Insolvenz Emde muss sanieren
Emde Industrietechnik hat Insolvenz angemeldet. Auch das Werk in Staßfurt ist betroffen. Man will sich in Eigenregie saniert haben.
Staßfurt l Emde Industrietechnik mit seinen fünf Werken, darunter der Hauptsitz in Nassau und das Werk in Staßfurt, strauchelt. Im Januar und Februar dieses Jahres hat das Unternehmen ein Minus von rund 4 Millionen Euro eingefahren. Auch für das vergangene Jahr schreibt man rote Zahlen. Der Maschinen-, Werkzeug- und Anlagenbauer litt 2016 unter überproportional gestiegenen Kosten. Im laufenden Geschäftsjahr kämpft das Unternehmen besonders mit niedrigen Weltmarktpreisen für Windenergieanlagen und höheren Lieferantenpreisen, heißt es in einer Mitteilung. Und das, obwohl die Auftragslage gestiegen und die Betriebe gut ausgelastet sind.
Die Firmenleitung hat bereits Ende Oktober, wie jetzt bekannt wurde, die Reißleine gezogen. Emde stellte den Antrag zur Eröffnung eines sogenannten Eigenveraltungsverfahrens beim Amtsgericht Montabaur. Dabei will sich das Familienunternehmen selbst sanieren. „Das Verfahren ermöglicht, den erforderlichen Sanierungs- und Restrukturierungsprozess selbständig und ohne Insolvenzverwalter zu gestalten“, sagt Sanierungsgeschäftsführer Jochen Sedlitz.
Man habe sich bewusst für diesen Weg entschieden, da eine Sanierung außerhalb eines solchen Verfahrens einen nicht darstellbaren Liquiditätsbedarf erfordert hätte. Zudem sei die Firmenleitung weiter stark involviert. Denn anders als im herkömmlichen Insolvenzverfahren, in dem die Unternehmensführung die Kontrolle an den Insolvenzverwalter abgibt, bleibt die Verfügungsgewalt und Finanzhoheit bei der Geschäftsführung. Sie erhält einen Sachwalter an die Seite gestellt, dessen Handlungsspielraum sich ganz überwiegend auf Überwachungsaufgaben beschränkt.
Das Amtsgericht Montabaur hat ein vorläufiges Verfahren angeordnet. Rechtsanwalt Martin Lambrecht aus Düsseldorf ist zum vorläufigen Sachverwalter bestellt. Ein Gläubigerausschuss wurde eingesetzt. „Beide überwachen die Einhaltung der Gläubigerinteressen. Sie prüfen, ob das Insolvenzrecht eingehalten wird“, sagt Jochen Sedlitz. Er selbst hat die Geschäftsführung im Sanierungsprozess übernommen und wurde als Experte von Emde bestellt. „Meine Arbeit bezieht sich auf den operativen Bereich.“
Jochen Sedlitz beschreibt die jetzt anstehenden Aufgaben. „Zunächst wird ein Sanierungsgutachten für alle Einheiten erstellt.“ Es gehe darum zu analysieren, unter welchen Bedingungen die hohen Verluste entstanden sind. „Das ist bei mehreren Standorten schwierig.“ Alle Werke werden aber einzeln betrachtet, „so als würde jedes für sich arbeiten“. Aus den Ergebnissen würden dann Schlüsse gezogen, die Emde wieder wirtschaftlich auf die Füße stellen sollen. Darüber hinaus werde als zweite Option, so Jochen Sedlitz, ein Investor für das Unternehmen oder einzelne Standorte gesucht.
Der Sanierungsspezialist sagt, dass es keinen Stellabbau geben soll und auch keine Schließungen. „Ziel ist, das Unternehmen zu erhalten und fortzuführen, um die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen.“ Es ist beabsichtigt, das Sanierungskonzept in den kommenden zwei Monaten umzusetzen. Bis dahin, so Jochen Sedlitz, laufe der Betrieb in vollem Umfang weiter. Für Lohns- und Gehaltzahlungen kommt zunächst die Agentur für Arbeit auf und zahlt Insolvenzgeld bis zum 31. Januar 2018. „Danach muss das Unternehmen Löhne und Gehälter wieder selbst erwirtschaften.“
Jochen Sedlitz zeigt sich zuversichtlich, dass der eng gestrickte Zeitrahmen reicht. „Das Unternehmen weist nach wie vor eine hohe Liquidität auf, es ist Vermögen da. Emde ist stark genug, um den Sanierungsprozess zu durchschreiten.“ Das gelte auch für das Werk in der Salzstadt, so der Sanierungsgeschäftsführer. „Staßfurt ist ein guter Standort. Er ist unternehmerisch gefestigt und hat Aufträge.“