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Kandidaten vorgestellt Wahl in Barby: Bürger fühlen Kandidaten auf den Zahn

Auf großes Interesse stieß das gemeinsame Wahlforum von Stadt Barby und Volksstimme im Festsaal der Reha-Klinik. Dort stellten sich die Kandidaten für das Bürgermeisteramt der Einheitsgemeinde Barby 110 Minuten lang den Fragen der Bürger.

Von Thomas Linßner 27.09.2023, 14:47
Erstes Wahlforum in der Barbyer Reha-Klinik.
Erstes Wahlforum in der Barbyer Reha-Klinik. Fotos: Thomas Linßner

Barby - Zu Beginn fühlt Olaf Koch, Moderator und Redakteur der Volksstimme, den einzelnen Kandidaten auf den Zahn: Wie viele Einwohner hat die Einheitsgemeinde (8129)? Wie heißen die Bürgermeister von Schönebeck, Calbe, Bördeland und Staßfurt? Wann wurde die Einheitsgemeinde Barby gegründet (2010)? Sieweck und Weinert wissen es, nur Peter liegt knapp daneben.

Einig sind sich die Drei in zwei Dingen: die Chancen des Tourismus nutzen und die Kommunikation und das Miteinander in der Einheitsgemeinde verbessern. Frank Sieweck spricht von großen Potenzialen durch die Flussradwege, die „nach außen getragen“ werden müssen. Er hält es für einen „überschaubaren Aufwand“, die Online-Werbung zu verbessern.

Umdenken bei Gewerbeansiedlung

Zum Thema Gewerbeansiedlung fordert Peter „ein Umdenken“. Man müsse mehr sagen wie es geht und nicht, wie es nicht geht. Einer Besucherin ist das zu wenig. Sie vermisst eine konkrete Aussage.

Weinert will die Förderprogramme für den Städtebau besser nutzen. Das Geld liege auf der Straße, wenn man nur die richtigen Förderprogramme nutze.

Jetzt kommen die Bürger zu Wort. Jürgen Krebs hakt bei der Stadtentwicklung nach. Welche Möglichkeiten hat ein Bürgermeister, zum Beispiel Schließungen wie Post oder Supermarkt zu verhindern? Die Antworten bleiben wie erwartet vage, weil eine Kommune im Bereich der Privatwirtschaft nicht viel tun kann. Sieweck plaudert aus dem Nähkästchen, als er auf die Schließung des NP-Marktes kommt. Die Entscheidung für einen neuen Markt sei den Stadträten nicht leicht gefallen, es habe aber keine andere Möglichkeit gegeben. Es hätte im Falle einer Ablehnung die Gefahr bestanden, dass der Betreiber seinen zweiten NP-Markt auch noch schließen würde. Peter hat eine Idee, die für Heiterkeit im Saal sorgt. Das Dorf Glinde ließ vor Jahren einen Kleinbus zu den Barbyer Markttagen fahren, den vor allem ältere Bürger nutzten. Warum organisiere man in Barby nicht eine „Pferdekutsche“, um die alten Leute zum Supermarkt zu fahren!?

Sind Fähren freiwillig?

Natürlich brennt den Anwesenden auch das Thema Fähren auf den Nägeln, das Heidrun Michaelis anstößt. Die drei Fähren kosten die Kommune jährlich 260.000 Euro. Um das Defizit zu reduzieren, schlägt Sieweck die Nutzung des Fährkörpers als Werbeträger vor. Auch ein Fährverbund oder die Verpachtung seien möglich. Sieweck und Weinert sind sich einig: Eine Entscheidung im Landtag sei unerlässlich: Die Fähren müssten „raus aus den freiwilligen Aufgaben“.

Ewald Vetterkind beklagt die aktuelle Praxis der Stadtverwaltung. Sie würde bestimmen, was gemacht wird und die Bürger müssten damit leben. Wie will der „Neue“ das ändern? Peter muss passen, weil er noch „keinen Einblick“ habe, Weinert will „die Präsenz der Verwaltung bei Ortschaftsratssitzungen verbessern“, Sieweck stimmt dem zu, spricht sich zudem für mehr Bürgerversammlungen aus.

Angelika Küstermann schlägt die Bildung eines Seniorenbeirates vor, der bei kommunalen Entscheidungen einbezogen wird. Peter: Sollten wir in Angriff nehmen; Weinert: Auf den Dörfern nicht nötig, weil die Senioren sowieso involviert sind, auf Stadtebene ja.

Bürgermeister macht Geständnis

Zur Auflockerung bittet Olaf Koch den aktuellen Bürgermeister Torsten Reinharz ans Mikrofon. Wie sei es gewesen, vor sieben Jahren, als er neu war: Er gesteht, in der ersten Dienstberatung zu seinen Amtsleitern gesagt zu haben, er sei „der dümmste im Haus“ und brauche die fachliche Unterstützung, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was muss ein guter Bürgermeister mit ins Amt bringen? Reinharz: Er müsse mutig bei Entscheidungen sein und sie nicht wochenlang diskutieren. Dann macht Torsten Reinharz eine bemerkenswerte Aussage: „Ich bin gescheitert an dem Wort Einheitsgemeinde!“ Was er im nächsten Satz aber relativiert: „Das müssen aber auch alle wollen.“ Wenn „einige Bürgermeister gegen die Stadt Barby schießen“, sei das problematisch.

Nun sind wieder die Bürger an der Reihe. Bernd Dyballa fragt die Bewerber nach ihren Fremdsprachenkenntnissen. Hintergrund sind internationale Wirtschaftskontakte. Weinert versichert, neben Französisch und Englisch auch slawische Sprachen zu beherrschen und beweist es. Die anderen beiden belassen es bei Englisch und Schulrussisch.

Natürlich wird auch das Thema Intel von mehreren Bürgern nachgefragt. Wie will sich Barby aufstellen, um eine Scheibe vom Kuchen abzubekommen? Gibt es zum Beispiel Baugrundstücke? Sieweck verweist auf das potenzielle Eigenheimgebiet „Fabrikenhof“, Weinert meint, man müsse besser mit den Pfunden wuchern, die man hat. Die Stadt Barby müsse als „Marke“ auftreten. Ellen Hasemann erkundigt sich nach der Energiewende im Bereich Barby. Frank Fabian mahnt Gewerbeansiedlungen an. Die Kandidaten versichern, dass alles auf dem Schirm zu haben.

Wer mit wem?

Am Ende stellt Olaf Koch noch eine Frage, deren Beantwortung nach 110 Minuten Heiterkeit hervorruft: „Welchen der anderen Mitbewerber würden Sie gern zum Stellvertreter haben, wenn dies möglich wäre?

Sieweck, Weinert und Peter versichern diplomatisch, gerne miteinander „ein Bierchen trinken zu gehen“. Jörn Weinert setzt noch einen Spruch drauf: „Ich nehme Frank mit: Ich bin ein mittelmäßiger Theaterregisseur, aber du bist ein verdammt guter Schauspieler.“ Gemeint ist Siewecks Auftritt bei der Komödie am Prinzeßchen und Weinerts Inszenierung eines Volkstheaterstücks in Zuchau.

Am Donnerstagabend folgt Teil zwei des Wahlforums ab 19 Uhr im Feuerwehrhaus Rosenburg.