Westfriedhof Wenn Blumen von Gräbern geklaut werden
Immer wieder stehlen Langfinger den Grabschmuck auf Schönebecker Friedhöfen.
Schönebeck l Patricia Goerke ist sauer. Schon mehrfach wurden vom Grab ihres Vaters auf dem Schönebecker Westfriedhof Blumen oder Dekorationen gestohlen. „Es ist einfach schlimm“, sagt die 47-jährige Schönebeckerin wütend. „Die Leute können doch nicht einfach unsere Sachen mitnehmen.“ Seit dem Tod ihres Vaters vor drei Jahren kümmern sie und ihre Familie sich liebevoll um sein Grab. Es ist geschmückt mit Pflanzen und Engelsfiguren. Immer brennen dort mehrere Kerzen. Hinzu stellt die Familie immer wieder frische Blumen. „Das kommt von Herzen, weil uns unser Vater so viel bedeutet“, sagt Goerke, die mit ihrer Mutter häufig den Westfriedhof besucht.
An den Diebstählen verzweifelt sie langsam. „Wir haben das jetzt zum ersten Mal bei der Polizei angezeigt, weil wir uns das nicht mehr gefallen lassen“, sagt sie. Denn mittlerweile reicht es ihnen. Goerke würde sich wünschen, dass die Stadt oder die Polizei etwas unternimmt, auch wenn sie nicht weiß, was helfen würde. „Vielleicht könnte der Friedhof verschlossen werde, damit nur Angehörige mit einer Chip-Karte Zugang haben“, schlägt sie vor. Goerke könnte sich auch ein Schild vorstellen, auf dem vor Strafverfolgung bei Diebstahl gewarnt wird.
Eine Blitzumfrage der Volksstimme auf dem Friedhof ergab, dass alle anwesenden Besucher schon Diebstähle auf den Gräbern ihrer Angehörigen festgestellt haben. Auch beim Blumenhaus West am Friedhof kennt man das Problem. „Wir hören täglich von den Besuchern, dass Blumen verschwinden“, sagt eine Verkäuferin. Angeblich sollen einige Diebe die Blumen auf andere Gräber stellen, zum Teil würden die Pflanzen auch einfach vom Friedhof mitgenommen. Zumindest würden die Besucher das erzählen.
Bei der Stadt Schönebeck macht man Goerke allerdings keine echte Hoffnung. „Der Friedhofsverwaltung ist es personell nicht möglich, jede Grabstelle rund um die Uhr zu kontrollieren“, teilte Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz mit. Dies würde auch die Trauer und Grabpflege der Besucher stören. Die Angehörigen könnten eine Anzeige bei der Polizei erstatten. Da die Täter jedoch in den seltensten Fällen ermittelt werden können, werden die Verfahren häufig eingestellt.
Die Einführung einer Chipkarte hält man bei der Stadt für unrealistisch. „Ein Friedhof ist eine öffentliche Einrichtung, zu der jeder Zugang hat. Dies kann niemandem verwehrt werden“, so der Stadtsprecher. Hinweisschilder würden von Kriminellen wohl nicht ernst genommen. Diebe hätten schon Pflanzen der Stadt vom Friedhof gestohlen. Sogar eine Regenrinne wurde von der Kapelle entwendet. Zudem gebe es oft Schmierereien an der Friedhofsmauer. Eine Lösung wurde bisher noch nicht gefunden.
Ende November möchte Partricia Goerke zum Totensonntag eigentlich wieder ein Gesteck auf dem Grab ihres Vaters aufstellen. Doch sie befürchtet, dass auch das wieder gestohlen wird.