Jurist Julius Charig Einziges Zeichen jüdischen Lebens in Stendal um Hinweistafel ergänzt
Die Geschichtswerkstatt und die Altmärkische Bürgerstiftung erinnern an die ermordete jüdische Familie Charig aus Stendal.

Stendal. - Es ist das einzig erhaltengebliebene Zeichen des ehemaligen jüdischen Lebens in Stendal: das Kanzleischild von Julius Charig in der Karlstraße 2. Ein ergänzendes Schild erklärt seit Donnerstag, 20. Februar, was es mit der Nachbildung auf sich hat.
„Dr. Charig“ und „Rechtsanwalt“ stehen eingerahmt in schwarzen Lettern an der beigen Hauswand. Was viele nicht wissen: Das originale Kanzleischild befindet sich direkt dahinter und wurde mit einer Schutzschicht konserviert.
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Das dazu passende Infoschild haben die Geschichtswerkstatt und die Altmärkische Bürgerstiftung nach Zustimmung der Hausbesitzerin angebracht. Finanziert wurde die Tafel von der Bürgerstiftung und dem mittlerweile verstorbenen Mann von Sylvia Gohsrich, die das Projekt ebenfalls fördert.

Julius Charig hat im Ersten Weltkrieg gedient und war bis in die Nazizeit hinein als Jurist tätig. Holger Huth von der Geschichtswerkstatt freut es besonders, dass der Gedenkort somit komplett ist und sowohl in Stendal als auch der Heimatstadt von Charigs Frau Ilse gedacht wird: Vlotho in Niedersachsen.
Julius Charig durfte zwar noch nach 1933 praktizieren, aber nur für Juden. Im Landgericht hatte er Hausverbot. Kurz vor der Deportation der Familie, zogen die Charigs ins Judenhaus in die Grabenstraße 4. Vermutlich starb der Jurist 1943 im Warschauer Ghetto.