Neues Werbeschild Mittelpunkt des Landes
In Schönebeck befindet sich der Mittelpunkt von Sachsen-Anhalt. Dieser Fakt soll nun touristisch vermarktet werden.
Schönebeck l „Das mach ich.“ Drei Worte mit großer Bedeutung. Und sie lassen bei Hans-Peter Wannewitz einen Stein vom Herz plumpsen. Denn der Stadtsprecher von Schönebeck hat einen Sponsor gesucht und in Albrecht Laube, Inhaber der VTL Verkehrstechnik Laube GmbH & Co. KG in Schönebeck, gefunden. Für den Schönebecker ist das fast eine Selbstverständlichkeit - schließlich tut er etwas für seine Stadt. Denn: Dass Schönebeck nicht irgendeine Stadt ist, das ist schon lange klar. Schließlich hat die Elbestadt bedeutende Menschen hervorgebracht und beherbergt. Nun ist Schönebeck, die Salzstadt, aber um einen weiteren bedeutsamen Punkt reicher: Hier, auf einem Feld nicht weit entfernt vom Blauen Steinweg befindet sich nämlich der geografische Mittelpunkt des Landes Sachsen-Anhalt.
„Eigentlich ist das nur ein kleiner Punkt, aber er hat eine große Bedeutung“, sagt Oberbürgermeister Bert Knoblauch, als gestern Nachmittag offiziell der Mittelpunkt mit einem Werbeschild versehen wurde. Genau genommen steht das Hinweisschild am Ende der Straße Blauer Steinweg und damit nicht direkt auf dem Mittelpunkt. „Der liegt ein paar Meter entfernt auf dem Feld“, erklärt Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz die bewusst gewählte Ungenauigkeit. Mit dem Thema kennt er sich sehr genau aus. Schließlich beschäftigt er sich mit Pausen bereits seit sieben Jahren damit.
Rückblick: Am 13. Juli 2010 bestätigt das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalts in einem Schreiben an die Stadt, dass der geografische Mittelpunkt dieses Landes in Schönebeck liegt. Die Koordinaten sind 11° 42‘ 09.6“ östliche Länge und 52° 00‘ 32.6“ nördliche Breite im amtlichen Bezugssystem. Mit dieser Mitteilung verschwindet das Thema aber vorerst wieder vom Tisch des Stadtsprechers, der sich seinerzeit um die Nachfrage gekümmert hatte. Inzwischen müssen sich Kommunen auch mehr und mehr selbst verkaufen. Und so kam das Thema wieder einmal aufs Tapet.
„Wir wollen das nun vermarkten“, sagt Bert Knoblauch. Vielleicht könne man damit einige Radfahrer anlocken, nennt er eine Überlegung, ohne konkret zu werden. Auf jeden Fall wolle die Stadt diesen bedeutsamen Aspekt touristisch vermarkten.
Doch das ist unter anderem mit Kosten verbunden. Und bei klammer Haushaltslage ist das eher schwierig. Deshalb ist aber beispielsweise Hans-Peter Wannewitz so froh gewesen, als Unternehmer Albrecht Laube seine drei am Anfang zitierten Worte wählte. Denn selbst für solch ein Informationsschild ist in Schönebecks Stadtkasse nicht unbedingt das Geld da. Also hat der Firmenchef, dessen Betrieb seit zwölf Jahren auf das Herstellen und Aufstellen von Verkehrsschildern spezialisiert ist, das Sponsoring übernommen. „Ich bin Schönebecker und der Gedanke, diesen Auftrag zu übernehmen, war einfach schön“, begründet Albrecht Laube sein Engagement. Rund 400 Euro, rechnet der Firmenchef hoch, hat er investiert.
In den Augen von Verkehrsminister Thomas Webel, dem das Landesamt für Vermessung und Geoinformation unterstellt ist, ist das jedenfalls eine Investition in die Zukunft. „Ich bin dankbar, dass Schönebeck die Zeichen der Zeit erkannt hat, und auf die Art hoffentlich einige Touristen mehr in die Stadt ködern kann“, sagt er bei der offiziellen Einweihung. Mit dabei ist außerdem Jörg Spanier, Präsident des Landesamtes. Er erklärt, dass die Berechnungsmethode seines Amtes auf den amtlichen Koordinaten basiere, mit denen auch Vermessungsbehörden Katasteramteintragungen vornehmen.
Diese Information ist nicht unwichtig. Schließlich gibt es im Altkreis Schönebeck einen weiteren Ort, der schon seit 2008 den Titel Mittelpunkt von Sachsen-Anhalt für sich vereinnahmt. Der Reisebuchautor Michael Moll hatte die Tornitzer 2008 darauf hingewiesen, dass sie der Nabel Sachsen-Anhalts sind. Jedenfalls nach seinem Nadel-Verfahren. Würde man Sachsen-Anhalts Fläche demnach auf einer Nadel auspendeln, zeige deren Spitze genau auf einen Punkt südlich von Tornitz. Neben Frankes alter Bockwindmühle in Tornitz steht sogar ein Denkmal, das der Metallbaubetreiber Eckhard Henschel seinerzeit aufstellen ließ.
Aber: Dieses Nadelverfahren ist kein verbreitetes. Die anerkannteste Methode zur Ermittlung des geographischen Mittelpunktes ist die Ermittlung des sogenannten geometrischen Schwerpunktes. Simpel ist das nicht. Wenn der Verlauf der Grenze eines Gebietes zum Beispiel die Form eines Quadrats, eines Rechtecks oder Kreises hätte, wäre die Festlegung des genauen Zentrums einfach. Die Umringsgrenze eines Landes ist aber ein unregelmäßiges Gebilde, auch Polygon (Vieleck) genannt. Das Landesamt verwendet eine genaue Berechnungsmethode mit Hilfe eines Geoinformationssystems.