Felgeleben: In den vergangenen drei Wochen ging das Grundwasser im Bereich einer Pumpe um 60 Zentimeter zurück Kleine Baustellenpumpe senkt Grundwasserspiegel
So überrascht waren die Felgeleber lange nicht. Der Grund: Mit Beginn der Straßenbauarbeiten in Alt Felgeleben und dem damit verbundenen lokalen Abpumpen des Wassers aus der Baustelle, sinkt auch der Grundwasserspiegel.
Felgeleben. Seit einigen Tagen greift Torsten Steuer jeden Tag zufrieden zu seinem privaten Grundwasser-Tagebuch. Seit nämlich in der Straße Alt Felgeleben im gleichnamigen Stadtteil die Straßenarbeiten mit dem Abpumpen des Wassers aus der Baugrube begonnen haben, sinkt auch der Grundwasserspiegel. Seit Tagen nun schreibt Torsten Steuer jeden Tag eine "0" in das Tagebuch.
"Hier in der Garage ist eine begehbare Werkstattgrube. Die ist, seitdem das Wasser angepumpt wird, trocken. Das ist unglaublich", so der Anwohner in der Paul-Illhardt-Straße. Insgesamt sank der Spiegel nun schon um 60 Zentimeter
Unglaublich findet er die Tatsache, dass mit einer kleineren Pumpe auf der Baustelle und einigen Lanzen, die in den Boden geschoben worden sind, so ein großer Effekt erzielt werden kann. "Daran sieht man doch deutlich: Das bringt etwas", so der Schönebecker.
Mit der Möglichkeit, den Grundwasserspiegel zu senken, beschäftigten sich auch schon die Mitglieder einer Arbeitsgruppe der Stadt. Nach Festlegungen der Arbeitsgruppe 1 "Grundwasser" weist die Stadtverwaltung Schönebeck darauf hin, dass bereits Mitte März so genannte "Filterlanzen" im Bereich Wiener Platz für einen Testlauf in Betrieb genommen wurden.
Doch dieser und jeder andere Eingriff in das Grundwasser bedarf einer wasserrechtlichen Genehmigung, die in diesem Fall vom Salzlandkreis erteilt wurde. "An dieser Stelle geht nochmals ein ausdrücklicher Dank an die Schönebecker Baufirma Horst Grüning, die diesen Test kostenfrei durchgeführt hat", so die Stadtverwaltung gestern auf Anfrage der Volksstimme. Ebenso ist den Stadtwerken zu danken, die kostenfrei Strom inklusive Anschluss für die Maßnahme zur Verfügung gestellt haben.
Testphase Wasser in Regenkanal gepumpt
Technisch handelte es sich bei den "Lanzen" um eine Vakuum-Nadelfilteranlage mit einer Leistung von etwa 120 Kubikmeter zur Grundwassererfassung. Die Lanzen waren durch Sammelleitungen mit einem Pumpaggregat verbunden. Das Wasser wurde in den Regenwasserkanal am Wiener Platz geleitet. Mit der Maßnahme sollte das Grundwasserniveau beobachtet und mögliche Wirkungen hinsichtlich dessen Absenkung ausgewertet werden.
Nach Abschluss dieser Maßnahme Ende März nutzte Schönebecks Baudezernent Guido Schmidt während einer Beratung der Arbeitsgruppe die Gelegenheit, dieses Engagement der Schönebecker Unternehmen nochmals deutlich zu würdigen. Die differenzierten, auch von den ungewöhnlich niederschlagsarmen Wochen beeinflussten Messergebnisse von im Einflussgebiet der Lanzen liegenden Grundwasserständen in Kellern und an ausgewählten Messpegeln wurden ausgewertet. Mit dem Lanzensystem war während einer Testphase vom 14. bis 27. März dieses Jahres in begrenztem Maße Grundwasser abgepumpt und in die Regenwasserkanalisation geleitet worden.
Und was ist das Fazit aus dieser Testreihe? Die Messungen nach dem Filterlanzeneinsatz ergaben, dass es lediglich im direkten Umfeld (Wiener Platz, Fliederstraße und Siedlerstraße) der Maßnahme in einigen Grundstücken zu einer partiellen und zeitlich begrenzten Absenkung des Grundwasserspiegels gekommen war - ähnlich wie jetzt beim Einsatz der Baupumpen in Alt Felgeleben. "Die Prüfung damals ergab, dass ein flächendeckender Einsatz dieser Lanzen eine technisch-logistisch untaugliche und auch unwirtschaftliche Methode darstellen würde", resümiert die Stadtverwaltung. "Der Versuch wies nach, dass es sich beim Einsatz von Filterlanzen lediglich um eine örtlich und zeitlich begrenzte Baustellenmethode handeln kann. Lediglich 50 bis 80 Meter im Umkreis der Maßnahme wird Grundwasser bedingt und begrenzt abgezogen."
"Eine gute Idee für die nächsten Jahre"
"Ja, aber das ist noch schon einmal ein erster Schritt", argumentiert Volksstimme-Leser Torsten Steuer. Nach Meinung des Felgelebers habe die Stadt selbst festgestellt, dass der Einsatz solcher Pumpen einen lokalen, begrenzten Erfolg erzielen kann. "Warum wird diese Lösung jetzt nicht trotzdem zeitlich begrenzt ins Auge gefasst? So lange, bis die Arbeitsgruppen und das Land andere, vielleicht noch bessere Lösungsvorschläge bringen?", fragt Steuer. Denn er möchte auch in Zukunft eine "0" in sein Grundwasser-Tagebuch schreiben.