Verkehr Wild-West im Salztor
Verkehrswidriges Verhalten in diesem Bereich, Polizei plant aber keine verstärkten Kontrollen
Schönebeck - Wenn man die Ladenbesitzer im Salztor über die Verkehrssituation vor ihrer Tür fragt, herrscht vor allem Unmut. „Es ist eine Frage der Zeit, bis hier etwas passiert“, meint beispielsweise Davor Mandic, der Inhaber des Restaurants Adria. Seit ein paar Monaten hat er vom Außenbereich seines Restaurants einen guten Blick auf die Straße. Was er dort sieht, regt ihn auf. „Hunderte Autos am Tag rasen hier lang. Keiner hält sich an die Vorschriften“, klagt er.
Missachtung der Verkehrsführung
Es ist aber nicht das einzige Problem vor Ort. Eine Volksstimme-Leserin hat beobachtet, wie in letzter Zeit vermehrt Autofahrer die Beschilderung an der Kreuzung Salzer Straße und Salztor missachten. Anstatt wie vorgeschrieben von der Salzer Straße kommend links in die Tischlerstraße oder rechts in die Böttcherstraße abzubiegen, fahren einige geradeaus in das Salztor, so die Leserin. Eine Ladenbesitzerin in dieser Straße, die anonym bleiben möchte, bestätigt diesen Eindruck. „Die Baustelle in der Böttcherstraße hat die Situation verschlimmert“, findet sie. Diesen Grund für das Fehlverhalten der Autofahrer bekräftigt auch der Sprecher des Polizeireviers Salzlandkreis, Marco Kopitz. „Das verkehrswidrige Verhalten begründet sich darin, dass derzeit im näheren Umfeld eine Baumaßnahme durchgeführt wird. In Folge dessen, wird das Salztor offenbar als Abkürzung genutzt.“
Keine verstärkten Kontrollen der Polizei
Der Stadt Schönebeck ist die Missachtung der Beschilderung an der Kreuzung bekannt. „Schlichtweg liegt hier eine bewusste Ordnungswidrigkeit durch die Autofahrer vor“, so Sprecher Matthias Zander. „Die Polizei wird regelmäßig informiert und um Verkehrsüberwachung gebeten.“ Nach Angaben der Stadt sind die Bauarbeiten in der Böttcherstraße auf Höhe der Maxim-Gorki-Straße bis zum 31. August 2021 geplant. In dieser Zeit werde es aber aus personellen und zeitlichen Gründen keine verstärkten Kontrollen in der Salzer Straße geben, so der Polizeisprecher Marco Kopitz. „Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu kontrollieren.“ Er verweist auf den Bußgeldkatalog. Wer die vorgeschriebene Fahrtrichtung missachtet, muss mit einer Geldbuße von 10 Euro rechnen.
Schilderwald Salzer Straße?
Dem Vorwurf einer irreführenden Verkehrsführung und eines Schilderwalds an der betreffenden Kreuzung widerspricht die Stadt. „Auf und an der Fahrbahn der Salzer Straße wurden ordnungsgemäße Markierungs- und Beschilderungsarbeiten durchgeführt. Somit liegt auch eine fachgerechte Beschilderung, die jeder Autofahrer kennen sollte, vor“, teilt Sprecher Matthias Zander mit.
Rücksichtsloses Rasen
Vielmehr als das Fahrverhalten an der Kreuzung beschäftigt die befragten Ladenbesitzer dagegen das zu schnelle und rücksichtslose Fahren im Salztor. In diesem verkehrsberuhigten Bereich gilt Schrittgeschwindigkeit. Die werde aber oft nicht eingehalten, meint etwa Jörg Werner, der Inhaber von Augenoptik Werner. Von seinem großen Schaufenster aus, hat er eine gute Einsicht auf die Straße. „Ich muss meine Kunden regelmäßig vor den Rasern waren, bevor sie meinen Laden wieder verlassen“, erzählt er. Besonders Kinder seien hier gefährdet. Der Fahrradverkehr in der Straße sei aber kein Problem, meint Werner. Sein Lösungsvorschlag: „Ein größeres Schrittgeschwindigkeit-Hinweisschild könnte helfen.“ Oder eine Umwandlung zur Fußgängerzone mit Pollern, ergänzt Werner.
Situation vor etwa einem Jahr verschlimmert
Etwas drastischer drückt sich die Ladenbesitzerin ganz in der Nähe des Optikers aus, die aber anonym bleiben möchte. „Wenn meine Kunden vor die Tür treten, werden sie über den Haufen gefahren.“ Vor fast einem Jahr habe sich die Lage in der Straße verschärft. „Seitdem die Verkehrsinsel weg ist, ist hier Wild-West“, klagt sie. Die Ladeninhaberin wünscht sich ebenfalls die Fußgängerzone zurück.
Stadt: Ordnungswidriges Verkehrsverhalten nimmt zu
Auf Anfrage äußert sich die Stadt zum Umwandlung der Straße im vergangenen Jahr. „Der Wunsch der Verkehrsteilnehmer, etwa Radverkehr und Anlieferungsverkehr, nach der Befahrbarkeit des Salztores durch das bekannte Shared-Space-Konzept des Marktes war in der Bevölkerung groß,“ sagt Sprecher Matthias Zander. Die Rückmeldungen der Bürger und Gäste seinen „durchweg positiv“. Der Umfang von ordnungswidrigem Verkehrsverhalten würden aber immer mehr zunehmen, gibt Zander an.
Mehr Kontrollen gegen Raser?
Dieter Hiller aus Schönebeck, der gerade durch das Salztor in Richtung Markt spaziert, stört sich größtenteils nicht an dem Autoverkehr in diesem Bereich. Seiner Meinung nach könnten aber mehr Kontrollen das Problem der rücksichtslosen Raser lösen. Aber hier gleicht sich die Antwort des Sprechers der Polizei im Salzlandkreis, Marco Kopitz. „Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu kontrollieren.“ Aus personellen und zeitlichen Gründen sind derzeit keine verstärkten Kontrollen geplant. Die Ladenbesitzer im Salztor werden ihre Kunden also erst einmal weiter vor dem Autoverkehr in der Straße warnen müssen.