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Lokale Literatur Welsleber schreibt seine Geschichte

Wie sich Manfred Hauer mit der Alzheimer-Erkrankung seines Angehörigen auseinandersetzt, erfahren Literaturinteressierte bei seiner Buchlesung.

Von Saskia Fischer 06.08.2024, 12:10
Wie gehen Angehörige mit Alzheimer um? Zum Beispiel, indem sie ihre Geschichte in einem Buch erzählen wie Manfred Hauer aus Welsleben.
Wie gehen Angehörige mit Alzheimer um? Zum Beispiel, indem sie ihre Geschichte in einem Buch erzählen wie Manfred Hauer aus Welsleben. (Symbolfoto: dpa)

Welsleben. - Auf einem Bild sind drei Männer zu sehen: Auffällig ist der Mann in der Mitte, der mit einem geschwollenem blauen Auge in die Kamera lächelt. Es ist der Schwiegervater von Manfred Hauer, der an Alzheimer leidet. Später wird Manfred Hauer seine Geschichte in einem Buch erzählen.

Das Bild sei entstanden am Tag, nachdem sein Schwiegervater aus dem Bett gefallen ist: „Wir haben für einen wichtigen Besuch noch versucht, das Auge mit einer Brille zu kaschieren – aber das hat offensichtlich nicht so gut geklappt“, erzählt der Autor mit einem Lächeln.

Ein Buch über Alzheimer

Wie die Alzheimer-Krankheit im Allgemeinen verlaufen kann und wie sie das Leben beeinflusst, schildert Hauer mit seinen Erfahrungen im frisch veröffentlichten Buch: Am 23. August wird der Welsleber Autor Einblicke in seine Geschichte geben. Ab 19 Uhr veranstaltet die Grundschule schon die zweite öffentliche Buchlesung mit einem lokal ansässigen Autor in der Aula.

Prägende Erfahrungen

„Man kennt ja schon ein paar Geschichten über diese Krankheit“, sagt Henryk Hauer, „aber diese fiktive Darstellung war mir oft nicht repräsentativ genug für die wirkliche Krankheit.“ So nahm er sich vor, die Geschichte seines Schwiegervaters, den er über Jahre hinweg selbst gepflegt hatte, niederzuschreiben. Das Ergebnis ist ein Buch mit realen Eindrücken und auch einigen Bildern, die seine Geschichte veranschaulichen. Für seine Geschichte hat er viel Zeit ins Schreiben investiert: Über anderthalb Jahre hinweg gab es Zyklen des Schreibens und Korrigierens, bevor er sein vollendetes Werk in den Händen halten konnte.

Neue alte Heimat

Der gebürtige Magdeburger lebt seit 27 Jahren in Welsleben. Sein jetziger Wohnort hat ihn schon vor dem Umzug begleitet. Während der heute 86-Jährige damals eine Lehre als Dreher absolvierte, war ein Kollege und Freund von ihm aus Welsleben stammend. „Später lernte ich an der Ingenieurschule in Magdeburg jemanden kennen, der heute mein Nachbar ist“, erzählt der Buchautor. Für ihn ein kleines bisschen Schicksal, sagt er. Eines Nachmittags nahm sich Manfred Hauer vor, sein Buch zu verfassen: „Meine Frau war gestorben, die Kinder aus dem Haus – und ich saß auf meiner Terrasse und hab mich gefragt ’Was macht man nun?’“, erinnert er sich. Das war die Geburtsstunde seines Buches.

Er habe sehr viel Fachliteratur dazu recherchiert, um die Krankheit nicht nur aus seiner persönlichen, sondern auch von der wissenschaftlichen Seite zu beleuchten. Gleichzeitig ordnet er es auch in den zeitlichen Kontext ein: „Es geht auch darum, wie damals in der DDR und zur Wende damit umgegangen wurde“, erzählt er.

Zur Lesung in der Aula der Welsleber Grundschule gibt er Einblicke in seine autobiografische Geschichte. Es ist die zweite Buchlesung in diesem Format. „Wir freuen uns, dass wir jemanden aus der Region hier haben“, sagt Bibliotheksverantwortliche und Sekretärin Yvonne Albrecht, „und wir hoffen wieder auf angeregte Diskussionen nach der Lesung.“

Bibliothek Welsleben

Ein Anlass der Lesung ist auch die Wiedereröffnung der Gemeindebibliothek in der Welsleber Grundschule: Alle 14 Tage ist sie für die Bürger geöffnet. Immer am zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 14 Uhr. Jeden vierten Donnerstag gibt es außerdem einen Spielenachmittag in der Bibliothek. „Wir hoffen, dass dieses Angebot wieder mehr genutzt wird. Die Bürger sind herzlich eingeladen“, fasst Yvonne Albrecht zusammen.