1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Archiv beherbergt 2,3 Kilometer Akten

Stendal lässt sich den Dienst mehr als 200.000 Euro jährlich kosten Archiv beherbergt 2,3 Kilometer Akten

Von Bernd-Volker Brahms 14.05.2013, 03:15

Stendal l Ein Großteil der Unterlagen im Stadtarchiv wurde von der Verwaltung produziert und muss eine Zeit aufbewahrt werden. Es gibt aber auch interessante Urkunden, Bücher, Bilder und Zeitungen.

Ohne Frage hat die Stadt Stendal eine lange Geschichte und daher viele historische Dokumente. Drei Mitarbeiter kümmern sich im Stadtarchiv in der Brüderstraße 16 um das historische Erbe. Aber nicht nur das. "Ein Großteil unserer Akten wurde von der Verwaltung produziert und muss Jahrzehntelang aufgehoben werden, ohne dass es wirklich einen historischen Wert hat", sagt die Archivleiterein Simone Habendorf, die seit 1991 die Einrichtung leitet. Sogenannte Aufbewahungsfristen von in der Regel bis zu 30 Jahren, sind zu wahren.

Von den derzeit 2329 laufenden Metern Akten im Stadtarchiv sind lediglich rund 660 laufende Meter von historischem Wert. Fast Dreiviertel des Materials wird nur deshalb aufbewahrt, um den gesetzlichen Ansprüchen zu folgen.

Allerdings gibt es im Archiv auch 1208 alte Urkunden aus dem 12. bis 19. Jahrhundert mit überaus hohem historischen Wert. "Die älteste Urkunde ist von 1251 und bekräftigt die Gründung der Webergilde", sagt Archivarin Simone Habendorf, die in Potsdam Archivwesen studiert hat. Weiterhin beherbergt das Archiv rund 36.000 Fotografien und sämtliche in Stendal erschienen Zeitungen, die 1814 mit dem "Altmärkischen Inteligenz- und Leseblatt" ihren Anfang hatten. Ferner werden rund 2000 Karten und Pläne verwahrt.

"Geld, um neue Stücke kaufen zu können, haben wir nicht" - Simone Habendorf, Archivleiterin

"Tendenziell wird das Material immer mehr", sagt Habendorf, die dieses mit zwei Kollegen sichtet, aufarbeitet und Besuchern an Sprechzeiten zur Verfügung stellt. "Aber bislang haben wir noch Platz." Acht Magazine stehen in der Brüderstraße zur Verfügung. Im Bauamt in der Moltkestraße gibt es eine Außenstelle für Verwaltungsunterlagen.

Bis vor 14 Jahren war das Stadtarchiv im alten Rathaus im Trauzimmer untergebracht. "Dort war es gemütlich, wurde aber zu eng", sagt die Archivleiterin. Der Umzug erfolgte in das Gebäude der ehemaligen Berufsschule an der Brüderstraße. Dort wurden für eine Menge Geld professionelle Aufbewahrungsräume mit beweglichen Archivregalen angeschafft. "Wir müssen hier ein konstantes Raumklima schaffen", sagt Habendorf. 15 bis 16 Grad ist es in den Räumen warm, die Luftfeuchtigkeit beträgt 50 Prozent. Alles wird über Messgeräte angezeigt. Reguliert wird allerdings über das einfache Lüften der Fenster, erläutert die Archivarin.

Insgesamt veranschlagt die Stadt Kosten 226.000 Euro im Haushalt. Allein 186.500 Euro sind für die Personalkosten vorgesehen. An Einnahmen kommen jährlich rund 12.000 Euro zusammen, ein Teil über Nutzungsentgelte.

"Geld, um neue Stücke aufzukaufen, haben wir nicht", sagt Habendorf. Allerdings kommen gelegentlich Schenkungen hinzu. "Das reicht von Einzelstücken bis hin zu ganzen Sammlungen." Vor kurzem habe sie ein sehr interessantes Exponat erhalten: eine metallene Wärmflasche, die ein Insasse des Stendaler Kriegsgefangenenlagers im 1. Weltkrieg gefertigt hatte. "Das ist ein wirklich tolles Stück", sagt Habendorf. Sie freut sich aber auch über Bücher zur Stadtgeschichte für die Bibliothek.

Im Lesezimmer gibt es im Übrigen neben alten Rechenmaschinen auch ausrangierte Schreibmaschinen der Verwaltung. "Die können wir immer ganz gut gebrauchen, wenn Kinder zu uns kommen, die sind ganz fasziniert davon."