Auswirkung Corona: Die Haut spielt verrückt
Die Maskenpflicht kann zu Hautproblemen führen. Was Experten aus Stendal und Magdeburg raten.
Stendal l Seit der Maskenpflicht klagen Bürger nicht nur über Atemprobleme, sondern auch über kleine rote Pusteln im Mund- und Kinnbereich. Dieses Phänomen wird als „Maskne“ bezeichnet. Ein Begriff aus Maske und Akne. Er beschreibt jedoch keine neue Hautkrankheit, sondern nur eine Verschlechterung der bereits vorhandenen Probleme. Denn Experten sind sich einig, die Pusteln und Rötungen kommen nicht ursächlich vom Maske tragen. Welche Faktoren führen zu einer Verschlechterung und was kann für die Regeneration der Haut unternommen werden?
Einige Ratsuchende kommen seit der Maskenpflicht in Petra Borns Schönheitsfarm City-Cosmetic in Stendal. „Das Maske tragen verschlimmert vorhandene Hautprobleme“, sagt sie. Genauer: Beim Tragen atmet man durch die Maske ein und aus. Dadurch entstehe zwischen der Maske und der Haut ein Feuchtgebiet. Die Mund- und Kinnpartie werde dadurch rau und rissig, erklärt Petra Borns. „Das ist gefundenes Fressen für Bakterien, die in die Haut gelangen“, fügt die Mitarbeiterin Peggy Ratz hinzu. Kunden klagen daher über starke Akne und offene Stellen, besonders im Mund- und Kinnbereich.
Petra Borns rät ihren Patienten beispielsweise zu einer speziellen Ausreinigung und zu einer heilenden Maske. Die weitere Pflege für Zuhause stimmt die Kosmetikerin individuell ab. „Auf Make-up sollte verzichtet werden, damit nicht zwei Schichten, aus Maske und Make-up, die Haut unnötig belasten“, empfiehlt Borns.
Christiane Bredin, Kosmetikerin aus Osterburg, betreut Kunden, die schon lange vor der Maskenpflicht Probleme mit ihrer Haut haben. So bietet sie bei unreiner Haut ein Fruchtsäu-repeeling und eine spezielle Behandlung zur Verbesserung des Feuchtigkeitshaushaltes an.
Auch der Dermatologe Dr. Axel Winkelmann aus Magdeburg sieht das Maske tragen nicht als Hauptursache für Hautprobleme. Seine Patienten litten schon zuvor an Rosazea, Neurodermitis, seborrhoischem Ekzem und perioraler Dermatitis. „Durch die Maske treten diese Hauterkrankungen nicht plötzlich neu auf, sondern werden verstärkt.“ Generell sei die Haut im Herbst und Frühjahr überstrapaziert. Draußen herrsche feucht kalte Luft und in den Räumen komme die Haut mit trockener Heizungsluft in Berührung, erklärt der Dermatologe.
Die periorale Dermatitis gehört zu den häufigsten Erkrankungen, die Winkelmann behandelt. Durch die Verwendung der hydratisierenden Cremes mit Hyaluron nehme die Haut zwar mehr Feuchtigkeit auf, könne diese aber nicht speichern. Dadurch werde sie rau, die Schutzbarriere sei nicht mehr gegeben und es komme zu Rötungen, Bläschen- und Pustelbildung, erklärt der Arzt.
Zu Beginn einer Therapie rät er, jegliche Kosmetika abzusetzen. Das Gesicht wird nur mit Wasser oder seifenfreien Produkten gereinigt. Als Pflege dienen leichte Cremes ohne allergene Inhaltsstoffe. Unterstützende Wirkung erzielt der Patient außerdem mit lauwarmen Aufschlägen aus schwarzem Tee. Diese Pflegeroutine nennt Winkelmann „Nulltherapie“.
„Der Patient muss dabei Geduld haben, weil es zu Beginn der Therapie zu einer Erstverschlechterung kommen kann. Diese dauert wenige Wochen“, sagt der Experte. Wenn nach sechs bis acht Wochen keine Besserung eintritt, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Dann sei eine medikamentöse Therapie nötig.
Aus welchem Material sollte die Maske bestehen, um mögliche Hautprobleme zu minimieren? „Die medizinischen, FFP2- und Baumwoll-Masken verursachen normalerweise keine Hautprobleme“, erklärt der Dermatologe. Petra Borns und ihre Kollegin Peggy Ratz geben aber zu bedenken, dass das regelmäßige Waschen einer Baumwoll-Maske den Stoff luftdurchlässiger macht. Dadurch verringere sich der Virenschutz für den Mitmenschen. Christiane Bredin befürwortet jedoch die Baumwoll-Masken, „weil sie sich gut reinigen lassen“.
Wer allerdings hofft, dass Axel Winkelmann wegen Hautproblemen ein Attest ausstellt, das von der Maskenpflicht befreit, wird enttäuscht. „Hautprobleme zählen nicht zu den triftigen Gründen“, begründet der Mediziner und lächelt.