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Modell der Tagespflege Lebensgeister in Eggersdorf: Vorreiter in der ambulanten Pflege

Der Trend geht hin zur Tagespflege: Die Lebensgeister in Eggersdorf zeigen, wie dieses Modell funktionieren kann.

Von Saskia Fischer Aktualisiert: 05.07.2024, 15:18
Kathleen Topfmaier und Anje Lellau spielen mit den Senioren ein Kartenspiel beider täglichen Beschäftigungsrunde.
Kathleen Topfmaier und Anje Lellau spielen mit den Senioren ein Kartenspiel beider täglichen Beschäftigungsrunde. Saskia Fischer

Eggersdorf. - Es erinnert fast an einen Stuhlkreis damals in der Grundschule, bei dem man von seinem Wochenende erzählte und danach gemeinsam Spiele spielte. Der Unterschied in der Eggersdorfer Pflegeeinrichtung, Lebensgeister, ist alledings, dass die Senioren hier das Grundschulalter schon längst hinter sich gelassen haben: Der Spaß am Spielen ging aber nicht verloren.

Die Tagespflege hat auch sonst ein paar Ähnlichkeiten mit den eher frühren Etappen des Lebens. Morgens wird man abgeholt, isst danach gemeinsam Frühstück, beschäftigt sich spielerisch, macht Mittagsschlaf nach dem Mittag und nach dem Kaffee werden alle nach Hause gefahren. Das ist das Grundgerüst und der Alltag, auf den sich die Patienten genauso freuen wie die Pflegerinnen der Einrichtung Lebensgeister in Eggersdorf.

„Es gibt einen deutlichen Trend zur Ambulantisierung der Pflege. In den vergangenen Jahren haben sich neue Wohn- und Pflegeformen entwickelt, bei denen ambulante Pflegeleistungen mit Elementen der stationären Pflege kombiniert werden“, so Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Denn die Politik habe die Absicht, dass Pflege vor allem in der eigenen Häuslichkeit stattfinden soll. Es gelte der Grundsatz „ambulant vor stationär“.

Teilstationäre Angebote würden die Balance zwischen der Selbstbestimmtheit der Pflegebedürftigen und Aktivitäten in Gesellschaft fördern. Ein weiterer, nicht zu übersehender Vorteil der teilstationären Pflege ist der Kostenfaktor: Mit steigenden Energiekosten oder auch Lebensmittelpreisen ist es für die Einrichtungen, Kassen und Patienten günstiger. So bleiben Energiekosten bei den Einrichtungen, Lebensmittelkosten bei Patienten und die Kosten für Personal und Pflege bei der Krankenkasse.

Lebensgeister als Vorreiter

Die Idee für das Modell hatte Ramona Babock aber schon vor dem Trend. In der Einrichtung der Lebensgeister werden sogar Tagespflege und häusliche Pflegebesuche geboten – diese Kombination kommt nicht häufig vor. Nachdem Ramona Babock und Pflegedienstleiterin Wiebke Sangen-Emden lange im stationären Bereich gearbeitet haben, sagen sie: „Das Ambulante ist das, worum man kämpfen und was man aufrechterhalten muss.“

Dieser Ansatz habe auch den Hintergedanken, wie man selbst eines Tages gepflegt werden möchte: „Die, die aus dem stationären Bereich kommen, wollen meist selbst nicht im Alter dort hin“, erklärt Ramona Babock. Der Aufbau ihrer Pflegeeinrichtung seit 2017 war damit auch ein Versuch, es besser zu machen. Und er war von Erfolg gekrönt: Nicht nur die Form der Tagespflege sichert den Patienten die Lebensqualität auch im hohen Alter, sondern auch die häusliche Pflege unterstützt Pflegebedürftige und entlastet Angehörige. „Dass das so gut klappt, habe ich auch der Pflegedienstleiterin Wiebke Sangen-Emden zu verdanken. Sie kümmert sich hier um die Planung der Touren und Diensteinteilung“. Mit etwa 20 Mitarbeitern decken die Lebensgeister gewissenhaft etwa 125 Patienten in der Region ab.

Bei all der Harmonie in der Tagespflege stellt sich die Frage: Wie machen das Ramona Babock und Wiebke Sangen-Emden? „Wir sehen die Patienten ganzheitlich“, sagt die Pflegedienstleitende. Soll heißen: Die Mitarbeiterinnen werden geschult, welche Medikamente die Patienten einnehmen und schauen, wie sich die Krankheiten untereinander bedingen. Gleichzeitig gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den ansässigen Ärzten im Bördeland. „Wir sind auch Vermittler“, so Inhaberin Ramona Babock, „wir machen Absprachen mit den Ärzten, holen Rezepte und verabreichen dann auch dir richtigen Medikamente.“ Dafür gibt es jeden Tag ein umfangreiches Treffen für die Mitarbeiterinnen im Dienst.

Ideen für die Pflege

Mit dem Wohnpark in Eggersdorf, der ebenfalls mit von Ramona Babock aufgebaut wurde, ist neben der Tagespflege und der häuslichen, ambulanten Pflege eine weitere Möglichkeit, älteren Menschen trotz der Pflegebedürftigkeit oder Einschränkungen noch genügend Lebensqualität zu geben.

„Jeder braucht einen Grund, morgens aufzustehen“, sagt Ramona Babock. Die Gemeinschaft und Aktivitäten in der Tagespflege sind schon zwei Gründe.