Stadtgeschichte In Stendal wohnt man „An der Rolle“ - Woher die Straße ihren Namen hat
In Stendal tragen einige Straßen ungewöhnliche Namen. Eine von ihnen ist die Straße „An der Rolle“. Was hinter dem Namen steckt.

Stendal - Wenn jemand von der Rolle ist, hat er sprichwörtlich den Verstand verloren, und wenn etwas keine Rolle spielt, hat es keine Bewandtnis. In Stendal kann man sogar „An der Rolle“ wohnen. Dahinter versteckt sich jedoch keine Redewendung, sondern eine Straße. Diese befindet sich in der Hansestadt an der Parkstraße. Woher die Straße „An der Rolle“ ihren besonderen Namen hat, hat Silke Junker vom Altmärkischen Museum in Stendal in Erfahrung bringen können.
Eines nimmt die Museologin gleich vorweg: „Der Straßenname ist noch relativ jung.“ Eine Benennung wurde zwar um 1900 in Erwägung gezogen, als die Stadt über ihre mittelalterliche Begrenzung hinaus wuchs, doch wurde der Name erst 1955 offiziell vergeben. Auf einem alten Stadtplan von 1935 ist die Straße daher einfach nur mit „Weg“ betitelt.
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Wie bei vielen anderen Straßennamen in Stendal bezieht sich auch dieser Name auf einen alten Flurnamen. Im Falle von „An der Rolle“ ist es „Rolle“ als Kurzform des niederdeutschen Wortes „rullbom“ (Rollbaum). Im Grimmschen Wörterbuch von 1893 wird ein Rollbaum als „Vorrichtung zum Versperren von Fußwegen für Vieh und Wagen“ beschrieben. In dieser Definition findet sich auch schon des Rätsels Lösung. „Es handelte sich wohl um eine Art Wegsperre mit einem drehbaren Verschluss und Querbalken, damit die Rinder nicht von der Koppel konnten“, sagt Silke Junker. „Wie eine Art Schranke. Nur, dass sie nicht nach oben aufgeht, sondern nach hinten und vorne.“
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Für die 58-Jährige ergibt diese Erklärung Sinn. Andere Straßennamen in der Nähe weisen darauf hin, dass an dieser Stelle früher Weidebetrieb herrschte wie zum Beispiel „Nachtweide“ und „Koppelweg“.
Eine Straße weiter findet sich auch die Straße „Vor dem Viehtor“, die ebenfalls erst 1955 benannt wurde. „Der Name bezieht sich auf das einst nahe gelegene Stadttor mit dem Namen Viehtor“, erklärt Silke Junker nebenbei.