neustrukturierung die Kapazität angepasst. Demnach standen in der Kita 1 78 Plätze und in Kita 2 81 Plätze zur Verfügung.
Nicht allein diese Umstrukturierung machte aber den Umbau nötig. Wichtig war den Verantwortlichen, dass in dieser Einrichtung Kinder mit Behinderung integrativ betreut werden können. „Deshalb wurden die Ausgänge zum Spielplatz zum Beispiel ebenerdig und damit rollstuhlgerecht gestaltet“, nennt die Fachbereichsleiterin ein Beispiel. Insgesamt wurde die Umstrukturierung, die unter dem Motto „Komm, wir bauen eine Sonne“ stattfand, in vier Bauabschnitte aufgeteilt. Den Anfang machte 1992 der Spielplatz, der für 230 000 D-Mark umgestaltet und behindertengerecht gestaltet wurde. Er wurde am 7. April 1993 eingeweiht. 1994 wurden dann der Flachbau saniert, 1995 die Durchgänge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen und 1996 das Vorderhaus.
„Die Bauabschnitte zwei bis vier haben 3,5 Millionen D-Mark gekostet“, sagt Erdmute Köppe. Die Stadt habe die Kosten nicht allein tragen müssen, weiß die Fachbereichsleiterin. Fördermittel seien ebenso geflossen. „Dafür hatten Schönebecker Bürger sogar extra einen Förderverein gegründet“, sagt sie. Später wurde dieser aufgelöst.
Und auch die Kita ist nicht in städtischer Hand geblieben. Am 1. August 1997 wurde sie an einen freien Träger übergeben. Den Zuschlag hatte die die Lebenshilfe Bördeland gGmbH erhalten, die bekannt ist für ihre Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Der Name „Sonnenblume“, den die Einrichtung seither trägt, so Erdmute Köppe, wurde abgeleitet von dem Sanierungsmotto.
Ein Blick in die heutige Kita-Landschaft in Schönebeck: Insgesamt gibt es 23 Einrichtungen - 16 Kindertagesstätten und sieben Horte. Davon befinden sich die drei Kitas in den ostelbischen Ortsteilen Plötzky, Pretzien und Ranies sowie der Hort in Plötzky in kommunaler Hand.