Lost Places Jüdischer Friedhof in Stendal: Ein fast vergessener Ort
Französische Journalisten und Schüler begeben sich in Stendal auf die Spuren jüdischen Lebens. Der jüdische Friedhof hat wohl nur durch Zufall, die Nazizeit in Deutschland überstanden.

Stendal. - Der jüdische Friedhof in Stendal ist ein fast vergessener Ort, den es wohl nur noch durch Zufall gibt. „Wie kann dieser Friedhof die Zeit von 1933 bis 1945 überlebt haben?“, fragt Holger Huth von der Geschichtswerkstatt eine Gruppe französischer Schüler und Journalisten, die sich Ostermontag in Stendal auf die Spuren jüdischen Lebens begeben haben.

Der einwöchige Besuch findet in Kooperation mit dem Berufsschulzentrum Stendal statt. Die Worte von Holger Huth werden für die Jugendlichen bei der Führung in Englisch und Französisch übersetzt.
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Auf die Frage zum Überleben des Friedhofs schlussfolgert der Stendaler die Antwort: Er wurde wegen der Kriegswirren vergessen. Das mag an seiner Lage liegen. Die jüdischen Gräber befinden sich von Ziegeln ummauert am nordöstlichen Rand des städtischen Friedhofs. Laut Holger Huths Auffassung wissen auch heute viele Stendaler nicht, dass es diesen geschichtsträchtigen Bereich gibt. Viele andere jüdische Friedhöfe in Deutschland wurden während der Naziherrschaft zerstört, Grabsteine für den Straßenbau verwendet.

Die Parzelle, in der sich der jüdische Friedhof befindet, wurde im Jahr 1857 von der Stadt Stendal an die jüdische Gemeinde übergeben. 1865 wurde die Mauer gebaut, die den Bereich vom restlichen Gelände abgrenzt.
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„Es dürfen nur die Wege betreten werden“, erklärt Holger Huth. Männer müssen Kopfbedeckung tragen. Christliche Zeichen dürfen nicht platziert werden, und das Mitbringen von Haustieren ist verboten. „Wenn jemand einen Stein hat, kann er ihn auf ein Grab legen“, sagt der Stendaler. „Es zeugt von Respekt.“ Am Ende liegen viele neue Steine auf den Grabsteinen.