Eigenbau Sicherheitscheck bestanden
Um zwei selbst gebaute Löschlanzen der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky zu überprüfen, hatte die Stadt die Lanzen kurzzeitig eingezogen.
Schönebeck l Zwei Löschlanzen der Marke Eigenbau nennt die Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky seit kurzem ihr Eigen. Gebaut hatte die Löschlanzen Feuerwehrmann Wolfgang Manthei – aus Metallpfählen, die beim Bau eines Gartenzauns übrig geblieben sind. Nachdem er in der Volksstimme über die selbst gebaute Feuerwehrtechnik berichtet hatte, hat die Stadt als Trägerin der Feuerwehr in Schönebeck, die Lanzen eingezogen, um diese technisch zu prüfen. Eine Routinemaßnahme. Denn überprüft wird die technische Ausrüstung der sieben Stadtteil- und Ortsteilwehren der Stadt Schönebeck regelmäßig.
Eine erste Prüfung von Feuerwehrtechnik gebe es in der Regel ohnehin ab Werk. „Im Falle einer Prüfung Eigenkreation‘ muss die Erstprüfung durch die Feuerwehr beziehungsweise den Träger der Feuerwehr veranlasst werden“, heißt es auf Anfrage seitens der Stadt. Und da die Stadt Schönebeck Trägerin der Stadt- und Ortsteilwehren ist, hat sie die beiden Lanzen – sie zählen zu wasserführenden Armaturen – abgeholt.
Geprüft worden seien die beiden Lanzen in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Staßfurt, berichtet Michael Vorwerk, Leiter der Ortsteilwehr Pretzien/Plötzky. Stadtgerätewart Tino Dietze habe die Lanzen abgeholt, berichtet Vorwerk. Nacheinander. Schließlich hatte Kamerad Wolfgang Manthei die beiden Lanzen nicht ohne Grund gebaut. Im Einsatz waren sie nämlich schon des öfteren. Aber dazu später mehr.
Grundsätzlich werden nicht nur wasserführende Armaturen, wie die beiden Löschlanzen es sind, regelmäßig geprüft. Durchgeführt wird auch bei anderer Feuerwehrtechnik laut Stadt Sicht-, Funktions- und Belastungsprüfung. Im konkreten Falle der selbst gebauten Löschlanzen wurden insbesondere das richtige Schließen des Absperrorgans und die Dichtheit der Armatur in der Gesamtheit begutachtet.
Was geprüft wird? „Bis auf wenige Ausnahmen in der Regel die komplette, wiederverwendbare Ausrüstung der Feuerwehr“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Dazu zählen beispielsweise Pumpen, Aggregate, Armaturen, Atemschutztechnik usw. Je nachdem, welcher Ausrüstungsgegenstand geprüft werden muss, übernimmt die Begutachtung entweder der Gerätewart der Stadt, Gerätewarte der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Staßfurt oder Fachfirmen – je nach den zum Gegenstand dazugehörigen Vorschriften.
Doch auch die Stadt- und Ortsteilwehren prüfen ihre Ausrüstung routinemäßig selbst. Meist per Sicht- und Funktionsprüfung.
Protokolle einiger dieser Checks werden erstellt. „Mindestens für die jährlichen Sicht-, Funktions- und Belastungsprüfung, Wartungen durch Fachwerkstätten, Wartungen mit speziellen Mess- beziehungsweise Prüfarmaturen werden Protokolle erstellt“, erklärt Stadtsprecher Frank Nahrstedt. Was die Protokollierung der Überprüfung von Ausrüstungsgegenstände unmittelbar nach einem Einsatz angehe, so werden diese „zur Zeit noch nach Ermessen“ erstellt.
Bei der Überprüfung von Feuerwehrtechnik geht es zwar vorrangig natürlich darum, dass diese funktionstüchtig ist. Doch haben solche Prüfungen folglich auch etwas mit dem Thema Versicherungsschutz zu tun, erklärt Stadtwehrleiter Daniel Schürmann auf Volksstimme-Anfrage. Damit die Stadt als Trägerin der Wehren versicherungstechnisch abgesichert ist, wenn Technik im Einsatz versagt, obwohl entsprechend der Vorschriften geprüft wurde.
Dass es jetzt zwei weitere Löschlanzen in der Stadt Schönebeck gibt, begrüßt Daniel Schürmann. „Es ist immer schön, wenn man mehr Ausrüstungsgegenstände hat“, sagt er. Beide Lanzen sind jetzt in der Übersicht über das feuerwehrtechnische Stadtinventar hinterlegt.
Dass Wolfgang Manthei überhaupt auf die Idee gekommen ist, seiner Wehr Löschlanzen zu bauen, hängt mit den sich in den vergangenen Monaten gehäuften Bränden von Holzstapeln rund um Pretzien und Plötzky zusammen. Zum ersten Einsatz dieser Art Mitte Mai 2020 hatten die Kameraden der Stadtteilwehr Schönebeck und die der Freiwilligen Feuerwehr Dannigkow der Stadt Gommern – sie waren zur Unterstützung beim Wassertransport gerufen worden – jeweils eine Löschlanze mitgebracht.
Mit diesen lassen sich Glutnester innerhalb der meterlangen und -hohen Stapel nämlich deutlich besser löschen, als mit einem normalen Strahlrohr (Feuerwehrschlauch). Der Feuerwehrschlauch wird an die Armatur der Löschlanze einfach angeschlossen. Das Wasser wird dann durch kleine Löcher im Metall der Lanze direkt in den brennenden Stapel eingebracht.
Wohl auch, weil solche Holzstapelbrände im Zeitraum Mitte Mai bis Mitte Juni gehäuft vorgekommen waren, hatte die Stadt zunächst eine Lanze eingezogen, diese dann zurückgebracht und erst dann die andere Lanze zur Überprüfung mitgenommen, berichtet Wehrleiter Michael Vorwerk.
Gebaut hatte der ehemalige Schweißer Manthei die Löschlanzen aus zwei einst als Zaunpfähle gedachten von innen hohlen Metallpfeilern. Versehen mit Löchern schweißte er die Pfeiler jeweils an ein passendes Absperrorgan, so dass jetzt C-Strahlrohre (Feuerwehrschläuche) an die Löschlanzen angeschlossen werden können.
Zumindest Hozstapel haben, nachdem beide Lanzen geprüft wurden, nicht mehr gebrannt. Doch sind die Löschlanzen der Marke Eigenbau nicht nur hilfreich, wenn es ums Löschen solcher Brände geht.
Wehrleiter Michael Vorwerk erklärt, dass sie sich auch gut eignen würden, wenn es beispielsweise um Fahrzeug- und Bungalowbrände geht. Und auch bei Dachstuhlbränden könne man die Lanzen gut unter die Ziegel schieben. Ein Zwischenraum, den man mit der normalen Löschtechnik einfach nicht so gezielt erreicht.