Feuerwehr Löschlanze der Marke Eigenbau
Gleich zwei Löschlanzen gehören jetzt zum Inventar der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky. Kamerad Wolfgang Manthei hat sie selbst gebaut.
Pretzien l Eine Löschlanze: Die hätten die Kameraden der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky der Freiwilligen Feuerwehr Schönebeck von vornherein gut gebrauchen können, als sie am 13. Mai das erste Mal zu einem von mittlerweile vier Bränden von Holzstapeln in den Wäldern Ostelbiens rund um Pretzien und Plötzky gerufen wurden. Dann wäre der Brand wohl deutlich schneller gelöscht gewesen, als er es an diesem Mittwochabend letztlich war.
Denn so eine Löschlanze hat einen Durchmesser von wenigen Zentimetern, wird einfach an ein Strahlrohr (Feuerwehrschlauch) angeschlossen und ermöglicht es, in engen Zwischenräumen, wie es sie eben zwischen den einzel- nen Baumstämmen eines Holzstapels gibt, effektiv zu löschen.
Mitgebracht hatten solche Löschlanze letztlich die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Dannigkow aus Gommern und die der Stadtteilwehr Schönebeck von der Tischlerstraße. Die Wehren wurden zu dem Brandeinsatz an dem Mittwoch im Mai zwischen dem Gasthaus „Alte Fähre“ und Haberlandbrücke nach-alarmiert. Allerdings nicht aufgrund ihrer Löschlanzen, sondern vielmehr um die Wasserzufuhr mittels Pendelverkehr zum entlegenen Brandort zu gewährleisten. Zwar verfügt die Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky über einen Anhänger, in dem sich Schlauchmaterial für eineinhalb Kilometer Versorgungsleitung befindet, doch befand sich das entsprechende Fahrzeug der Wehr, das diesen Anhänger ziehen kann, gerade in Reparatur. Also musste Hilfe her.
Die beiden nachalarmierten Wehren brachten neben Fahrzeugen für den Wasserpendelverkehr eben auch gleich zwei Löschlanzen mit, die auch sofort zum Einsatz kamen, das Feuer insbesondere in dem Stapel schnell löschen konnten, schneller als den Brand nur von außen bekämpfen zu können. „So was brauchen wir auch“, hatte Pretziens Ortswehrleiter Michael Vorwerk daraufhin gesagt. Diese Äußerung blieb nicht ungehört. Denn mittlerweile gehören gleich zwei solche Löschlanzen zum Inventar der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky – zwei selbst gebaute Löschlanzen.
Beide stammen aus der Hand von Feuerwehrmann Wolfgang Manthei. Mit seinen 68 Jahren ist der Pretziener immer noch aktives Mitglied der Wehr, und als ehemaliger Schweißer war es für Wolfgang Manthei auch kein Problem, die Löschtechnik, die pro Lanze rund 500 Euro neu kostet, nachzubauen – und sogar effektiver zu gestalten.
Dafür funktionierte er - am Beispiel der ausgeliehenen Löschlanze der Dannigkower Kollegen - einfach zwei einst als Zaunpfähle gekaufte Stahlpfeiler um, kürzte sie, bohrte Löcher in den Stahl und schweißte die beiden Lanzen letztlich jeweils an ein passendes Ende, so dass jetzt C-Strahlrohre (Feuerwehrschläuche) an die Löschlanzen angeschlossen werden können. Zwei Tage werkelte der 68-Jährige an den längeren Eigenkonstruktionen mit mehr und anders platzierten Löchern als sie das 500-Euro-Original aufweist.
Dass die beiden eigenen Löschlanzen - eine befindet sich auf jedem Fahrzeug der Pretzien/Plötzkyer Wehr – allerdings so schnell zum Einsatz kommen würden, hätten die Kameraden wohl selbst nicht gedacht. Denn seit dem ersten Stapelbrand am 13. Mai gab es rund um Pretzien und Plötzky drei weitere Brände dieser Art. Immerhin konnten die Kameraden dabei feststellen, dass die beiden Löschlanzen Marke Eigenbau einwandfrei funktionieren, besser noch als die geliehenen beim ersten Stapelbrand.
Doch nicht nur für solche Holzstapelbrände werden die beiden Löschlanzen künftig zum Einsatz kommen. Wehrleiter Michael Vorwerk erklärt, dass sie sich auch gut eignen würden, wenn es beispielsweise um Fahrzeug- und Bungalowbrände geht. Und auch bei Dachstuhlbränden könne man die Lanzen gut unter die Ziegel schieben. Ein Zwischenraum, den man mit der normalen Löschtechnik nicht so gezielt erreicht.
Die Löschlanzen sind allerdings nicht die einzige Feuerwehrtechnik, die aus den Händen Wolfgang Mantheis stammt. So hat er sich darum gekümmert, dass die Wehr Pretzien/Plötzky über ein externes sogenanntes Lufterhaltungssystem für die beiden großen Feuerwehrfahrzeuge verfügt.
Denn die Bremsen dieser LKW lösen sich erst dann, wenn genügend Druckluft auf sie wirkt. Zwar verfügen die Fahrzeuge natürlich über ein internes Druckluftsystem, doch durch das externe System von Wolfgang Manthei können die Fahrzeuge schneller starten, da permanent Druck auf die Bremsen ausgeübt wird. Sprich: Die Wehr kann schneller zum Einsatzort ausrücken. Die dafür notwendige Pumpe hatte der Feuerwehrförderverein Pretzien finanziert. An diesen hatte Wolfgang Manthei auch die Löschlanzen gespendet - und der Verein die Technik dann wiederum an die Ortsteilwehr, damit sie auch in Pretzien verbleiben kann.
Um den Innenausbau des bereits erwähnten Anhängers, den die Kameraden zum ersten Stapelbrand Mitte Mai nicht mitnehmen konnten, hatte sich Wolfgang Manthei ebenfalls gekümmert. So auch um eine Metallablage zwischen den Toren des Gerätehauses und ein Sortiersystem für Besen, Schaufeln und Co., damit im Gerätehaus in Pretzien alles seine Ordnung hat. Die an der Rückwand der Fahrzeughalle von Wolfgang Manthei angebrachten Anprellstangen verhindern, dass die Fahrzeuge – sollten sie doch mal etwas zu schwungvoll eingeparkt werden – die Wand touchieren.
Nahe des Eingangs zum Versammlungsraum und den Umkleideräumen in Pretzien hat sich Wolfgang Manthei zudem mit einem „Feuerwehrmännchen“ verewigt – zusammengeschweißt aus teils alten DDR-Strahlrohren.
Doch nicht nur was die Technik und die Ausstattung des Gerätehauses angeht, ist Wolfgang Manthei für die Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky unentbehrlich. Auch im Einsatzdienst spielt der 68-Jährige eine wichtige Rolle. Schließlich ist er sowohl Gruppenführer als auch Maschinist, darf als solcher alle Wagen der Wehr fahren. „Gerade tagsüber ist es wichtig, dass wir Wolfgang haben“, sagt Wehrleiter Michael Vorwerk mit Blick darauf, dass andere Kameraden, die Gruppenführer und Maschinisten sind, tagsüber teils auswärts arbeiten und somit nicht einsatzbereit sind.
Auch deshalb und weil er sich noch fit fühle, will Wolfgang Manthei weiterhin als aktives Einsatzmitglied tätig sein, muss seine Einsatzfähigkeit seit seinem 67. Lebensjahr jedes Jahr aufs Neue aber ärztlich bescheinigen lassen. Demnächst stehe dafür wieder ein Termin beim Arzt an, berichtet er und hofft weiterhin in der aktiven Einsatzabteilung der Wehr Pretzien/Plötzky mitwirken zu dürfen – und wird das Inventar der Wehr sicher noch um so manchen Gegenstand erweitern, selbst wenn er aus dem aktiven Dienst irgendwann ausscheiden muss.