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Ausstellung Stendaler erzählen über ihre Jugend

„Jugendkultur in Stendal: 1950 bis 1990“ heißt eine Ausstellung, die am 22. April im Altmärkischen Museum eröffnet wird.

Von Donald Lyko 13.04.2018, 18:10

Stendal l Tanzabende im „Bierkeller“ oder in der „Seeterrasse“, Verabredungen im Bar-Café, Konzerte der Lokalmatadoren „Olympia“ und „Vehikel“, Schlangestehen vor dem Plattenladen an der Breiten Straße, eine selbstgebastelte Plattenhülle, weil es nur die Lindenberg-LP selbst aus dem Westen in den Osten geschafft hatte, die selbstgenähte Umhängetasche aus einer alten Jeanshose – es gibt ganz vieles, was über die Jugendkultur in Stendal in den Jahrzehnten zwischen 1950 und 1990 erzählt. Prof. Günter Mey und sein Projektteam haben ganz genau zugehört, haben Interviews mit 30 Stendalern geführt, haben Gegenstände und Erinnerungen zusammengetragen. Die Ergebnisse sind ab Sonntag, 22. April 2018, im Altmärkischen Museum zu sehen.

„Wir wollen zeigen, wie sich Stendaler erinnern, was sie ganz persönlich erzählen“, fasst Prof. Mey den Anspruch der Ausstellung zusammen. Sie solle kein Geschichtsbild über die damalige Zeit vorgegeben. „Wir machen ein Angebot, die Besucher können die Dinge auch ganz anders sehen“. Gerade diese Auseinandersetzung mit sich und seiner Geschichte und mit dem Spannungsfeld zwischen der offiziellen Kultur und der eigenproduzierten Nischenkultur der Jugendlichen sei das Spannende, was sich das Projektteam erhofft – Gespräche zum Beispiel zwischen dem Großvater und dem Enkel. „Dabei erfahren die Jugendlichen, dass ihre Eltern und Großeltern auch mal jung und ausgeflippt waren“, nimmt Museumsleiterin Gabriele Bark den Faden auf. Sie ist gespannt auf die Begegnung der Generationen. Was sie besonders freut: „Diese Ausstellung lebt von den Sachen der Stendaler, von ihren Erinnerungen, aber auch von Gegenständen, die sie aufbewahrt haben.“

Gezeigt wird dies alles in drei Räumen. Die drei thematischen Schwerpunkte sind die Musik jener Zeit, die Kleidung und die Veranstaltungen/Treffpunkte. In der Ausstellung sind sie mit „Der Sound“, „Der Style“ und „Die Events“ überschrieben. „Wir haben uns für die englischen Wörter entschieden um zu zeigen, dass wir aus heutiger Perspektive auf das Thema schauen“, erklärt Prof. Mey, der im Jahr 2015 das Projekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal initiiert hatte. Seit Anfang an dabei ist als Projektassistentin Aileen Piechocki. Die Studentin der Rehabilitationspsychologie hat das Thema auch für ihre Bachelor-Arbeit aufgegriffen. Zum Ausstellungsteam gehören zudem Jana Shylapina, Luisa Simon, Meike Studt und Henrike Krause.

Neben vielen Fotos gibt es in der Ausstellung unter anderem in einer Videocollage Ausschnitte aus den Interviews zu sehen. Die meisten von ihnen wurden im Offenen Kanal aufgezeichnet. „Das haben wir so gemacht, weil die Forschungsergebnisse der Stadt zurückgegeben werden sollen“, erklärt der Projektleiter. Er ist davon überzeugt, „dass uns ein guter Querschnitt gelungen ist, eine große Bandbreite mit Erinnerungen aus den verschiedenen Jahrzehnten“.

Alle 30 Interviewten werden mit einem Kurzporträt vorgestellt, zudem gibt es auf hängenden Zetteln einzelne Zitate von ihnen. Im Begleitbuch zur Ausstellung sind zehn ausführliche Porträts zum Nachlesen zu finden, ergänzt mit wissenschaftlichen Betrachtungen zur Jugendkultur in der DDR. Zu Wort kommen einige der Porträtierten zudem bei den vier Erzählcafés, bei denen die Stendaler Volksstimme Partner des Projektteams ist. In jedem Monat findet eins statt, es wird immer ein Jahrzehnt im Mittelpunkt stehen – jedermann ist zum Miterinnern und zum Gespräch eingeladen.

Stoff dafür gibt es auf jeden Fall. „Wir hätten vorher zum Beispiel nie gedacht, dass es eine solche Fülle an Treffpunkten und Bars in der Stadt gegeben hat“, sagt Aileen Piechocki. Schon für die Ausstellung wurde vieles zusammengetragen, darunter zahlreiche Fotos, die natürlich zu sehen sind. Während der Ausstellung wird weiteres Material gesammelt.